Nach einem langen Arbeitstag wollen viele Menschen nur noch ins Bett oder auf das Sofa vor den Fernseher. Felix nicht. Der 25-jährige Web-Designer aus München geht regelmäßig auf After-Work-Partys. "Ich finde es toll, dass auch unter der Woche abends etwas los ist. So kann ich noch meine Freunde treffen und ein bisschen tanzen."Mit dieser Einstellung steht Felix nicht allein. Mindestens drei verschiedene After-Work-Partys gibt es jeden Abend von Montag bis Donnerstag in Münchner Discotheken. Sie beginnen meist um sechs Uhr und bieten Musik, Essen und Trinken. "München ist eine absolute After-Work-Stadt, hier ist das Angebot viel größer als in anderen Städten", sagt Moritz Poewe vom Internetportal "Nachtagenten". Der 22-Jährige ist regelmäßig im Nachtleben unterwegs und berichtet darüber für das Internetportal. "Ich kann mir gut vorstellen, dass sich bis zu 6000 Menschen zwischen Montag und Donnerstag in den Clubs vergnügen.
60-jährige wollen keine Tee-Nachmittage
Das große Angebot in München ist unter anderem das Werk von Andreas Haidinger. Der 35-Jährige hat die Eventagentur "Juke&Joy" gegründet und veranstaltet seit fünf Jahren After-Work-Partys in München. "Als ich angefangen habe, nannte man das Konzept noch "Disco nach Dienstschluss". Das haben wir jetzt ein bisschen aufgepeppt". München ist für ihn die ideale After-Work-Stadt. "Der Anteil der arbeitenden Bevölkerung in der richtigen Zielgruppe - also zwischen 25 und 40 Jahren - ist hier besonders hoch".Seine Zielgruppe hat Haidinger genau definiert und liegt damit im Trend. "Vor 40 Jahren waren Partys eine Jugendkultur für 15 bis 20- Jährige", sagt Carsten Ascheberg, Geschäftsführer des Sozialwissenschaftlichen Instituts für Gegenwartsfragen (Sigma) in Mannheim, "das hat sich grundlegend geändert." Die ausgehfreudigste Altersgruppe seien heute die 35 bis 40-Jährigen. "Aber selbst die 60- Jährigen machen nicht mehr nur noch Tee-Nachmittage."
Organisierte Gesellschaft
Die unter 20-Jährigen gehen dagegen fast gar nicht mehr aus, sagt Ascheberg. "Sie bleiben zu Hause und spielen am Computer oder surfen im Internet." Das sei nicht unbedingt gewollt. "Aber sie sind einfach immobil und schlecht organisiert. Sie wollen sich bis zum Ende alle Optionen offen halten und das endet dann meistens damit, dass alle allein zu Hause sitzen."Das passiert den Älteren nicht, aber sie sind beim Ausgehen anspruchsvoll. "Sie wollen, dass alles ein "event" ist, nicht mehr nur noch eine einfache Party. Deswegen werden auch die normalen Partys zu After-Work-Events aufgepeppt." Auch bei den anderen Gästen sind die 25 bis 40-Jährigen wählerisch. "Sie wollen organisierte Gemeinschaft, aber dabei sein dürfen nur Leute aus der selben Lebenswelt, die sie auch wirklich treffen wollen." Deswegen sei eine exakte Zielgruppendefinition auch so wichtig für Gastwirte und Partyveranstalter. "Sonst kommt einfach keiner."Viel Arbeit also für Partyveranstalter Haidinger. An über 100.000 E-mail-Adressen schickt er jede Woche Einladungen. Fünf Mitarbeiter hat er extra dafür eingestellt. "Viele Leute glauben, das ist ein lockerer Job. Aber ich sitze mindestens 40 Stunden pro Woche im Büro vor dem Computer". Auf seine After-Work-Veranstaltungen geht er danach trotzdem noch.