Notfallrucksack und Vorräte
Katastrophen-Experte im Interview: So bereiten Sie sich auf den Ernstfall vor
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Man sollte sich ganz klar bewusst machen, dass im Katastrophenfall die Rettungskräfte nicht überall gleichzeitig sein können. Wichtig ist es natürlich auch, vorzuplanen. Dann erweist sich es auch als hilfreich, wenn man einen kleinen Notfall Rucksack vorpackt.
Hallo Herr Wiesner, vielen Dank, dass Sie sich Zeit für dieses Interview genommen haben. Sie sind ja Zivilschutz-Experte beim Deutschen Roten Kreuz und wir wollen heute mal darüber sprechen, wie man sich als Privatperson eigentlich auf einen möglichen Katastrophenfall bestmöglich vorbereiten kann. Fangen wir mit der grundlegendsten Frage an: Welche Lebensmittel sollte ich als gute Vorbereitung immer im Haus haben?
Das DRK orientiert sich da auch an den Empfehlungen des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, welches einen zehntägigen Vorrat an Getränken und Lebensmitteln vorsieht. Das wäre bei einer Person an Getränken, Wasser, Mineralwasser von 20 Litern, diverse Getreide-Produkte, circa 3,5 Kilogramm Gemüse von dem Vorrat von circa vier Kilogramm, Obst und Nüsse circa 2,5 Kilogramm, Milch und Milchprodukte 2,6 Kilogramm. Darüber hinaus kann man Reserven, Vorräte an Fleisch und Fisch bevorraten, Eier und nach Belieben Zucker, Honig, Marmelade oder gegebenenfalls auch Fertiggerichte. Grundsätzlich sollte hier das Prinzip des lebenden Vorrats gelten. Also Sie sollten da versuchen die Vorräte in Ihren alltäglichen Lebensmittel-Verbrauch auch zu integrieren, sodass der sozusagen immer wieder verbraucht und erneuert wird, ohne dass die Lebensmittel verderben. Bei der Bevorratung sollte man natürlich auch auf Szenarien achten, wie ein Stromausfall, wo die Geräte natürlich dann auch nicht mehr laufen oder wo man dann auch nicht kochen kann. Stichwort Kochen ohne Strom. Da sollte man dann natürlich auch auf Lebensmittel zurückgreifen, die länger haltbar sind, wie Konserven, Lebensmittel in Dosen, länger haltbares Getreide, Produkte wie Knäckebrot oder Zwieback, damit man sozusagen dann davon geschützt ist, dass die Lebensmittel schnell verderben.
Jetzt haben wir über die Lebensmittelversorgung gesprochen. Welche Dinge sind denn für den Ernstfall noch wichtig?
Daher empfehlen wir auch beispielsweise eine Weiche, beispielsweise eine Taschenlampe, Batterien oder Kerzen jederzeit griffbereit zu haben. Zudem sind auch ausreichend Hygieneartikel und auch ein Feuerlöscher sehr ratsam. Wer regelmäßig Medikamente einnehmen muss, dem empfehlen wir rechtzeitig, also vielleicht auch immer mit einem gewissen Vorlauf ein Rezept zu besorgen und es dann auch einzulösen. Also wir empfehlen eine gut sortierte Hausapotheke. Das bedeutet natürlich grundsätzlich Verbandsmaterial, einige Schmerzmittel, Desinfektionsmittel, jetzt auch mit Blick auf die Pandemie, einen Mundschutz und natürlich ein erweitertes Erste Hilfe-Set. Für alle, die Tiere, Haustiere zu Hause haben. An die sollte man dann natürlich auch denken und dass da dann auch genügend Futter da ist. Dann erweist sich es auch als hilfreich, wenn man einen kleinen Notfall Rucksack vorpackt, mit ein paar Kleidungsstücken, den wichtigsten Dokumenten, persönliche Medikamente und ein Getränk. Und mit Blick auf Kommunikation und Information ist es auch empfehlenswert, die Installation der Nina-Warnapp. Man kann persönlich natürlich sich eine Powerbank parat legen, die regelmäßig geladen wird und dann sein Mobiltelefon zu laden, wie es dann bei familiären Mitgliedern woanders ausschaut, ist natürlich fraglich. Generell zur Information und Kommunikation kann man noch ein sogenanntes Kurbel-Radio empfehlen, das man mit einer Kurbel aufladen kann, was keine Batterien braucht, keinen aktiven Stromanschluss, um dann gegebenenfalls auch über Radio noch Informationen zu erhalten.
Wenn ich jetzt alle empfohlenen Sachen besorgt habe, welche Tipps haben Sie noch, wie ich mich vorbereiten kann?
Man sollte sich ganz klar bewusst machen, dass im Katastrophenfall die Rettungskräfte nicht überall gleichzeitig sein können. Und daher ist eine breite Vorbereitung auf Katastrophen im Krisenfall essenziell, vor allem auch in Erste Hilfe, in der Ersten Hilfe-Ausbildung. Da empfehlen wir als Deutsches Rotes Kreuz auch die Durchführung eines Erste Hilfe-Kurses oder das regelmäßige Auffrischen Ihrer Kenntnisse, um in der Ausnahmesituation Krisen, Katastrophen, Situationen kompetent und sicher reagieren zu können.
Nehmen wir an, es tritt jetzt plötzlich ein Katastrophenfall ein. Was würden Sie einer Privatperson empfehlen, als allererstes zu tun?
Dann kommt es natürlich immer auf dieses Szenario der Katastrophe drauf an! Grundsätzlich gilt natürlich wie immer Ruhe bewahren und nicht direkt in Panik verfallen, aber direkt abklären, gibt es Verletzte? Muss man Hilfe leisten? Muss man weitere Hilfe anfordern? Dann über den Rettungsdienst die 112? Brauchen andere Menschen, andere Personen Hilfe, gegebenenfalls Nachbarn, ältere Personen? Gibt es pflegebedürftige Personen, vulnerable Gruppen, die Hilfe brauchen? Wichtig ist es natürlich auch vorzuplanen, gemeinsam die Katastrophenvorsorge mit der Familie, gegebenenfalls mit Nachbarn anzugehen und zu überlegen Wie gefährdet bin ich hier, wo ich lebe, wie meine Familie, wo ich alleine lebe? An meinem Wohnort, ist es ein Gebiet mit Hochwassergefahr. Man kann Fluchtwege besprechen, Treffpunkte besprechen, gegenseitige Erreichbarkeit besprechen, sich vernetzen. Man kann die angesprochenen Ratgeber sich vorab durchlesen und seine persönliche familiäre Notfallversorgung planen, um dann in Notfallsituationen richtig zu handeln.