Prozess gegen Ex-Ubisoft-Manager wegen sexueller Belästigung verschoben

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© AFP
Pornos im Großraumbüro und sexistische Bemerkungen: Ein Prozess gegen drei ehemalige Manager des französischen Unternehmens Ubisoft, Hersteller von Videospielen wie "Assassin's Creed", ist kurz nach dem Zusammentreten des Gerichts auf Anfang Juni verschoben worden. Die Entscheidung des Gerichts fiel am Montag, nachdem die Anwälte der Nebenkläger und der Verteidigung kritisiert hatten, erst spät Zugang zu den Akten bekommen zu haben. 

Zu den Angeklagten zählen der frühere Kreativdirektor und Vizechef des Unternehmens, Serge Hascoët, der nach Bekanntwerden der Vorwürfe 2020 zurückgetreten war, sowie zwei weitere Führungskräfte, denen wegen schweren Fehlverhaltens gekündigt worden war. Sie sind wegen jahrelangen Mobbings und sexueller Belästigung angeklagt.

Hascoët bestreitet, "auch nur einen einzigen Kollegen belästigt zu haben", betonte sein Anwalt Jean-Guillaume Le Mintier. Sein Mandant habe auch nichts von einem Fehlverhalten anderer Ubisoft-Mitarbeiter gewusst. 

"Ich habe viele Fälle von Mobbing und sexueller Belästigung gesehen, aber noch nie einen solchen Wunsch zu demütigen", sagte Charlotte Mérigot, Anwältin einer Gewerkschaft für Mitarbeiter der Videospielbranche.

Im Sommer 2020 hatten sich zahlreiche Betroffene auf Twitter (heute X) zu Wort gemeldet, mehrere französische Medien veröffentlichten eigene Recherchen. Den ehemaligen Managern wird etwa vorgeworfen, pornografische Filme im Großraumbüro angeschaut und regelmäßig das Aussehen weiblicher Beschäftigter kommentiert zu haben. 

Öffentliche Demütigungen waren nach Darstellung der Anklage Alltag: So soll einer der Angeklagten eine Mitarbeiterin an einen Stuhl gefesselt und im Aufzug in ein anderes Stockwerk geschickt haben. Er habe dieselbe junge Frau auch aufgefordert, im Rock einen Kopfstand im Büro zu machen und ihr bei einer anderen Gelegenheit das Gesicht mit Filzstift beschmiert. 

Auf einer Weihnachtsfeier soll einer der Angeklagten versucht haben, eine junge Beschäftigte gegen ihren Willen zu küssen, während diese von anderen Mitarbeitern festgehalten wurde. 

Die Ermittler hätten Dutzende von Zeugen angehört, aber viele von ihnen hätten auf eine Anzeige verzichtet "aus Angst vor negativen Reaktionen". Nach einer internen Untersuchung von 2020 waren etwa 25 Prozent der Ubisoft-Mitarbeiter Opfer von beruflichem Fehlverhalten am Arbeitsplatz oder Zeugen davon.

Die Videospiel-Branche steht seit langem wegen Sexismus in der Kritik, nicht zuletzt wegen erniedrigender Darstellungen von Frauen in Videospielen. 

Bei Ubisoft war es in den vergangenen Monaten mehrfach zu Streiks gekommen, unter anderem wegen einer Kürzung der genehmigten Homeoffice-Tage von drei auf zwei pro Woche. Das Unternehmen war zuletzt in finanzielle Schwierigkeiten geraten, weil der Verkauf der jüngsten Videospiele weniger erfolgreich war als erwartet, unter ihnen etwa "Skull and Bones" und "Prince of Persia". Zudem hatte sich die Veröffentlichung der neuen Version von "Assassin's Creed" mehrfach verzögert.

AFP