Zwei Jahre Lagerhaft für russische Punkband Pussy Riot

Wegen ihrer Protestaktion gegen den russischen Staatschef Wladimir Putin in einer Kirche sind die drei Musikerinnen der russischen Punkband Pussy Riot zu je zwei Jahren Lagerhaft verurteilt worden.

Wegen ihrer Protestaktion gegen den russischen Staatschef Wladimir Putin in einer Kirche sind die drei Musikerinnen der russischen Punkband Pussy Riot zu je zwei Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Die Vorsitzende Richterin Marina Syrowa erklärte bei der Urteilsverkündung in Moskau, die drei jungen Frauen hätten sich des "Rowdytums" aus religiösem Hass schuldig gemacht. Mit ihrer "sorgfältig geplanten" Aktion in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale hätten sie die öffentliche Ordnung verletzt.

Nadeschda Tolokonnikowa, Maria Alechina und Jekaterina Samuzewitsch hätten sich "Rowdytum" zu Schulden kommen lassen, sagte Richtern Marina Syrowa. Sie folgte bei der Verlesung des Urteils in weiten Teilen der Argumentation der Staatsanwaltschaft; diese hatte drei Jahre Lagerhaft wegen durch religiösen Hass motivierten Rowdytums gefordert. Das Gericht habe seine Entscheidung auf der Grundlage der "Aussagen der Angeklagten selbst und anderer Beweise" gefällt, sagte Syrowa.

Die drei in einen Glaskasten im Gericht gesperrten Frauen im Alter von 22 bis 30 Jahren tauschten ein kurzes Lächeln aus, als der Schuldspruch verkündet wurde. Ihre Verteidigerin hatte angekündigt, gegen jedes Schuldurteil Berufung einzulegen.

Die Bandmitglieder waren im Februar zum Altar der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale gestürmt und hatten mit bunten Strickmützen über dem Gesicht und in bunter Kleidung ein "Punkgebet" gegen den damaligen Regierungschef Wladimir Putin und dessen Wiederwahl zum Staatschef gesungen. Darin baten sie die Mutter Gottes, Putin zu vertreiben, bevor sie abgeführt wurden.

Die drei Frauen hätten "keine Reue gezeigt" und die "Gefühle der Gläubigen beleidigt", sagte Syrowa bei der Urteilsverkündung weiter. Mit ihrem kurzen Auftritt hätten sie der Gesellschaft gegenüber Respektlosigkeit gezeigt.

Der vielbeachtete Prozess war international verurteilt und als politisch motiviert eingestuft worden. In Russland hatte das Verfahren die Gesellschaft gespalten. Vor dem streng gesicherten Gericht gab es Demonstrationen sowohl für als auch gegen die Band. "Mögen Pussy Riot und all ihre Unterstützer in der Hölle verbrennen", rief ein Gläubiger. Rund hundert Menschen skandierten indes "Freiheit für Pussy Riot".

Im Gericht war auch der bekannte russische oppositionelle Blogger Alexej Nawalny anwesend, wie AFP-Reporter beobachteten. Der Chef der oppositionellen Linksfront, Sergej Udalzow, wurde hingegen gemeinsam mit zwei anderen Unterstützern der Band festgenommen, wie die Nachrichtenagentur Interfax berichtete. Auch in Samara an der Wolga wurden demnach neun Menschen bei Protesten für Pussy Riot festgesetzt.

AFP
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