Politik Was ist nur aus dir geworden? (2/10)

Politik: Was ist nur aus dir geworden? (2/10)
In der ersten NEON-Ausgabe 2003 stellten wir

»Die 100 wichtigsten jungen Deutschen« vor. Zehn Jahre später haben wir uns wieder auf die Spur unserer »Top 100« gemacht und wollten wissen: Was ist aus dir geworden?

In Teil 2 unserer Serie widmen wir uns dem Modedesigner von Björk, einer frisch gebackenen Tatort-Kommissarin, sowie einer Schauspielerin, die nicht älter, sondern einfach besser wird.

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NEON, Ausgabe 01, 2003: Nora Tschirner, 22, Schauspielerin. Im Augenblick wahrscheinlich das coolste Mädchen der Republik. Nicht erst seit »Soloalbum« Schauspielerin, aber vor allem bekannt als Moderatorin von MTV »Hitlist Germany«. Ihr gelingt fast alles, neulich sogar die theoretische Fahrprüfung. Wenn sie so schnell fährt wie sie redet, dann gnade allen Fußgängern in Berlin der liebe Gott.

Heute: Nora Tschirner, 32, Schauspielerin, Moderatorin. Wurde wirklich berühmt als zu schnell sprechende, dickbrillige Freundin von Til Schweiger im Film »Keinohrhasen« und der Fortsetzung »Zweiohrküken«. Im Film plagt sich Tschirner als Kindergärtnerin mit einer Horde Kinder rum – im echten Leben ist nun das erste Mal Nachwuchs unterwegs. Ab Dezember wird man Tschirner mit Kollege Christian Ulmen als Tatort-Kommissare in Weimar sehen.

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NEON, Ausgabe 01, 2003: Bernhard Willhelm, 30, Modedesigner. Seine Mode erzählt Märchen. Björk ist seine Kundin. Für seine Freunde kocht er am liebsten Spätzle. Man sagt, er sei schon ein Star. Und Karl Lagerfeld könne jetzt endlich in Rente gehen.

Heute: Bernhard Willhelm, 40, Modedesigner. Sängerin Björk war schon in seinen Anfängen großer Willhelm-Fan. 2007 entwarf er schließlich die Kostüme für ihre Welttournee. In der Modeszene ist sein Name weltberühmt. Gerade in Japan sind die Menschen so verrückt nach Willhelms wildem Mix aus Farben, Schnitten und Stoffen, dass japanische Männer oft Stücke aus der Frauenkollektion kaufen.

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NEON, Ausgabe 01, 2003: Fritzi Haberlandt, 28, Schauspielerin. Seit 2000 fest im Ensemble des Thalia Theater in Hamburg. Eine Eisprinzessin, kühl wie ein Abendhauch. Wegen ihr lassen Jungs auch mal ein Konzert sein und schauen sich »Liebelei« im Theater an. So sympathisch, dass man’s kaum aushält.

Heute: Fritzi Haberlandt, 38, Schauspielerin. War bis 2006 Mitglied des Thalia Theaters Hamburg, wechselte dann nach Berlin ans Maxim-Gorki-Theater und macht immer mal ein paar Ausflüge ans Wiener Burgtheater. Aus dem Tatort kennt man sie und auf der Kinoleinwand gibt es Haberlandt auch: Als die Frau, die Kurt Krömer aus der Unscheinbarkeit befreit, zum Beispiel (»Eine Insel namens Ud).Von ihren Leistungen sind seit mehr als zehn Jahren Publikum und Regisseure begeistert. Trubel um ihre Person braucht Haberlandt aber nicht. 2012 zog sie aufs Land, nach Brandenburg.

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NEON, Ausgabe 01, 2003: Judith Hermann, 33, Schriftstellerin. Als »Sommerhaus, später« erschien, begann ein Hype, der nur schwer zu verkraften war. Der alte Karasek hörte bei ihr den »Sound einer neuen Generation«. In diesem Jahr dann »Nichts als Gespenster«: wieder Kurzgeschichten, in denen ständig mal eine geraucht wird. Langweilig, aber alle lesen es. Wir warten auf den ersten Roman, sie wohl auch.

Heute: Judith Hermann, 43, Schriftstellerin. Nach langem Nichts erschien 2009 »Alice«, ein Prosaband über fünf tote Männer, die im Leben von Alice eine Rolle spielten. Mit ihrem melancholischen Stil verzaubert Hermann nach wie vor. Noch den ganzen Herbst hält sie Lesungen in mehreren Städten. Hermann lebt in Berlin.

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NEON, Ausgabe 01, 2003: Maximilian Hecker, 25, Musiker. Der einzig wahre Junge mit der Gitarre. Sein Album »Rose«: Zum Heulen schön! »Ich sehe mich bald in einem Steinhaus in der Bretagne mit einem skandinavischen Model; auf der Suche nach dem perfekten Hit!«

Heute: Maximilian Hecker, 35, Musiker. Sein Album war mal in der New York Times unter den besten des Jahres 2001. In Asien ist er noch immer ein Popstar. Nur in Deutschland hat Hecker so wenig Erfolg, dass er überlegt wieder in seinem Ausbildungsberuf – als Krankenpfleger – zu arbeiten. Letzter Versuch: ein Buch über seine Karriere. Der Titel ist Programm: »The Rise and Fall of Maximilian Hecker« . Das Buch endet damit, dass Hecker von einer Prostituierten getröstet wird.

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NEON, Ausgabe 01, 2003: Annika Peimann, 29, Werbemädchen. Zu sehen in den Spots von »Allianz«, der »Münchner Stadtwerke«, »Du darfst« und »C&A« – immer, wenn wir sie sehen, will sie uns was verkaufen. Aber jedesmal wird sie sympathischer. Sagt: »Ich möchte kein Darling sein!« Wartet auf Schauspiel-Angebote.
Heute: Annika Peimann, 39, Schauspielerin. War lange Zeit Werbemädchen von Du darfst, C&A und Tchibo. Danach übernahm sie Rollen in Soaps wie »Unter uns« und »Verbotene Liebe« und trat in verschiedenen Kurzfilmen auf.

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NEON, Ausgabe 01, 2003: Heike Makatsch, 31, Schauspielerin. Goddess of Schöne- Mädchentum. Am Anfang waren alle skeptisch. Aber dann sorgte Heike als erste Viva-Moderatorin für Furore, danach in den Hitparaden mit »Stand By Your Man«, dann im Kino als »Gripsholm«- Prinzessin, dann sogar zur besten Fernseh-Sendezeit in den »Semmelings«. Hat bewiesen: Sie kann alles. Ist immer noch so schön wie ein Traum.

Heute: Heike Makatsch. 42, Schauspielerin. Bekam 2006 den Bambi und den Bayerischen Fernsehpreis für die Rolle als Firmengründerin Margarete Steiff. Als Hildegard Knef machte sie auch eine tolle Figur. Und sowieso hat man das Gefühl, Makatsch wird nicht älter, sondern nur besser. Sie ist inzwischen Mutter zweier Kinder. Vater ist Musiker Max Schröder von Tomte.

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NEON, Ausgabe 01, 2003: Michael Ballack, 26, Fußballer. Der beste Mittelfeldspieler der Welt, besser als Zidane, besser als Figo – aber der schlechteste Skatspieler der Deutschen Nationalmannschaft. Wird das Team trotzdem zum Weltmeisterschaftstitel führen.

Heute: Michael Ballack, 36, ehemaliger Fußballprofi. War für viele der Mann, der die Deutschen zum Fußballweltmeistertitel führen wird, schrabbte 2006 jedoch knapp daran vorbei. Bei der nächsten WM konnte Ballack verletzungsbedingt nicht spielen und verlor seinen Stammplatz in der Nationalmannschaft. Nach einem Wechsel vom FC Bayern zu Chelsea, kam Ballack 2010 zurück zu Bayer Leverkusen. Diesen Juni beendete Ballack seine Fußballkarriere in einem Abschieds- und Freundschaftsspielt in Leipzig.

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NEON, Ausgabe 01, 2003: Anja Mihr, 34, stellvertretende Vorstandssprecherin von amnesty international Deutschland. Arbeitet am UNESCO-Lehrstuhl für Menschenrechtserziehung in Magdeburg. Ihre Ausstellung »amnesty und die DDR« tourt seit zwei Jahren durch Deutschland. Privatleben? Keine Zeit. Mihr sieht auch in Zukunft in der Menschenrechtsarbeit ihre »absolute Berufung«.

Heute: Anja Mihr, 44, Professorin für Menschenrechte und Demokratisierung. War bis 2006 Vorstandsvorsitzende von Amnesty International Deutschland. Lehrte nach der Uni Magdeburg auch in Berlin, Peking, seit 2009 in Utrecht und fliegt als Gastdozentin an verschiedenen Unis um die ganze Welt. In Venedig war sie Leiterin im Masterprogramm »Human Rights and Democratization«.

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NEON, Ausgabe 01, 2003: Timo Ullmann, 31, Programmierer und Spieleentwickler in Berlin. Hat »Yager« miterfunden, ein Zukunftsspiel für die Xbox und den PC. Von ihm hört man noch New-Economy-Sätze: »Wir vergrößern uns demnächst.« Könnte sehr bald nach Japan abberufen werden.

Heute: Timo Ullmann, 41, Programmierer und Spieleentwickler. Lässt sich mit seiner Spielentwicklungsfirma »Yager Development« noch immer Idee für PC- und Spielekonsole-Action. Inzwischen arbeiten über 100 Leute in dem Studio, zum Teil aus Amerika und China. 2012 stellten sie das Spiel »Spec Ops: The Line« fertig.

Fotos: Getty Images