Wenn man durch den Hamburger Stadtteil Sternschanze läuft, ist es fast unmöglich, sie nicht zu sehen. Denn sie sind überall: Anti-Nazi-Bekundungen. Manchmal kleben sie in Form von Stickern an Straßenlaternen, manchmal sind sie Graffiti-Sprüche an Häuserwänden und manchmal hängen sie als Plakate an Wohnungsfenstern. Die Stadt oder die Polizei würde hier niemals auf Idee kommen, sie abzukratzen – geschweige denn den Bewohnern zu sagen, sie abzunehmen. Anders ist es an der Universität von Massachusetts in Amherst. Dort werden Anti-Nazi-Bekundungen offenbar nicht toleriert, wie es nun die Online-Nachrichtenseite "Buzzfeed News" berichtet.
Es beginnt Anfang Dezember. Eine unbekannte Person malt ein Hakenkreuz auf ein "Happy Hanukkah"-Schild auf dem Campus-Gelände. Weil die Universität nichts unternimmt, fühlt sich Nicole Parsons gezwungen, etwas zu tun. Sie hängt ein selbstgebasteltes Plakat an das Fenster ihres Apartments. Darauf steht: "Sch*** Nazis, ihr seid hier nicht willkommen."
USA: Anti-Nazi-Plakat sei "diskriminierend"
"Ich dachte mir: Wenn ich das Schild aufhänge, wird es vielleicht die Person sehen, die das Hakenkreuz gemalt hat. Dadurch bekommt sie vielleicht mit, dass jemand ihre Tat verurteilt – im Gegensatz zur Universität", sagt sie "Buzzfeed News".
Eine Woche später kriegt die Studentin plötzlich eine E-Mail, die der Online-Seite vorliegt, von der Verwaltung. Darin wird sie gebeten, das Plakat zu entfernen. Es schließe nämlich Nazis aus. Parsons ist geschockt: "Das zeigt mir, dass die Universität sich tatsächlich mehr für die Gefühle von Nazis interessiert als für die Sicherheit der Studenten."
Universität entschuldigt sich auf Facebook
Nachdem der Vorfall publik wird, äußert sich nun auch die Universität auf Facebook. Sie entschuldigt sich für den Vorfall. "Die E-Mail hätte so nicht gesendet werden dürfen. Die Universität lehnt Nazis und jede Gruppe, die andere Menschen diskriminiert, ab." Wenn die junge Studentin möchte, dürfe sie das Schild wieder aufhängen.
Doch Parson möchte nicht. Sie hat es entfernt. Ihre Mitbewohnerin habe sich wegen der ganzen Aufmerksamkeit Sorgen gemacht, erzählt sie "Buzzfeed". "Ich werde es definitiv in meinem Schlafzimmer aufhängen. Ich werde das Schild für immer behalten."

Quellen: Buzzfeed News / Facebook