Nach Pariser Brückeneinsturz Selfie statt Liebesschloss

Die Pariser Brücken ächzen unter der Last von so viel Liebe. Die Stadt ist verzweifelt, zeigt ein neuer Plan gegen die Flut der Liebesschlösser: Verliebte sollen sich mit simplen Selfies begnügen.

Es ist ein verzweifelter Hilferuf: "Unsere Brücken sind nicht so stark wie Eure Liebe!", heißt es auf einer neu geschaffenen Internetseite der Stadt Paris. Da viele der Brücken über die Seine wegen der Hunderttausenden von Liebesschlössern einsturzgefährdet sind, unternimmt die Stadt einen neuen Vorstoß gegen die Last der Schlösser. Der zeigt aber nur, wie ohnmächtig sie ist.

Statt der berühmten Vorhängeschlösser, die immer mehr Paare an den Brücken der Stadt als Beweis ihrer Liebe befestigen, sollen sie nun bitte einfach nur noch Fotos machen. Auf der Internetseite "Love without locks" oder bei Twitter unter dem Hashtag "lovewithoutlocks dürfen die verliebten Pärchen die Selfies dann gerne hochladen.

Rathaus: "Schlösser sind nicht das Ideale für die Liebe"

Weil man wohl ahnt, dass der Plan für die Liebespaare nicht sehr attraktiv ist, wirbt man auf der Internetseite für Mitgefühl für die Bauwerke: "Unsere Brücken können den Gesten eurer Liebe nicht länger standhalten. Befreit sie, indem ihr eure Liebe ohne Vorhängeschlösser erklärt!" Ohnehin seien die Schlösser nicht "das Ideale, um die Liebe zu symbolisieren", hob man im Rathaus hervor.

Das sehen die Liebenden wohl anders und auch ihr Mitgefühl für die Bauwerke scheint sich noch in Grenzen zu halten. Unter dem Schlagwort gingen auf der Seite und bei Twitter nur ein paar Dutzend Posts ein, lediglich eine Handvoll waren wirklich Selfies auf den Brücken. Der Rest der Einträge diskutiert über diese neue Kampagne.

Den Plan gab das Rathaus am Montag bekannt. Auf den Brücken fordern nun Aufkleber die Liebespaare auf, ihre Fotos auf der neuen Internet-Seite oder bei Twitter zu veröffentlichen. Nach Angaben des Rathauses soll die Kampagne "ein erster Baustein eines umfassenderen Aktionsplans" gegen die Liebes-Vorhängeschlösser sein.

Geländer könnten komplett umgestaltet werden

Ziel sei es, zu erklären, dass die Pariser Bauwerke unter der um sich greifenden Sitte leiden, als Ausdruck einer unverbrüchlichen Liebe ein Schloss an den Brücken zu befestigen. Es gibt sogar Überlegungen, die Geländer auf den Brücken so umzugestalten, dass Vorhängeschlösser dort nicht mehr angebracht werden können.

Ein Stück des Geländers der berühmten Pont des Arts über die Seine war im Juni unter der Last tausender Liebesschlösser zusammengebrochen. Der Fußgängerübergang zum Louvre musste daraufhin geräumt werden. Experten weisen seit Jahren auf die Gefahren durch die "cadenas d'amour" hin - bis hin zu Warnungen davor, dass eines Tages ein schweres Brückengeländer-Teil auf einem der Ausflugsdampfer auf der Seine aufschlagen könnte.

AFP
mia/AFP

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