Last-Minute-Reisen "Wir sind so gut wie ausgebucht"

Regen und kalten Temperaturen wollen viele Kurzentschlossene mit Last-Minute-Urlaub entfliehen. Die meisten Plätze sind jedoch bereits ausgebucht. Wer ein paar Tipps befolgt, kommt dennoch in die Sonne.

Joachim und Isidor sind derzeit ihre besten Verbündeten: Tanja Dauth vom größten deutschen Last-Minute-Anbieter L'tur dürfte eine der wenigen Personen sein, die sich über die beiden Tiefs, die Deutschland derzeit nasskalte Temperaturen und wenig Sonnen bescheren, freut. "Das schlechte Wetter ist immer unser Freund. Regnet und stürmt es, wollen alle in die Sonne fliehen", bestätigt sie den Ansturm von Kurzentschlossenen auf Flugreisen in den Süden.

Tipps für Kurzentschlossene

- Flexibel sein! Nach Mallorca will jeder - wer nicht auf ein bestimmtes Ziel besteht, hat bessere Chancen jetzt noch in die Sonne zu kommen- Mehrere Abflughäfen in Betracht ziehen. Bei L'tur zum Beispiel ist der Zug zum Flug bereits im Preis inbegriffen- Mehrere Reise-Anbieter checken. Meist haben diese nur ein bestimmtes Kontingent an Hotelbetten- Zeit mitbringen. Wer keine festen Abflug und Rückflugdaten hat, sondern flexibel ist, kommt auf jeden Fall noch unter- Auch Eigenanreise in Betracht ziehen. Wer sein Urlaubsziel mit dem Auto erreichen kann, sollte diese Möglichkeit in Betracht ziehen. Meist sind nur Flüge, nicht aber Unterkünfte ausgebucht

Doch wer mit gepackten Koffern zum Flughafen fährt, kann eine böse Überraschung erleben. Last-Minute-Schnäppchenjäger haben es in diesem Sommer nicht leicht. Weil viele Reisekonzerne ihr Angebot reduziert und Kunden mit attraktiven Frühbucher-Rabatten gelockt haben, fällt das Last-Minute-Angebot deutlich schmaler aus als in den Vorjahren. So hat Europas größter Reisekonzern TUI nach Angaben von Sprecher Mario Köpers schon jetzt 80 Prozent seiner gesamten Sommerkapazitäten an den Mann oder die Frau gebracht. Deutlich mehr als in den vergangenen Jahren. "Mallorca ist in der Hochsaison sogar schon zu 97 Prozent ausgebucht", sagt Köpers. "Das ist ein historischer Höchststand." In den Vorjahren habe dieser Prozentsatz nur bei rund 90 Prozent gelegen. Allerdings "wird es immer ein Last-Minute-Geschäft geben", betonte Köpers. Dieses mache in der Regel rund 10 Prozent des Marktes aus. "Wir sind so gut wie ausgebucht", bestätigt auch die Unternehmenssprecherin des drittgrößten deutschen Reiseunternehmens Rewe, Anette Forre, in Köln. Bei den Konzerntöchtern ITS Reisen, Jahn Reisen, Tjaereborg, ITS Billa Reisen und Atlas Reisen gebe es wirklich nur noch Restplätze. Zwei Gründe sind für die Entwicklung nach Einschätzung von Forre ausschlaggebend, die Verringerung der Kapazitäten während der Krise der Touristikindustrie in den vergangenen Jahren, aber auch der Erfolg der Frühbucherrabatte. So wurden in diesem Sommer 60 Prozent aller Rewe-Reisen mit Frühbucherrabatt verkauft, in der Wintersaison 2003/2004 waren es erst 35 Prozent. Gleichzeitig sank der Last-Minute-Anteil von 17 auf voraussichtlich 12 Prozent in diesem Jahr.

Wer flexibel ist, kommt eher weg

Alle, die dennoch jetzt weg wollen, kann Tanja Dauth von L'Tur beruhigen: "Generell gibt es momentan für alle Ziele Plätze, wenn die Last-Minute-Regeln beachtet werden. Das heißt zum Beispiel, auf einen benachbarten Flughafen auszuweichen, wenn dort die Schulferien schon zu Ende und daher mehr Plätze verfügbar sind." Nina Dumbert vom zweitgrößten deutschen Reisekonzern Thomas Cook empfiehlt Kurzentschlossenen "sehr flexibel zu sein". Wer lediglich in die Sonne wolle und nicht auf ein bestimmtes Ziel bestehe, dem könne ganz sicher geholfen werden. Allerdings dürften Kunden nicht darauf spekulieren, dass sie in letzter Minute immer das günstigste Angebot bekämen. Noch vor zwei Jahren hatten Last-Minute-Schnäppchenjäger den Reiseunternehmen das Geschäft verdorben. Die Branche hatte daraufhin ihre Frühbucherangebote deutlich ausgeweitet. Damit gewinnen die Unternehmen Planungssicherheit und können deutlich besser kalkulieren.

Geheimtipp Eigenanreise

Einen Geheimtipp hält Ruth Torggler vom Fremdenverkehrsverband Südtirol für alle Autofahrer bereit: "In Bozen sind derzeit 27 Grad, wir haben stahlblauen Himmel und strahlenden Sonnenschein - und das alles nur zweieinhalb Autostunden von München entfernet", schwärmt sie. "Sonnenhungrige Deutsche kommen bei uns auf jeden Fall auf ihre Kosten. In Bozen selbst sind die Betten zwar schon knapp, aber im Westen Südtirols um Vinschgau gibt es auf jeden Fall noch Unterkünfte." Autofahrer denen die Anreise dennoch zu lange erscheint, sollten die Autoreisezüge der Bahn checken. Ab Hamburg zum Beispiel erreicht man Bozen bequem im Autozug in sechseinhalb Stunden.Wer trotzdem zu Hause bleiben muss, den tröstet vielleicht folgende Nachricht: Erstmals seit 20 Jahren sind am Mittwoch Australiens südöstliche Strände von Schnee überzogen worden. Das Wetter schlägt also nicht nur in Deutschland Kapriolen.

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