Für die Titelgeschichte der aktuellen NEON-Ausgabe haben wir uns damit beschäftigt, warum es nicht nur gut, sondern sogar lebensnotwendig ist, endlich wieder mehr zu feiern. Schließlich gehören diese langen Nächte (und Nachmittage), in denen es vor allem darum geht, sich selbst und allen, die wir mögen möglichst viel Spaß zu bereiten, zu den schönsten Zeiten, die man so verbringen kann.
Bei der Vorbereitung der Geschichte haben wir darüber gesprochen, was es ist, das eine Party unvergesslich macht. Es sind manchmal große Ereignisse und manchmal kleine Zufälle, und manchmal ist es irgendein Einfall, den jemand plötzlich hat. Und dann steht man da, zwischen all den Menschen, die man mag und denkt sich: Das ist jetzt der absolut beste Moment, den ich mir vorstellen kann. Die Musik, die wir empfehlen, kannst du dir hier anhören (Playlist mit 38 Songs):
Was ihre liebsten Party-Momente sind, haben NEON-Redakteure hier aufgeschrieben:
»Wir hatten zu acht beim Griechen draußen gesessen und wollten nach einem langen, schönen Essen um die Ecke noch einen Gin Tonic nehmen. Der Laden war total leer bis auf ein paar Stammgäste, die an der Bar hingen. Der DJ, am Eckplatz sitzend, spielte italienische Wohlfühllieder und Gitarrensachen für die Generation 65+.
Dann klang Bob Dylan – »Like a Rolling Stone« an und ich weiß nicht, woran es lag, ob es das erste Lied war, das auch wir kannten oder ob bei uns gleichzeitig der Gin-Knopf anging: Es war die Zündung für die Tanzfläche – alle glücklich. Man glaubt es nicht, aber es ist das perfekte Lied dazu, trotz des ruhigen Tempos. »How does it feeeel« und »Like a rolling stoooone« wiederholen sich endlos und werden, weil keiner mehr die Reihenfolge checkt, wenn jeder mitgrölt, irgendwann zum Kanon.
Ich bin mir nicht sicher, ob das Lied wirklich so lang ist oder DJ 65+ es irgendwann auf repeat gestellt hat, weil er sich so gefreut hat über seine tanzende Crowd.«
Alard von Kittlitz, Redakteur:
»An meinem 26. Geburtstag geschah ein Wunder. Wir waren gegen eins aus meiner Berliner Wohnung ins Watergate gezogen, wo an dem Abend Richie Hawtin aufgelegt hat. Die Schlange war eher eine Menschenmasse, irgendwo weit hinten sah man den Türsteher über den Köpfen im Halbdunkel stehen. Da streckte besagter Türsteher – ich hatte ihn noch nie in meinem Leben gesehen – den Finger aus, zeigte auf mich, der weit hinten am Straßenrand stand, und rief: Du! Du kommst rein! Ich konnte es nicht fassen. Ich durfte alle acht Freunde mit rein nehmen. Ich weiß wirklich nicht, warum. Das war ein toller Geburtstag, und wir haben dann auch lange da getanzt.«
Martina Kix, Redakteurin:
»Meine letzte Party in meiner Wohnung in Kreuzberg. Noch vor Mitternacht tanzten meine Freunde im Flur, irgendwann knutschten zwei Jungs vor meinem Schlafzimmer, eine Freundin räkelte sich auf dem Esstisch, irgendwer drehte Joints, eine Bekannte weinte im Flur und ein Kumpel verteilte Bändchen in unterschiedlichen Farben, die jeweils den Status der sexuellen Bereitschaft ausdrückten: Rot: offen für alles. Blau: same Sex only. Schwarz: vergeben. Farben und Interessen konnte jeder frei wählen. Was die Party zu einer besonderen Party gemacht hat? Das war genau diese Mischung: Küsse, Drogen, Dramen und Leidenschaft.«
Jonas Natterer, Art Director:
»Am Tag nach der Party, später Nachmittag bin ich in den Club zurückgefahren, um meine Plattentaschen abzuholen. Ich sperre den Laden also auf, da höre ich ein Rascheln und jemand kriecht zwischen einem Berg vergessener Klamotten hoch.«
Was so läuft, wenn Jonas auflegt, kannst du dir hier anhören:
Jakob Schrenk, Redakteur:
»Man sagt, die Hochzeit wäre der schönste Tag des Lebens. Meine Hochzeit war auch noch die schönste Nacht meines Lebens: Irgendwann um fünf Uhr morgens werden wir vom Wirt aus der Scheune geschmissen, in der wir gefeiert haben. Im Zimmer schläft meine Frau (oh Gott: meine Frau!) sofort ein, aber ich bin viel zu aufgeregt. Von irgendwo kommt Musik. Auf dem Parkplatz stehen mein Trauzeuge Tobi und noch ein paar Jungs und Mädels um das »just-married«-Auto herum. Sie haben alle Türen aufgemacht, die Stereoanlage aufgedreht und hören deutschen Hiphop, von ganz früher. Im Chor sprechen wir jede Zeile mit: »Immer wenn es regnet, muss ich an dich denken«, »soll ich’s wirklich machen oder lass ich’s lieber sein«, der ganze Quatsch halt. Es ist ein Tag im Juni, es ist warm und schon längst wieder hell, ich lehne mich gegen das Auto, stecke meine Hände in die Hosentasche, halte mein Gesicht in die Morgensonne, mache die Augen zu und bete, dass dieser Moment nie vorüber gehen wird.«
Und jetzt wollen wir von dir wissen: Was war dein liebster, spannendster, verrücktester oder romantischster Party-Moment?