Möglicher Vulkanausbruch
"Es ist wie in einer Kriegszone": Das Leben der Isländer mit der Angst vorm großen Knall
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Seit Wochen bebt auf Island die Erde, versetzt Menschen in Angst und Schrecken und macht eines deutlich: Der Ausbruch eines der Vulkane auf der Insel steht wohl unmittelbar bevor. Eine Sorge der Behörden: Aufsteigende Lava könnte sowohl die Küstenstadt Grindavik auf der Reykjanes-Halbinsel als auch ein geothermisches Kraftwerk zerstören. Allein am Montag erschütterten 900 Erdbeben das kleine Land, so die Behörden. Fast 4000 Menschen mussten ihre Häuser und Wohnungen bisher verlassen. So auch Hans Vera mit seiner Familie, der nun in der Hauptstadt Reykjavík Zuflucht gefunden hat. Hans Vera musste Grindavik verlassen: "Am Freitag, als ich nach der Arbeit nach Hause kam, gab es ein gewaltiges Erdbeben und etwa zwei Minuten später gab es ein weiteres, vielleicht sogar noch größeres, und dann, eine Minute später, noch einmal. Es war noch schlimmer als ein paar Tage zuvor. Als meine Frau mit unserer Schwiegertochter und unserem Enkel nach Hause kam, beschlossen wir, dass wir eine Auszeit brauchen." Als dann klar wurde, dass die Stadt evakuiert wird, kam Hans noch einmal zurück. "Man musste sein Auto etwa fünf Kilometer von der Stadt entfernt parken. Da waren rund 20 Autos, riesige Autos vom Rettungsteam, 20 Polizisten, alle Lichter blinkten, es ist einfach unwirklich, es ist wie in einer Kriegszone oder so, es ist wirklich seltsam. Man muss sein Auto parken, dann muss man sich anmelden, dass man ins Haus will. Dann bekommen sie einen Sitzplatz in einem dieser großen Lastwagen." 40 große Taschen füllten sie mit den wichtigsten und nötigsten Dingen aus ihrem Haus, so berichtet Hans. Doch wie geht es nun weiter? Matthew James Roberts vom Meteorologischen Büro Islands sieht es so: Matthew James Roberts / Meteorologischen Büro Islands "Erstens könnte es sein, dass dieser Magma-Einbruch trotz seiner extremen Länge und seines großen Volumens einfach in der oberen Kruste, direkt unter der Erdoberfläche, stecken bleibt. Wenn dies geschieht, kühlt es langsam ab und verfestigt sich. Das dauert lange, was bedeutet, dass es eine Zeit der Unsicherheit geben wird, viele Wochen lang, mit der andauernden Bedrohung eines Ausbruchs. Die nächste Möglichkeit besteht darin, dass der Zufluss durch mehr einströmendes Magma gespeist wird, was dann den Druck erhöht und zu einem Vulkanausbruch führen würde. Es gibt andere mögliche Szenarien, die einen Offshore-Ausbruch beinhalten könnten. Das ist aber sehr viel unwahrscheinlicher.“ Wie genau es kommen wird, darüber kann auch der Experte keine Auskunft geben. Hans jedenfalls ist weiter äußerst beunruhigt. "Wir empfinden große Unsicherheit, Traurigkeit und Verzweiflung. Es gibt keine Planung mehr, wir leben von einem Tag zum anderen. Wir sind in Sicherheit, das ist in Ordnung, aber wir fühlen uns nicht gut und es ist schwer, einfach weiterzumachen." Die Solidarität auf der Insel helfe ihm und seiner Familie. Von allen Seiten kämen regelmäßig Einladungen. An der Gefahr einer bevorstehenden Eruption und der großen Verunsicherung ändert das aber nichts.