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Knigge für Indienreisende So treten Sie nicht ins Fettnäpfchen

Warum Sie einem Inder nicht gleich Ihre Hand entgegenstrecken sollten, wie oben ohne am Strand ankommt und wann Sie besser die Schuhe ausziehen: die wichtigsten Benimmregeln für Indienreisende.
Von Sandra Hermes

Wie begrüßt man sich in Indien?

Inder begrüßen sich traditionell mit dem "Namaste"-Gruß. Dabei werden die Hände vor der Brust gefaltet und ein kleines Kopfnicken angedeutet. Wie beim thailändischen Wai werden die Hände höher gehalten, wenn der Begrüßte einen höheren sozialen Status hat. Das Händeschütteln nimmt besonders unter den Männern westlich orientierter Familien und unter Geschäftsleuten zu. Von Touristen wird nicht erwartet, dass sie den traditionellen Gruß nachahmen, da man dabei einiges falsch machen kann.

Wie kleidet man sich beim Besuch eines Tempels?

In den Touristenzentren sind Miniröcke und tiefe Ausschnitte zwar schon lange verbreitet, jedoch selten gern gesehen. Besonders beim Besuch von religiösen Stätten sollten Frauen unbedingt lange Röcke tragen, die Schultern bedecken und auf ein zu tiefes Dekolletee verzichten. In einigen heiligen Sikh-Stätten sind Kopfbedeckungen vorgeschrieben. Auch Männern sind lange Hosen zu empfehlen. Wenn Sie beim Sightseeing nicht ins Schwitzen geraten wollen, sollten Sie auf natürliche Materialien - wie etwa Baumwolle oder Leinen - achten. In Tempelanlagen müssen die Besucher in der Regel ihre Schuhe ausziehen. Damit Sie sich bei der Besichtigung auf die Kulturschätze konzentrieren können und nicht auf ihre schmerzenden Füße - die Steinplatten werden oft bis zu 40 Grad heiß -, sollten Sie einfach ein Paar dicke Socken einpacken.

Was muss man beim Betreten einer indischen Wohnung beachten?

"Schuhe aus", heißt es auch beim Betreten einer indischen Wohnung. Auf Socken können Sie hier natürlich verzichten.

Darf man am Strand oben ohne baden?

Schon ein knapper Bikini wird außerhalb der Touristenzentren und Hotelanlagen bisweilen als anstößig empfunden. Oben ohne oder nackt zu baden, ist gänzlich verboten.

Wie sieht es mit Küssen aus?

Mit Zärtlichkeiten sollten sich westliche Touristen in der Öffentlichkeit zurückhalten, da Sexualität in Indien noch immer ein Tabuthema ist.

Wie begegnet man der Armut in Indien?

Spätestens nach dem oscargekrönten Film Slumdog Millionär haben wir einen Eindruck von der unglaublichen Armut, die zum Subkontinent ebenso gehört wie antike Paläste und moderne Wellness-Oasen. Es gibt kein Rezept, wie viele Rupien man welchem Bettler geben sollte. Tatsache ist, dass Kinder meistens für andere betteln und das Geld selten behalten dürfen. Bitten alte, behinderte oder kranke Menschen auf der Straße um Almosen, stecken sie in einer großen Notlage und können sich auf andere Weise vermutlich nicht mehr versorgen. Wird man in einem Tempel von einem Priester gesegnet, erwartet dieser eine kleine Spende. Auch den Bedürftigen, die an den Eingängen auf Almosen warten, sollte man ein paar Münzen geben.

Ist es in Ordnung, auf dem Markt den Preis auszuhandeln?

Auf Basaren und in einigen Geschäften ist es üblich und ausdrücklich erwünscht, um den Preis zu feilschen. Vor größeren Käufen sollte man sich vorher, etwa beim Hotelpersonal, über den realistischen Preis der Ware informieren, dann klappt es auch mit den Schnäppchen.

Wer bekommt wieviel Trinkgeld?

