Im Haus der in den französischen Alpen getöteten britischen Familie ist möglicherweise Sprengstoff gefunden worden. Das verlautete aus Kreisen der britischen Ermittler. Nach einer dreitägigen Durchsuchungsaktion des Hauses in Claygate südlich von London evakuierte die Polizei am Morgen die Nachbarschaft, Sprengstoffexperten und bewaffnete Polizisten trafen vor Ort ein.
Unterdessen wurde die siebenjährige Tochter der aus dem künstlichen Koma geholt. Ihre vierjährige Schwester traf zudem in Begleitung von Verwandten wieder in Großbritannien ein, wie die Staatsanwaltschaft in Annecy mitteilte. Französische und britische Ermittler suchen weiterhin nach den Hintergründen des brutalen Vierfachmordes.
Die siebenjährige Zainab stehe noch unter dem Einfluss von Medikamenten und könne daher noch nicht befragt werden, teilte Staatsanwalt Eric Maillaud mit. Das Mädchen gilt als wichtigste Zeugin des Vierfachmordes. Sie hatte die Bluttat trotz Schädelfrakturen und eines Schusses in die Schulter überlebt und könnte daher den oder die Täter gesehen haben und sie wiedererkennen. Auf Befragungen von Kindern spezialisierte Ermittler sollen die Kleine alsbald vernehmen.
Zainabs Schwester Zeena traf wieder in England ein. Sie überlebte unverletzt, weil sie sich unter der Leiche der Mutter versteckt hatte. Saad al-Hilli, seine Frau Ikbal, eine Verwandte sowie ein offenbar zufällig vorbeikommender Radfahrer waren am Mittwoch erschossen auf einem Waldparkplatz in Ostfrankreich aufgefunden worden.
Der Bruder des getöteten Saad al-Hilli wurde am Sonntag den zweiten Tag in Folge befragt. Dieser könnte möglicherweise Geldstreitigkeiten mit seinem Bruder gehabt haben. Er war jedoch zunächst von sich aus bei der Polizei erschienen, um Informationen zu dem Mord zu bekommen. Geldstreitigkeiten mit seinem Bruder bestritt er. Maillaud hatte zuvor erklärt, dass alle Menschen aus dem unmittelbaren Umfeld der Familie befragt würden.
Unterdessen ist die Identität der getöteten älteren Frau geklärt. Es handle sich tatsächlich um die Großmutter mütterlicherseits der beiden kleinen Mädchen, die das Blutbad überlebten, sagte der Staatsanwalt von Annecy, Eric Maillaud, der Nachrichtenagentur AFP. Sie ist damit die Mutter der getöteten Ikbal al-Hilli und Schwiegermutter des getöteten Familienvaters Saad al-Hilli.
Es war bereits vermutet worden, dass die Frau die Großmutter der vier und sieben Jahre alten Mädchen war, die den Vierfachmord überlebt hatten; fest stand dies aber nicht. So hatte die überlebende Vierjährige ausgesagt, die Frau nicht sehr gut zu kennen.
Die Identität der Frau mit einem schwedischen Pass sei nun mit Hilfe von "in Großbritannien gesammelten Elementen" bestätigt worden, sagte Maillaud. Ein DNA-Vergleich steht demnach aber noch aus.