Zwischen dem 15. Juli und dem 20. August setzt in Griechenland die "Große Flucht" aus den Großstädten ein. Wer es sich leisten kann, flieht aus den 40 Grad heißen Zement-Meeren Athen und Thessaloniki, wo fast jeder zweite Grieche lebt. Viele der Urlauber haben einen Vorteil: Sie haben nahe Verwandte in den Provinzen. "Ich fahre wieder ins Dorf. Ich will meine Wurzeln wieder finden", sagen viele Griechen, wenn man fragt, wohin es dieses Jahr im Urlaub geht. Sie kehren dann in jene Dörfer zurück, die ihre Eltern wegen der Arbeitslosigkeit in den sechziger Jahren verlassen hatten. Fast jeder zweite heutige Athener ist in der Provinz geboren.
Der Sommerurlaub ist billig
Die Rückkehr ins Dorf hat einen guten Grund: Der Sommerurlaub wird wesentlich billiger. Man bleibt im Haus der Eltern oder der Großeltern und Verwandten. Ferner ist die griechische Provinz nicht mehr unterentwickelt. Nach dem EU-Beitritt sind Milliarden in Form von Strukturfonds Dörfern und Kleinstädten zugeflossen. "Man kann heute wieder im griechischen Dorf gut leben", sagen die Griechen.
Nur keine Planung
Was die Griechen fast nie machen, ist langfristig zu planen. Nach einer kurzen Besprechung- "wann wollen wir los?"- steigt die Familie ins Auto und ab geht’s in die alte Heimat. Bei Oma ist man immer willkommen. Zusätzlicher Vorteil: Man weiß, wo die besten und saubersten Strände sind, wo man am besten und am preiswertesten essen kann sowie wo man am besten bedient wird.
Großstädte geschlossen
Touristen, die im August in Athen sind, können die unangenehme Erfahrung machen, dass sie außer in der touristischen Altstadt der griechischen Hauptstadt kaum noch ein Restaurant finden, das geöffnet hat, weil die meisten Besitzer im Urlaub sind. Beliebte Ferienziele wie Mykonos, Rhodos und Korfu sind dagegen überlaufen. Der Exodus der Einheimischen hat aber auch unangenehme Folgen: Busse, Fähren und Flugzeuge sind restlos ausgebucht. Auf sämtlichen Nationalstraßen herrscht dichter Verkehr mit Staus.
Nur nicht in der Hauptsaison
Andere Griechen, allen voran die "echten" Athener ohne Verwandte in den Provinzen, machen seit einigen Jahren in der Vor- oder Nach- Saison im Juni oder September Urlaub. In diesen Monaten ist es längst nicht so heiß wie im Hochsommer und die traditionellen Ferienorte sind nicht überfüllt. Vor allen Dingen im September läuft alles gelassener, weil die Einheimischen nicht mehr von den Touristen gestresst werden.In die Gunst der griechischen Urlauber kommen immer mehr die relativ unbekannten kleineren Ägäisinseln. Folegandros, Antiparos oder Kastellorizo, die östlichste Insel der Europäischen Union, liegen rund fünf Stunden Fahrt mit dem Schiff von Rhodos entfernt.