Serfaus Mit der U-Bahn in die Ski-Lounge

  • von Marina Kramper
Mit Filzpantoffeln an den offenen Kamin, dann Wiener Schnitzel mit Klaviermusik. Hinterher geht's ins Solebecken zum Relaxen. Auf 2.000 Metern Höhe verrät Skiexperte Franz Patscheider, was man für den richtigen Start in die Skisaison haben sollte.

Am Eingang werden die Schuhe gewechselt! Kaum hat man Tirols einzigartige Ski-Lounge am Komperdell in Serfaus betreten, tauscht das Personal die schweren Skistiefel gegen strassverzierte Filzpantoffeln aus. Dann genießt man Tee und Kaffee auf Ledersofas, kann am offenen Kamin Rotwein schlürfen oder einen der 56 begehrten Restaurantplätze entern.

Rings um die Panoramascheiben tummelt sich das pralle Skileben. Aus allen Richtungen treffen sich die Lifte, und die Menschen wuseln mit ihren Brettern unter den Füßen talwärts. Unterhalb der Lounge beherbergt die Mittelstation Komperdell auch das "Take off", eines von fünf Skigeschäften von Lokalmatador Franz Patscheider. Neben Verkauf und Verleih von Skiern liegen hier sämtliche Funsportgeräte mit Kufen oder Luftkissen für experimentierfreudige Abfahrer parat. Franz Patscheider - passionierter BMW M3-Fahrer - lebt nicht schlecht vom Verkauf des Schnee-Chi-Chis. Wer ihn zum Saisonbeginn aber nach der optimalen alpinen Vorbereitung fragt, dem empfiehlt er keine neue Modekollektion. "Grundfitness musst du mitbringen! Am besten, man geht ein paar Wochen vorher zum Joggen oder Nordic Walken. Die klassische Skigymnastik ist aus der Mode gekommen. Heutzutage gibt es gutes Streching, das ist als Vorbereitung optimal."

Beim Material hat Franz Patscheider strenge Prinzipien: "Drei Dinge sind beim Skifahren wichtig: Der Ski, der Stiefel und die Bindung. Alle drei müssen hochwertig sein, sonst wird es gefährlich." Bei der Kleidung, sagt Patscheider, kann man sparen. Ob Hose oder Jacke neu sind oder schon länger im Kleiderschrank liegen: "Das ist Nebensache. Wie das hier." Patscheider zeigt auf sein iPhone. "Schön, wenn man etwas zum Spielen haben will."

Auf die Qualität kommt es an

"Gäste, die wenig fahren, sind mit den ausgezeichnet präparierten Leihskiern am besten bedient. Das ist auch der Trend. Nur Stiefel sollte man schon eigene haben." Vom Kauf zum Saisonende, wo mit reduzierten Preisen gelockt wird, rät Patscheider entschieden ab. Man solle nicht vergessen, dass reduzierte Ware immer übriggebliebene Ware sei: "Wenn etwas nicht so toll ist, steht der Kunde bei uns nach zwei Stunden wieder im Geschäft. Beim dritten Mal hat das auch der Verkäufer geschnackelt. Solche Sachen bleiben dann liegen." Man sollte auch immer vor Ort kaufen. "Bei uns und den anderen Händlern in den Skigebieten kann man alles ausprobieren und umtauschen, bis man das Richtige gefunden hat." Bei Ware aus der City oder dem Internet gehe das nicht.

Adressen

Serfaus-Fiss-Ladis

Untere Dorfstraße 13
6534 Serfaus
Tel. +43 (0)5476/6239
Fax +43 (0)5476/6813

Wellness-Residenz Schalber

Dorfbahnstraße 15
A-6534 Serfaus / Tirol / Österreich
Tel.: +43 (0)5476 / 6770
Fax: +43 (0)5476 / 6770-35

Skischule Serfaus-Komperdell

Dorfbahnstrasse 79
A-6534 Serfaus
Tel. + 43 5476 6268-0
Fax: + 43 5476 6268-15
Mobil: +43 676 842927101

Ein "Riesentrend" seien die Skihelme. Erwachsene zögerten noch, bei Kindern seien sie allerdings ein "Muss". Billige Ski für Anfänger? "Der größte Unfug, den es gibt", so Patscheider. "Dann fehlt dem Ski die Elastizität und die Steifigkeit, und die Bindung taugt auch nichts. So etwas sollen sich weder Anfänger noch Fortgeschrittene zumuten."

