Politik Liebe Regierung von Malta,

während ich nach drei netten Tagen auf deiner Insel im Flugzeug sitze, höre ich von deinem Plan: Stark! Zukünftig kann man sich die maltesische Staatsangehörigkeit kaufen, wie einen dieser lustigen Blech-Jesuitenritter in den Souvenirshops der Insel. Der Preis: 650.000 Euro. Die Staatsangehörigkeiten für Ehepartner gibt es im Rabatt für je 25.000 dazu. Endlich mal ein mutiger Versuch, das bisher oft so unnötig komplizierte Verhältnis zwischen der Sphäre der Politik und der Sphäre des Geldes in eine harmonischere und profitablere Zukunft zu überführen.

In Staaten wie Deutschland wird dieser Versuch zwar auch unternommen – da werden Banken mit Steuergeldern aufgepäppelt und ganze Industriezweige von Energiekosten verschont – aber das ist alles schrecklich verdruckst, defensiv, irgendwie so hintenrum. Du, liebe Regierung von Malta, bist da viel konsequenter. Und hast ja auch allen Grund dazu. Wenn man einen Staat zu führen hat, der aus nicht viel mehr als einem kleinen, kargen Felsen im Mittelmeer besteht, muss man eben sehen wo man bleibt. Die jungen, ausgebildeten Leute ziehen einfach weg – gemein – auf den Feldern wächst kaum etwas, die Touristen fahren lieber nach Italien und in der Playmobil-Fabrik auf der Insel können ja nun auch nicht alle arbeiten. Da reicht es dann eben nicht, sich wie bisher als Paradies für Steuerflüchtlinge zu profilieren oder Firmen, die so etwas wie Online-Glücksspiel anbieten, mit laschen Gesetzen zu locken. Dass die Bevölkerung jetzt Angst davor hat, Malta könnte ein Einfallstor werden für dubiose Menschen mit ebenso dubiosen Geldquellen, die sich schon darauf freuen, sich innerhalb Europas frei bewegen zu können, ist natürlich unbegründet. Die Firma Henley & Partners, an die du den Verkauf der Staatsangehörigkeiten outgesourct hast, hat schließlich versprochen, da so richtig gut hinzuschauen.

Und all die Leute, die das alles würdelos finden oder demokratietheoretisch bedenklich, dass du dir, liebe maltesische Regierung, damit eigene Wähler importierst, weil die Neu-Malteser sich natürlich dankbar dafür zeigen werden, überhaupt ihre Stimme abgeben zu dürfen (auch ohne je auf der Insel zu leben), sollen sich mal nicht so haben. Die Tatsache, dass absolut jeder Mensch fortan Malteser werden kann, ist ein Zeichen des Willkommens und der Offenheit gegenüber der Welt. Das gilt besonders für die armen afrikanischen Flüchtlinge, die bei dem Versuch nach Malta zu gelangen, so oft mit ihren Booten im Mittelmeer versinken. Die müssen endlich keine Boote mehr besteigen. Sie können ja jetzt auch einfach sparen.