Als ich mit meinem Freund die Treppen der Metrostation Kongens Nytorv nach oben laufe, trennen mich nur noch wenige Meter vom Weihnachtswunderland auf dem neuen Königsmarkt mitten in der Altstadt von Kopenhagen. Zahlreiche Lichter glänzen an dem großen Weihnachtsbaum. Überall um mich herum leuchtet es festlich, während ich die kleinen Stände anschaue. Englische Karamellbonbons reihen sich neben Wollpullis, Schmuck und Gløgg ein. Das ist eine Art Glühwein, er schmeckt aber süßer und im Becher landen noch kleine Mandelstücke und Rosinen. Serviert wird er hier in einem Plastikbecher, statt in Pfandtassen.

Die vielen bunten Lichter und die schön geschmückten Häuser rund um den Weihnachtsmarkt wecken eine wohlige und weihnachtliche Stimmung in mir. Vor einem großen, hell leuchtenden Bären stehen die Besucher:innen Schlange, um ein Foto mit der riesigen Figur zu machen. Ohnehin weiß ich nicht so recht, wo ich hinschauen soll, weil alles in einen wunderschönen Lichterglanz gehüllt ist. Es ist einfach hyggelig.
Der Begriff Hygge hat seinen Ursprung zwar in der norwegischen Sprache, doch auch die Dän:innen wissen, wie Wohlbefinden geht. Wer schon einmal im Urlaub in Dänemark war, wird diese herzliche, warme Atmosphäre bestätigen können. Die Menschen sind einfach etwas entspannter, bauen kleine, schöne Dinge in ihren Alltag ein – wie das warme Licht der Kerze. Für mich strahlt die ganze Stadt in der Adventszeit die hyggelige Art des Lebens aus, so viele geschmückte Bäume, Häuser, Fenster und Plätze.

Nur wenige Schritte weiter erleuchtet der einstige Handelshafen von Kopenhagen in einem Lichtermeer. Bunte alte Häuser und in fast jedem wartet eine Kneipe oder ein Restaurant. Früher wohnten viele Künstler in den Häusern. Hans Christian Andersen lebte unter anderem im Haus mit der Nr. 20 und schrieb dort Märchen wie "Das Mädchen mit den Streichhölzern". In der Adventszeit stehen die Weihnachtsmarkthütten direkt an der Kaimauer. Auch hier können warme Handschuhe, Mützen, Gløgg oder die eine oder andere Leckerei gekauft werden.
Kopenhagen in der Adventszeit
Neben den Weihnachtsmärkten wollten mein Freund und ich im winterlichen Kopenhagen auch Nørrebro erkunden. 2021 landete das Viertel im Ranking des "Timeout"-Magazins schließlich auf der Liste der 40 coolsten Nachbarschaften. Mit einem Bus gelangen wir von der Innenstadt in das Viertel hinein, über die Dronning Louises Bro. Die Brücke verbindet das Viertel mit der Kopenhagener Innenstadt. Hier verlief einst die Wehranlage der Stadt. Heute spazieren oder joggen Menschen am Wegesrand der Seen, die die Brücke quert. Die Nørrebrogade zieht sich wie eine Ader durch Nørrebro. Auf dem Weg zu unserem Frühstücksspot entdecken wir viele kleine Geschäfte, unter ihnen sehr viele Vintage- und Second Hand-Stores. Wer einen ausgedehnten Shoppingbummel machen will, sollte lieber nicht zu spät losgehen – viele der kleineren Läden schließen zwischen 16 und 18 Uhr.

Im Café Kaf angekommen, machen wir es uns gemütlich, um eine der berühmten Teilchen zu kosten. Zarter Blätterteig, mit Nüssen und einer Mandelcreme obendrauf – himmlisch. Leider ist mein Magen nun voll, obwohl es im Multikulti-Viertel Kopenhagens so viele Imbisse und Restaurants gibt, die wir testen könnten. Wir schlendern zu dem urbanen Park Superkilen, wo uns kleine Schaukeln, ein Boxring, Brunnen, Hügel und ein gezeichneter Boden erwarten. Zugegeben lohnt sich ein Besuch, wohl eher im Sommer, um sich mit einem kühlen Bier in die Sonne zu setzen. Angesichts von Nieselregen und Temperaturen um den Gefrierpunkt lassen wir den Abend in einer Bar ausklingen. Bei Mikkeller haben wir eine riesige Auswahl an Craft-Bieren und probieren uns durch die Weihnachtssorten.

