Die Zeiten, in denen Ibiza ein Hippie-Paradies und Geheimtipp für Rucksack-Reisende war, sind seit langem vorbei. Die spanische Mittelmeerinsel ist mit zwei Millionen Urlaubern im Jahr zu einem Ziel des Massentourismus geworden. Sie lockt einerseits Familien mit Kindern an, die ruhige Ferien am Strand verbringen wollen. Andererseits ist das Balearen-Eiland eine Hochburg jugendlicher Party-Fans. Badeurlauber und Diskotheken-Besucher kommen sich nicht in die Quere, sondern leben in friedlicher Koexistenz.Dennoch ist der Friede auf Ibiza nun gestört. Pläne für den Bau von Autobahnen haben die 75.000 Inselbewohner in zwei Lager gespalten. Und nicht nur das. Die internationale Prominenz hat sich in den Streit eingeschaltet und für die eine oder andere Seite Partei ergriffen. Bei dem Zwist geht es darum, ob künftig Autobahnen und Schnellstraßen die Inselhauptstadt mit dem Flughafen und dem 16 Kilometer entfernten Sant Antoni, der zweitgrößten Stadt Ibizas, verbinden sollen.
Autobahngegner sehen den Charme Ibizas bedroht
Beide Seiten argumentieren, es gehe für Ibiza um "Leben und Tod". Die Gegner der Pläne schlossen sich in der "Plataforma AntiAutopista" zusammen. Sie brachten überall Plakate mit dem Slogan "No volem autopista" (Wir wollen keine Autobahn) an und brachten bei einer Kundgebung 10.000 Demonstranten auf die Beine, mehr als zehn Prozent der Inselbevölkerung.Die Autobahngegner gewannen die Unterstützung von rund 20 Prominenten. Dazu gehören unter anderem der Filmemacher Roman Polanski, der Otto-Versand-Chef Michael Otto sowie die Sänger Thomas Anders und Frank Zander. In einer Zeitungsanzeige ließen sie einen "Appell der Freunde Ibizas" abdrucken. "Die Insel wird zubetoniert, weiter vermüllt und verschandelt, selbst Naturparks sind in Gefahr", heißt es darin. "Ibiza, das wir so lieben, droht seinen Charme und seine Seele zu verlieren."
Promi-Unfälle auf den gefährlichsten Straßen Spaniens
Auf der Gegenseite steht unter anderem die Juwelendesignerin Jade Jagger. Die Tochter des Rolling-Stones-Sängers Mick Jagger äußerte sich nicht öffentlich. Aber sie gab nach Presseberichten über Freunde zu verstehen, dass sie die Pläne unterstützt. Sie war vor knapp fünf Jahren mit ihren Töchtern bei einem Autounfall auf Ibiza verletzt worden. Die Straßen auf der Insel gehören zu den gefährlichsten in Spanien. Viele der Unfallopfer sind junge Urlauber, die sich nach einem Disko-Besuch drogenumnebelt ans Steuer setzen.Der britische Premierminister Tony Blair plädierte nach Angaben der Madrider Zeitung "El Mundo" bei den Verantwortlichen in Spanien dafür, die Straßen auf Ibiza sicherer zu machen. Auch der Ex-Trainer von Real Madrid und der spanischen Fußballnationalelf, José Antonio Camacho, sprach sich für die Autobahnen aus.
Steckt Vetternwirtschaft dahinter?
"Wir wollen maximale Sicherheit auf unseren Straßen", beschwört die zuständige Inselrätin Stella Matutes. Die Autobahngegner wenden ein, dass hinter den Plänen Vetternwirtschaft stecke. Stella Matutes ist die Tochter des früheren EU-Kommissars und Außenministers Abel Matutes, der über ein riesiges Firmenimperium herrscht und als der "König von Ibiza" gilt. Dem Matutes-Clan werden geschäftliche Interessen bei den Plänen nachgesagt. Matutes selbst bestreitet dies.