Da Dienstleistungen in Indien billig sind, wird das Hotel- und Restaurantpersonal nicht üppig bezahlt. Es ist auf Trinkgelder als Zubrot angewiesen. Je nach Umfang eines Mahls, sind zwischen fünf und zehn Prozent üblich. Pagen und Zimmermädchen bekommen ebenfalls Trinkgeld. Taxifahrer hingegen erwarten nur ein paar Rupien mehr, wenn sie beim Gepäck behilflich waren oder gerade kein Wechselgeld zur Hand haben.

Ist Fotografieren überall erlaubt?

Für Fotografen ist Indien in seiner Farbenpracht ein Paradies. Die meisten Menschen haben nichts gegen ein Foto, die Höflichkeit gebietet es jedoch, bei Nahaufnahmen oder religiösen Zeremonien vorher zu fragen. Bei einigen archäologischen Denkmälern ist eine spezielle Zustimmung der Archaeological Survey of India notwendig. Die Behörde ist Teil des Kulturministeriums und hat zahlreiche Dependancen in indischen Großstädten. In vielen Nationalparks wird eine Fotogebühr erhoben. Ob in Kulturdenkmälern, am Strand oder auf der Straße gilt die Faustregel: Schnappschüsse aus der Hand sind erlaubt, Blitzen, z.B. in den Höhlen von Ajanta und Ellura ist verboten, ein Stativ ist immer und überall genehmigungspflichtig. Grundsätzlich lassen sich Inderinnen lieber von Frauen als von Männern fotografieren. Im Übrigen gibt es beim Fotografieren ausgleichende Gerechtigkeit: Sie werden sich wundern, wie viele indische Großfamilien mit Ihnen als "exotischem" Tourist oder Touristin ein gemeinsames Erinnerungsfoto machen wollen - also bitte lächeln!

Dürfen heilige Kühe gefüttert werden?

Frei laufende Kühe gehören in Indien zum Alltag. Sie gelten bekanntlich als heilig und dürfen nicht gefüttert oder gestreichelt werden. Im Straßenverkehr haben die Wiederkäuer unbedingt Vorfahrt und verursachen so einige Staus. Wenn die heiligen Tier aber frisch gestriegelt vor einem Tempel stehen, gilt es für Pilger wie Touristen als fromme Tat, für ein paar Rupien beim Kuhhirten bereit gelegtes Grünfutter zu kaufen. Füttern ist dann auch erlaubt.

Gibt es auf dem Subkontinent besondere Tischmanieren?

Gegessen wird - sofern kein Besteck vorhanden ist - mit der rechten Hand. Die Linke gilt als unrein, da sie für den Gang zum WC benutzt wird. Aus diesem Grund verbietet es sich auch, jemanden mit Links zu berühren. Da in den Touristenzentren und großen Städten zu den Mahlzeiten in der Regel jedoch Besteck gereicht wird, kommt man während des Urlaubs eher selten ins Grübeln. Sich am Tisch die Nase zu putzen ist übrigens - wie in vielen asiatischen Ländern - verpönt.

Worauf sollten Touristen beim Souvenirkauf achten?

Geht es gegen Ende einer faszinierenden Reise ans Souvenir-Shopping, sollte man sich seiner sozialen Verantwortung bewusst sein. In der Herstellung von Kleidungsstücken, Teppichen und Spielzeug arbeiten sehr häufig Kinder unter unmenschlichen Bedingungen. Will man einen handgeknüpften Teppich erwerben, der ohne Kinderarbeit hergestellt wurde, verzichtet man lieber auf den Kauf vor Ort. Die Initiative Rugmark engagiert sich gegen Kinderarbeit in indischen Webereien und informiert über deutsche Händler, die in dieser Hinsicht unbedenkliche Teppiche verkaufen. Möchte man seine Mitbringsel nicht gleich beim deutschen Zoll wieder abgeben, sollte man sich das Washingtoner Artenschutzabkommen durchlesen. Denn die Einfuhr von bedrohten Tierarten oder von Produkten derselben ist strafbar. Dazu gehören zum Beispiel Potenzmittel aus Tigerorganen, Schnitzereien aus Elfenbein oder Korallen-Schmuck.

Welche Fettnäpfchen gibt es noch?

In Indien gilt es als unhöflich, jemandem die Fußsohlen entgegenzustrecken. Setzt man sich auf den Boden, sollte man daher den Schneidersitz wählen. