Sydney ist noch weiter ans Wasser gerückt. Nicht nur am Circular Quay, dem Viertel Rocks und an der Halbinsel mit dem Opera House. Jenseits der Rampe zur berühmten Harbour Bridge signalisiert die Spitze des nun höchsten Gebäudes The Crown, dass da noch mehr kommt. Hinter dem Hügel mit dem Sydney Observatory geht es im Osten immer weiter an der Wasserlinie entlang, ein passabler Fußweg in Richtung Darling Harbour.
Ein 20-minütiger Spaziergang führt unter der Harbour Bridge an der Walsh Bay vorbei zur Barangaroo Reserve, dem neuen Naherholungspark der Sydneysiders. Das Grün der 75.000 angepflanzten Bäume, Sträucher und Blumen wirkt noch frisch. Denn bis 2005 war nicht nur hier, sondern auch überall an der Bucht weiter südlich noch industrielle Brachfläche.
Dem einstigen Frachttransport setzte der nicht mehr zu realisierende Abtransport der Güter per Bahn ein Ende – der Containerhafen zog weiter nach Süden, nach Botany Bay. So musste ein Masterplan für die neue Nutzung des 22 Hektar großen Gebiets für das 21. Jahrhundert her.
Von der Brache zum Konsumviertel
Da vor der Kolonisation das Land den Gadigal People der Eora Nation gehörte, wurde das neue Viertel nach der Aboriginal-Frau Barangaroo aus dem 18. Jahrhundert benannt – ausgerechnet nach einer Person, die für ihren Widerstand gegen die Kolonialisten berühmt war.
Symbol des neuen Areals der Großinvestoren ist die Adresse One Barangaroo und ein 271 Meter hoher und in sich um 60 Grad gedrehter Turm aus Glas mit teuren Appartements, dem Fünf-Stern-Hotel Crown, neun Restaurants und einem Spielkasino. Mit dem ikonischen Entwurf des Architekturbüros Wilkinson-Eyre hat die Stadt seit der Fertigstellung mitten in der Pandemie 2020 ein weiteres Wahrzeichen erhalten, das die Skyline mitbestimmt.
"Für die Bauleute war das Projekt wegen des geschwungenen geometrischen Designs ein Albtraum", sagt Chris Remlo von den Crown Towers. "Alle der insgesamt 8801 Scheiben der Fassade sind jeweils Unikate, die individuell berechnet und in Korea gefertigt wurden".

Barangaroo - Sydneys neues Ausgehviertel
Gleich daneben heben die Kräne Fassadenteile für weitere Hochhäuser in den Himmel. Jedoch sind die breiten Fußwege und die ungefähr ein Kilometer lange Uferpromenade bis zum Sydney Sea Live Aquarium inzwischen fertiggestellt und belebt.
Wie auch in anderen Orten auf der Welt wurde hier ein ehemaliges Hafenbiet zur Konsummeile transformiert, mit 90 Läden und Restaurants, die in der Mittagspause von den Angestellten in den umliegenden Büros und am Abend besonders gerne von den Einheimischen frequentiert werden.
Kommt man mit Sydneysidern ins Gespräch, vermissen sie im neuen Viertel vor allem bezahlbaren Wohnraum. Immerhin ist die Anbindung durch die Fähranleger zu anderen Stadtteilen bestens. Die Eröffnung der Metro-Station Barangaroo ist für das Jahr 2024 geplant.