Das Foto des ertrunkenen dreijährigen Flüchtlings Alan Kurdi ging um die Welt und erschütterte viele Menschen. Nun hat offenbar auch der "Islamische Staat" die Kraft des Fotos erkannt und nutzt es für seine menschenverachtende Propaganda. Wie der britische "Guardian" berichtet, findet sich in der aktuellen Ausgabe des IS-Magazins "Dabiq", eine Doppelseite mit dem Bild des ertrunkenen Dreijährigen, verbunden mit einer Warnung an alle syrischen Flüchtlinge: Die Flucht aus Syrien in den Westen sei eine große und gefährliche Sünde.
"Traurigerweise sind einige Syrer und Libyer willens, die Körper und Seelen derer zu riskieren, für die sie Verantwortung tragen - ihrer Kinder -, um sich über sich über den Willen Allahs zu erheben. Viele (der Kinder, d. Red.) opfern sie auf der gefährlichen Reise in die Länder der kriegführenden Kreuzritter, die von Gottlosigkeit und Unsittlichkeit beherrscht werden", heißt es in dem englischen "Dabiq"-Artikel. In westlichen Ländern seien die Flüchtlinge und ihre Familien ständiger Gefahr von Unzucht, Drogen und Alkohol ausgesetzt - selbst, wenn die Flüchtlinge nicht vom islamischen Glauben abfielen. Den Machtbereich des IS zu verlassen, öffne das Tor dazu, dass Kinder und Enkel sich vom Islam abwenden und sich dem Christentum, dem Atheismus oder dem Liberalismus zuwenden, schreibt "Dabiq".
Empörung auf Twitter
Auf Twitter macht sich Empörung breit, dass der Islamische Staat den Tod des ertrunkenen Flüchtlingsjungen für seine Zwecke auszunutzen versucht. "Zynismus pur" nennt etwa Twitter-Userin Katja Riedel den "Dabiq"-Artikel.
Deutlicher wird "Saladin": "Die größte Verunglimpfung, die Alan Kurdi bis jetzt angetan wurde: ISIS missbraucht ihn für Propaganda in Dabiq. Ihr Bastarde - Ihr SEID der Grund für seinen Tod."
Und "Abu Sumayra" twittert: "Wie geschmacklos diese Dabiq-Schreiberlinge sind. A'udhubillah! (dt.: "Ich nehme Zuflucht zu Allah!", d. Red.). Der Junge kam aus Kobane/Ayn al-Arab..."
Aber was die westliche Welt über die Terrororganisation IS und deren Propaganda denkt, ist den Machern von "Dabiq" wahrscheinlich herzlich egal.