Erst vor ein paar Wochen brach ein Shitstorm über Süßwaren-Anbieter Katjes herein, weil sie eine junge Frau mit Hidschab als Aushängeschild für vegetarische Süßigkeiten genutzt hatten. Klingt albern, war es auch. Leider ist es kein Einzelfall. Neuestes Beispiel: Die Krankenkasse DAK Gesundheit muss sich zur Zeit für ein völlig harmloses Plakat rechtfertigen. Sie hat es doch tatsächlich gewagt, darauf eine junge Familie zu zeigen. "Auf einmal steht das Leben Kopf", steht neben einem Paar, das ein Ultraschallbild in der Hand hält. Sie ist kaukasisch, er nicht. Das reicht scheinbar für einen Shitstorm.
"Vergewaltiger", "Wirtschaftsflüchtling" – wo nehmt ihr das her?
Es gibt Leute wie mich, die an dem Plakat wahrscheinlich schon einige Male vorbeigelaufen sind und es wenige Minuten später schon wieder vergessen hatten. Und dann gibt es die, die schnurstracks nach Hause rennen, um auf Facebook und Twitter erst einmal so richtig vom Leder zu ziehen. Da fallen dann so Worte wie "Rassenvermischung", "Vergewaltiger" und "illegale islamistische Wirtschaftsflüchtlinge". Ah, und dass der freundliche junge Mann auf dem Plakat "keinen Beitrag für die Solidargemeinschaft leistet", kann man seiner Hautfarbe scheinbar auch entnehmen. Was die Pöbler nicht alles wissen können…Die DAK reagierte, postete in den sozialen Netzwerken ein Foto von Poster und Team und schrieb dazu: "Ein junges Paar freut sich auf sein Baby – und wir werden für dieses Motiv kritisiert. Und zwar von Menschen, die ein Weltbild haben, das wir nicht teilen. Wir sind die Krankenkasse für alle Menschen – egal, welcher Herkunft."
Auch das Model selbst meldete sich auf Facebook, schrieb: "Leider bin ich einigen Menschen, unter anderem denen von der AfD Nordwestmecklenburg, offenbar nicht 'einheimisch' genug." Er habe sich "nicht einmal ansatzweise" vorstellen können, dass das Plakat diese Art Reaktion hervorrufen könnte. "Mein Alltag ist geprägt von toleranten, vernunftbegabten und weltoffenen Menschen, Menschen mit heller und dunkler Haut, mit deutschem oder ausländischem Pass - mit dem Herz am rechten Fleck."
Das Social-Media-Team der DAK hat derweil keineswegs vor, sich dem Druck von rechts zu beugen. Im Gegenteil. Erst am Montag machten sie das Foto der Kampagne zu ihrem Facebook-Header. Wieso auch nicht. Ist ein schönes Bild.