Der Fall Birte Meier macht auch jetzt, fast ein Jahr später, immer noch wütend. Die ZDF-Redakteurin zog im vergangenen Februar vor das Arbeitsgericht, weil männliche Kollegen in derselben Position deutlich mehr verdienten als sie. Doch die Klage scheiterte. Und nicht nur das: Birte Meier musste sich vom Richter anhören, die Männer hätten eben besser verhandelt und außerdem - und das ist besonders dreist - hätten Frauen durch Schwangerschaften weniger Berufserfahrung. Dass Meier keine Kinder hat und der Richter bei den Gehaltsgesprächen natürlich nicht anwesend war - egal!
Die Unverschämtheit ist die eine Sache, gegen die kann der Staat nichts tun. Gegen die Ungerechtigkeit aber schon. Das zeigt gerade die Regierung in Island. Dort trat am 1. Januar ein Gesetz in Kraft, das es illegal macht, wenn Männer und Frauen für die gleiche Arbeit unterschiedlich bezahlt werden. Und zwar schon ab einer Unternehmensgröße von 25 Mitarbeitern. Verstöße sollen mit Geldstrafen geahndet werden.
In Deutschland gibt's nur ein halbherziges Gesetz
Erstaunlicherweise sind die Isländer mit diesem Gesetz weltweit die ersten, dabei ist die Lohnungerechtigkeit ein globales Problem. Die Geschlechter-Gehaltslücke der Isländer ist sogar seit Jahren die kleinste überhaupt. Im Schnitt verdienen die Isländerinnen trotzdem noch 14 bis 19 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. In Deutschland liegt der Schnitt sogar bei 21 Prozent weniger Lohn für Frauen. Worauf warten wir also noch?
Es ist höchste Zeit, dass sich auch hier etwas tut, und zwar nicht nur halbherzig. Die große Koalition hat im vergangenen März ein Gesetz verabschiedet, das es Frauen in Unternehmen ab 200 Mitarbeitern ermöglicht, Auskunft über den Lohn ihrer Kollegen in vergleichbaren Positionen zu bekommen. Nur was dann? Eine Garantie für mehr Gehalt bekommen sie dadurch nicht, auch wenn sich ihre Verhandlungsposition vielleicht stärkt. Wirklich erfolgsversprechend ist das Ganze trotzdem nicht, vor allem, wenn Frauen immer noch das Risiko tragen, mit einer Klage zu scheitern.
Doch während in Island fortschrittlich gedacht wird, rollen wir hierzulande gefühlt Jahre zurück: Der neue Bundestag wird mit einem Anteil von 31 Prozent erstmals wieder so wenige Frauen vertreten haben wie zuletzt 1998. Im isländischen Parlament sind knapp die Hälfte der Abgeordneten Frauen. Finde den Fehler.