Politik Was ist nur aus dir geworden? (7/10)

Politik: Was ist nur aus dir geworden? (7/10)
In der ersten NEON-Ausgabe 2003 stellten wir

»Die 100 wichtigsten jungen Deutschen« vor. Zehn Jahre später haben wir uns wieder auf die Spur unserer »Top 100« gemacht und wollten wissen: Was ist aus dir geworden? Teil 7 unserer Serie, unter anderem mit einem Münchner Supermodel und einer Sängerin, die ihre Fans auf harte Geduldsproben stellt.

61 – Mario Thaler, 39, Musikproduzent
NEON, Ausgabe 01, 2003:
Sein Studio in Weilheim hat Weltklasse. Gibt auch unbekannten Bands Glanz. Im Winter wird er an einem neuen Notwist-Album arbeiten. »In zehn Jahren sitze ich vermutlich immer noch vor meinem Neve-Pult.« Gut so.

Heute:
2009 wurde er als »Erfolgreichster Produzent national« bei der Echo-Verleihung vorgeschlagen – Für die Arbeit mit der Dresdner Pop-Band »Polarkreis 18« und den Song »Allein allein«. 2008 musste Thaler sein Kult-Tonstudio »Uphon« in Weilheim bei München gegen ein kleineres eintauschen, in dem er bis heute produziert.

62 – Timo Boll, 32, Tischtennisprofi
NEON, Ausgabe 01, 2003:
In China ein Star mit mehreren hundert Millionen Fans. Bei uns der vierte Gast im ZDF- »Sportstudio«. Wenn Tischtennis in Deutschland populärer wäre, dann wäre Boll, der beste Spieler der Welt, bekannter als Michael Schumacher. Wird seinen Sport noch lange dominieren.

Heute:
Hat gerade eine WM in Paris und etliche Turniere in China bestritten. Wurde in Deutschland wohl erst dadurch bekannt, dass bekannt wurde, wie bekannt Boll in China ist. Seit 10 Jahren gehört der Mann zu den Top 7 der Welt im Bereich Tischtennis und hat überall dort gewonnen, wo es sportlichen Ruhm und Medaillen zu holen gibt. Nur die Olympiamedaillen im Einzelwettkampf lassen noch auf sich warten.

63 – Benno Fürmann, 41, Schauspieler
NEON, Ausgabe 01, 2003:
Mimt gern den verkorksten Loser, »je mehr Brüche desto spannender«. Frauen lieben ihn – er liebt nur noch Töchterchen Zoe, die im Oktober ein Jahr alt wird. Für sie bleibt er erst mal zu Hause als Papa. Wir warten so lange auf weitere große Filme.

Heute:
Ist Vater einer kleinen Tochter und immer noch häufig auf der Leinwand zu sehen. Zuletzt gesehen in der Komödie »Haialarm am Müggelsee«, »Tom Sawyer: und »In Darkness«. Steckt auch gerade wieder voll in den Dreharbeiten. Im Herbst kommt »Der fast perfekte Mann« und »Der blinde Fleck« folgt nächsten Januar.

64 – Susann Engert, 35, Politikerin
NEON, Ausgabe 01, 2003:
Susann Engert, 25, stellvertretende Juso-Chefin. Studiert Publizistik und Politologie, ist Mitarbeiterin von Bundestagspräsident Wolfgang Thierse. Aufgewachsen in der DDR, fordert sie »unser68«,damit ihre Generation endlich politisiert wird. Wird mal Vordenkerin ihrer Partei.

Heute:War zwischen 2003 und 2005 Vorsitzende der Jusos. Fünf Jahre lang (bis 2006) war sie Bezirksverordnete in Pankow und wurde von dort ins Berliner Abgeordnetenhaus gewählt. Ihre politischen Schwerpunkte waren unter anderem: Kinder- und Jugendhilfe, Arbeitsmarkt, Stadtentwicklung. 2011 legte sie aus persönlichen Gründen ihr Mandat nieder. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihrer Tochter in München und leitet das Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Paritätischen Wohlfahrtsverbands in Bayern.

Politik: Was ist nur aus dir geworden? (7/10)

65 – Anni Friesinger-Postma, 36, ehemalige Eisschnellläuferin
NEON, Ausgabe 01, 2003:
Anni Friesinger, 26, Olympiasiegerin und Multi-Weltmeisterin im Eisschnelllauf. Bayerische Frohnatur, aerodynamischer Kurvenstar. Will immer noch mehr Gold. Pläne nach dem Sport? »Bloß kein Büro-Job.«

Heute:
Holte in Einzel- und Teamleistung noch so viele Medaillen, dass sie sich damit wohl das Badezimmer fliesen könnte. 2010 trat sie wegen Knieproblemen als aktive Sportlerin zurück, bleibt dem Sport aber seitdem als Werbegesicht erhalten.