Serfaus liegt, neben Fiss und Ladis, auf einem Hochplateau nördlich des Reschenpasses, oberhalb des Inntals und gehört zu den stilvollen Alpenorten ohne Après-Ski-Remmi-Demmi. Genuss und Familienfreundlichkeit hat sich der historisch gewachsene Ort auf die Fahnen geschrieben. Auf gehobenem Niveau. Die Ski-Lounge auf 2.000 Meter Höhe ist eines der architektonischen Besonderheiten. Die Berge blicken durch die Glasfassaden auf die weiß gedeckten Tische. Skiläufer, die in eleganten Bögen die schwarze Piste talwärts carven, garnieren optisch das Mittagessen. Akustische Pistenkracher bekommt man nicht zu hören, die Musik variiert zwischen Klassik und Lounge Jazz. An sonnigen Wintertagen lädt die Panorama-Terrasse zum Kuscheln auf Schaffellen ein. Hansjörg Thurnes, Manager des architektonischen Juwels, weiß, dass auch viele Nicht-Skiläufer den Weg zu ihm nach oben finden. Stolz ist er auf seine Lounge, ist sie doch bisher die einzige in Europa. An der Talstation wartet eine gläserne Bar. Zum Après-Ski schwingt sich ein Pianist auf den Hocker und unterhält unaufdringlich. Der Ober - in Weste und mit Schürze - empfiehlt kleine Leckereien. Das Essen wird frisch zubereitet und das Wiener Schnitzel in der Pfanne gebraten.

Skigebiet für Genießer

Das Skigebiet, das die Pisten von Fiss, Ladis und Serfaus miteinander vereint, umfasst insgesamt 185 Pistenkilometer. Von der Talstation auf 1.400 - bis auf 2.800 Meter fahren 53 Seilbahnen und Lifte. Es gibt Anfängerhänge, atemberaubende Abfahrten und unpräparierte Routen für die Tiefschnee- und Buckelpistenfreaks. Zwei Funparks für Snowboarder und der für Snowboard-Neulinge konzipierte Boarderclub Fiss-Ladis sprechen alle Levels an. Serfaus hat hier oben am Komperdell außerdem eine eigene kleine Kinderschneealm gebaut. Für den Durchgangsverkehr ist das Gebiet gesperrt. Auch Erwachsene können mit Ihren Kindern die Anlagen benützen. Das Murmeltier als Markenzeichen vereint Kinderskikurse, Kindergarten und die Murmlikrippe. Die Familienfreundlichkeit zieht sich auch durch die gesamte Hotellerie und Gastronomie in Serfaus. Tagesbustouristen wird man kaum finden. Die Snowboarder sind entweder alt genug, sich ein Apartment zu teilen, oder jung genug, um mit den Eltern anzureisen.

Mehr als sprudelndes Wasser

Serfaus ist der einzige Ort in den Alpen, der seit 1985 eine eigene U-Bahn besitzt. Mit ihr hat man den Autoverkehr weitgehend verbannt. Zweimal in der Woche ist Anliefertag, dann fahren ein paar Kleinlaster herum, die Gäste reisen mit dem Auto naoch an- und ab, danach heißt es : Auto in die Hotelgarage und Schlüssel weglegen. Zum Skilift fährt man mit der U-Bahn. Die Vier-Sterne-Hotels auf hohem Niveau und zwei Fünfsterne Hotels weisen Serfaus als Wellness- und Genießerparadies aus. Alois Schalber, Inhaber des "Serfauser Hof" und der gerade erweiterten Fünf-Sterne "Wellness-Residenz Schalber" kennt die Geheimnisse der Erfolgsgastronomie: "Angefangen haben wir mit einem kleinen Cafe und ein bisschen Après-Ski. Das war damals ganz neu, da sind sie aus Ischgl gekommen, um zu schauen, wie das so geht."

Heute sind die "Schalbers" ein Begriff in der Luxus-Hotelerie. Die Wellness Residenz gehört zu den "Austria Wellness Hotels", einem Zusammenschluss familiengeführter Hotels und wurde aktuell um einen ganzen Flügel erweitert. "Das Geheimnis eines erfolgreichen Wellnesskonzeptes liegt in einer gewissen Größe. Man braucht ein großes Angebot und natürlich geschulte Therapeuten und gutes Personal", so Alois Schalber. Heutzutage stelle sich jeder Wirt einen Whirlpool auf die Terrasse und behaupte, das sei jetzt Wellness, dabei sei es nur ein bisschen Planschen mit Badesalz. Gutes Personal zu bekommen sei aber gar nicht so einfach. Trotz guter Verdienstmöglichkeiten ziehen viele junge Menschen das Leben in einer Großstadt vor, es ist nicht selbstverständlich, dass sie über ein halbes Jahr in einem kleinen Dorf wie Serfaus wohnen. Die Schalbers beschäftigen viele Deutsche aus der ehemaligen DDR. Mit gutem Erfolg. "Bei ihnen merkt man, dass sie hier arbeiten wollen und nicht nur arbeiten, weil sie es müssen."

"Der Gast will begeistert werden", lautet der Wahlspruch von Familie Schalber. In der Tat ist die Herzlichkeit des gesamten Personals auffällig. Unaufdringlicher, persönlicher Luxus. Frau Schalber hat ein Händchen für Dekorationen jenseits des Alpenkitsches. Sie hat es geschafft, dem Hotel trotz der Größe ihre sehr persönliche Note zu geben. Kunst, Antiquitäten und ein Wellnessbereich, wie von Versace persönlich eingerichtet, helfen dem Gast, sich ganz schnell wohlzufühlen. Dann streckt man seine vom Skilaufen müden Oberschenkel, in dem 30 Grad warmen Solefreibad aus und blickt in die vom Sonnenuntergang rosa gefluteten Berggipfel.

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