Ein weiteres Szeneviertel liegt direkt westlich des Hauptbahnhofs, wo das Rotlichtviertel ist. Über die Istedgade ist man recht schnell in dem Teil von Vesterbro, wo zahlreiche Cafés, Geschäfte und Bars sind. Manche von ihnen sind gar nicht so leicht zu finden. In einer Nebenstraße liegt die Bar 1656. Doch statt Reklametafel oder Leuchtschrift ist da nur eine grüne Tür unter einer roten Lampe. Die Fenster mit Vorhängen verhangen. Doch wer sich trotz des unscheinbaren Äußeren in die Bar hineintraut, wird mit einer guten Cocktailkarte belohnt. Statt den typischen Klassikern gibt es hier nur eigene Kreationen – sogar eine trinkbare Käseplatte. In gemütlichen Nischen auf Hochstühlen oder auf weichen Hockern schlürfen die Gäste ihre Drinks. An den Wänden hängen goldene Pfauen auf schwarzem Grund.
Tipps für die Fahrt in öffentlichen Verkerhsmitteln
Wer nicht mit dem Rad oder zu Fuß Kopenhagen entdecken will, kann sich gut auf die öffentlichen Verkehrsmittel verlassen. Die Metro fährt sehr regelmäßig – auch wenn man sich daran gewöhnen muss, dass sie automatisch fährt. Also ohne Zugfahrer:in. Wo keine Metro fährt, geht es in der Regel mit den Bussen gut voran. Die richtige Verbindung lässt sich einfach auf Rejseplanen finden.
Für den Kauf von Tickets gibt es mehrere Möglichkeiten:
Der Kauf von Einzel- und Tageskarten an Automaten oder per App.
Wer neben dem öffentlichen Nahverkehr noch viele Sehenswürdigkeiten, Museen erkunden oder Ausflüge wie eine Bootsfahrt machen will, kann durchrechnen, ob sich eine Copenhagen Card lohnt. Hier zahlen Reisende einen Pauschalbetrag für zum Beispiel 48 Stunden. Inklusive sind der Eintritt für viele Museen und der öffentliche Nahverkehr in der Stadt. Diese kann per App gekauft werden.
Eine andere Möglichkeit ist die Rejsekort. Das ist eine Plastikkarte, auf die man Geld lädt und sich bei jeder Fahrt ein- und auscheckt. Sie ist in ganz Dänemark verwendbar. Es wird jeweils der Preis der gefarenen Strecke abgezogen – außerhalb der Rushour gilt ein rabattierter Preis. Man kann sie beipspielsweise bei "Seven Eleven" am Hauptbahnhof kaufen. Reisende müssen eine anonyme Reisekarte kaufen. Diese kostet 80 Dänische Kronen und hat einen Mindestaufladebetrag von 100 Dänischen Kronen. Das sind umgrechnet etwas mehr als 24 Euro.
Weihnachsmärkte im Herzen Kopenhagens

Die Öffnungszeiten der Weihnachtsmärkte mag manch einem Großstädter aus Deutschland etwas komisch vorkommen – aber der Julemarked schließt bis auf Freitag und Samstag schon um 18 oder 19 Uhr. Auf dem Nytrov-Platz, auch im Herzen der dänischen Hauptstadt gelegen, soll man die Gelegenheit haben, ein Foto mit dem berühmten dänischen Dichter Hans Christian Andersen zu machen – nach ihm ist dieser Weihnachtsmarkt auch benannt. Wir haben ihn allerdings nicht getroffen – dafür den Weihnachtsmann. Er hat sogar eine eigene Hütte, bei der Kinder anklopfen und ihm ihre Wünsche verraten können. Fotos machen ist natürlich auch erlaubt. Zugegeben, da wir diesen Markt Sonntagvormittag besuchen, fehlen die schönen Lichter, die am Abend die Weihnachtsmärkte in kleine, hyggelige Wunderländchen verwandeln. Stände mit Edelsteinen, Weine, benannt nach nordischen Gottheiten, Mützen, Handschuhe sind hier neben Churros, Bratwürsten und einen Gløgg-Stand zu finden. Der erste übrigens, der auch eine alkoholfreie Version des dänischen Klassikers anbietet.

Nur wenige Minuten müssen wir laufen, um auf den nächsten Weihnachtsmarkt zu gehen. Am Højbro Plads finden wir in kleinen Hütten auch wieder italienisches Gebäck, englisches Karamell, die obligatorische Bratwurst, Kartoffelspiralen und Raclette. Ein Stand ist voll von gestanzten Nudelhölzern, die den eigenen Weihanchtsplätzchen einen ganz besonderen Schliff verleihen können. Für den Abschluss stelle ich mich noch für ein Foto in den Schlitten mit dem Weihnachtsmann. Eigentlich wollten wir auch noch den Weihnachtsmarkt im Vergnügungspark Tivoli besuchen – dafür reichte dann aber die Zeit nicht mehr! Der Freizeitpark liegt nur wenige Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt und verwandelt sich in der Adventszeit in ein Winterwunderrland – das wir uns wohl nächstes Jahr anschauen müssen.
Weihnachtsmärkte Kopenhagen
Die Weihnachsmärkte in Kopenhagen öffnen Anfang/Mitte November und haben bis zum 21. Dezember geöffnet. Nur der Weihnachtsmarkt im Tivoli hat bis zum 31. Dezember geöffnet. Für die Weihnachtsmärkte müssen Reisende keinen Eintritt zahlen – aber die Preise an den Ständen sind kopenhagentypisch hoch. Wer allerdings den weihnachtlichen Vergnügungspark Tivoli besuchen will, muss den Parkeintritt zahlen. Er liegt bei fast 21 Euro für Erwachsene.
Hans Christian Andersen Julemarked, Nytorv, 1450 København K
Julemarked am Kongens Nytorv, 1200 København, Dänemark
Julemarked am Højbro Plads, 1200 København K
Julemarked im Tivoli, Vesterbrogade 3, 1630 København V