Vorgegaukelte Gefühle Mobbing in der Liebe – wieso soll das ein Trend sein?

Eine Frau schreit vor Wut
Wenn man böse verletzt wurde, hilft manchmal nur, seine Wut herauszuschreien
© Getty Images/PeopleImages
Es gibt mittlerweile viele Begriffe dafür, eine Person mit voller Absicht abzuservieren. Doch was steckt dahinter? Und warum bekommen diesen Praktiken auch noch Namen – und werden "Trend" genannt?

Ich bin 22. In meinen Augen ist das ein Alter, in dem man noch sagen kann, dass man jung ist. Als ich aber in den letzten Wochen Artikel über angeblich neue Dating-Trends gelesen habe, fühlte ich mich auf einmal wie mein eigener Opa, dem man erzählt, was Snapchat ist – völlig überfordert und alt. Es handelt sich um Begriffe wie: Ghosting, Hyping, Pigging oder Benching.

Hä, was soll das denn sein? Genau das habe ich mich auch gefragt. Grob erklärt sind es gemeine Tricks, um jemanden loszuwerden oder vorzuführen. Pigging beispielsweise, was sich aus den englischen Wörtern "to pick" (auswählen) und "pig" (Schwein) zusammensetzt, soll ein "Dating-Streich" sein: Man flirtet mit einer Person, deren Optik nicht den gängigen Schönheitsidealen entspricht, um sie anschließend böse abzuservieren.

Eine junge Britin wurde angeblich Opfer von Pigging

Bekannt geworden ist diese fiese Masche durch die 24-jährige Britin Sophie Stevenson. Sie erzählte vor einigen Wochen in der britischen TV-Sendung "This Morning", wie sie angeblich Opfer von Pigging geworden sei. Sie habe in ihrem Urlaub in Barcelona einen jungen Niederländer kennengelernt. Die beiden hätten sich auf Anhieb gut verstanden und eine Urlaubsromanze gehabt. Auch nachdem sie wieder zurück in England gewesen sei, hätten sich die beiden regelmäßig geschrieben.

Als Sophie ihn aber in seiner Heimatstadt Amsterdam besuchen wollte, wozu er sie angeblich eingeladen habe, sei er nicht am Flughafen erschienen. Stattdessen habe sie lediglich eine Nachricht bekommen: "Du wurdest verarscht. Das war alles nur ein Witz." Der junge Niederländer bestreitet die Vorwürfe und hat sogar einen Anwalt eingeschaltet. 

Warum es falsch ist, diesen Praktiken Namen zu geben

Völlig unabhängig davon, ob die Geschichte der jungen Britin wahr ist, grenzt allein schon die Idee an Mobbing. Jemanden wegen seines Aussehens vorzuführen, zeugt zudem nicht gerade von Charakterstärke. Ganz im Gegenteil, es zeigt, wie armselig eine solche Person ist. 

Ich frage mich, wieso man solchen Aktionen dann auch noch Namen gibt. Und wieso man von einem Trend spricht. Macht man solche Ausgeburten der Heimtücke und Hinterlist damit nicht erst salonfähig? Eine Person verletzt eine andere. Bewusst. Das muss man nicht weiter kategorisieren. Um es mit einer Fußballphrase zu sagen: Tor ist Tor. In diesem Fall: Eigentor ist Eigentor. Denn gemein bleibt gemein.       

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