Zwerg-Seepferdchen mit dem lateinischen Namen Hippocampus bargibanti sind gerade einmal so groß wie ein Daumennagel und leben in Korallenriffen des westlichen Pazifiks in Symbiose mit einer bestimmten Korallenart. Sie haben sich in Körperform und Farbe perfekt an diese angepasst.
Noch vor 45 Jahren waren die Zwerg-Seepferdchen völlig unbekannt. Dank ihrer extrem guten Tarnung waren sie vorher einfach nicht entdeckt worden. Die Farbe und Struktur ihrer Haut entspricht genau dem Aussehen der Koralle, an der sie sich Tag und Nacht mit ihrem Schwanz festhalten und warten, dass das Futter an ihnen vorbeischwimmt.
Im Laufe der Evolution haben die Tiere kleine Knötchen auf ihrer Haut ausgebildet, welche die Polypen der Koralle in Form und Farbe imitieren, und selbst ihr Maul ist auf Polypenlänge verkürzt, um weniger aufzufallen. In frühen Entwicklungsstadien ist bei allen Seepferdchen-Arten der Kopf noch kurz. Normalerweise bewirkt ein Zusammenspiel verschiedener Genfaktoren, dass ab einem bestimmten Alter die Nase proportional schneller wächst und damit länger wird als andere Teile des Körpers.
Beim Zwerg-Seepferdchen sei allerdings ein bestimmtes Gen verloren gegangen, so dass diese unterschiedlichen Wachstumsgeschwindigkeiten unterdrückt seien, erklärte der Konstanzer Evolutionsbiologen Axel Meyer. Dadurch verlängere sich das Maul nicht, was es für Fressfeinde schwieriger mache, diese Tiere auf der Koralle zu entdecken.
Das Forschungsteam fand auch heraus, dass die Zwerg-Seepferdchen im Laufe ihrer Evolution, die etwa 18 Millionen Jahre separat von anderen Seepferdchen ablief, eine außergewöhnlich große Zahl an Immungenen verloren haben. Dies sei wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass Korallengifte von den Seepferdchen toleriert werden können und sogar Schutz vor Mikroben bieten. Ihr Immunsystem braucht die dafür notwendigen Gene daher nicht mehr.