66 – Judith Holofernes, 36, SängerinNEON, Ausgabe 01, 2003:
Judith Holofernes, 26, Sängerin der Berliner Band »Wir sind Helden«. Mit dabei: Mark Tavasoll, 29, Pola Roy, 27, und Jean- Michel Tourette, 27. Vom Hinterhof direkt in die Feuilletons. Kein Grund zur Reklamation, bei der Musik. In zehn Jahren so bekannt wie Nina Hagen. Judith: »Wenn ich alt bin, möchte ich so glücklich sein, wie ich mit 14 dachte, dass ich irgendwann werden könnte.«

Heute:War mit ihrer Band »Wir sind Helden« keine Eintagsfliege, sondern verlässlicher Lieferant toller Alben mit poetischen, tiefgehenden und lustigen Songs. Seit 2012 pausiert die Band, Holofernes hat mehr Zeit für ihre zwei Kinder, für’s Blog schreiben und um neben jungen deutschen Künstlern am Klavier zu sitzen (zum Beispiel bei Maxim und seinem Song »Meine Soldaten«).

67 – Barbara Schönberger, 39, ModeratorinNEON, Ausgabe 01, 2003:
Alle sind begeistert, die meisten wissen aber nicht genau, warum. Die »Schöneberger Show« war ein netter Versuch, doch die Frau kann mehr. »Der Platz von Gottschalk interessiert mich nicht«, sagt sie. »Ich will der weibliche Götz Alsmann sein.«

Heute:
Hat nicht nur eine Talkshow im NDR (und alsbald auch auf RTL), sondern führt inzwischen bei den größten Preisverleihungen Deutschlands durchs Programm: Echo, Goldene Kamera, Radiopreis. Könnte passieren, dass sie dabei auf der Bühne »á la Madonna« mit ihrer Moderationskollegin Ina Müller rummacht. Weil sie auch noch singen kann, nimmt sie Platten auf und gibt Konzerte mit großem Orchester. Und dann haben wir noch den Kartoffelsalat, für den sie wirbt. Essen muss Frau Schöneberger schließlich zwischendurch auch.

68 – Joy Denalane, 40, Soul-SängerinNEON, Ausgabe 01, 2003:
Macht Musik und lässt damit die Seele lachen. Dazu ernster Text. Erstmal müssen wir uns mit einer Live-Platte im August zufrieden geben, weil Joy jetzt zwei Kinder hat. Ihre Musik wird uns auch in Zukunft glücklich machen.

Heute:
Lässt ihre Fans immer ewig auf neue Alben warten. Nach 2006 (Born and Raised) kam 2011 ihr neustes Album »Maureen« raus. In der Single »Was wir nicht tun« hört man Denalane mit Ehemann Max Herre. Die beiden waren nach jahrelanger Ehepause 2011 wieder zusammengekommen. Hat letztes Jahr beim Label »Liebeskind« geworben für die Taschenkollektion »Joy«.

69 – Julia Stegner, 28, ModelNEON, Ausgabe 01, 2003:
Auf dem Oktoberfest entdeckt, jetzt auf Anzeigen von Yves Saint Laurent und Strenesse. Hasst Model- Partys, liebt einen Polizisten, lebt in München. Bleibt sie so bodenständig, wird sie bald das erste, total normale Top-Model sein.

Heute:
Gehört zu den ganz Großen im Modelbusiness. Ihr Marktwert wurde 2005 auf 36,5 Millionen Euro geschätzt. Stegner lebt derzeit in New York, möchte aber – sollte sie Kinder kriegen – auf jeden Fall zurück in die Heimat. Hach.. dann haben wir sie hoffentlich bald wieder.

70 – Axel Bohmeyer, 38, jetzt Prof. Dr. Bohmeyer
NEON, Ausgabe 01, 2003:
Axel Bohmeyer, 28, christlicher Sozialethiker. Forscht am Frankfurter Nell-Breuning-Institut zum Wandel der Arbeit. Findet die heutige Politik »einfallslos, weil sie glaubt, nur unter pragmatischem Handlungszwang zu stehen.« Irgendwann wird er hoffentlich gegensteuern.

Heute:
Lehrt an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen in Berlin. Der Professor für Erziehungswissenschaft vermittelt den Studenten Geschichte und Theorien von Bildung und Erziehung sowie Pädagogik. Außerdem ist er Geschäftsführer des Berliner Instituts für christliche Ethik und Politik (ICEP), eine politische Ideenagentur, die relevante politische Informationen und ethische Reflexionen in Politik, Zivilgesellschaft und Wissenschaft kommuniziert.

Foto: Getty Images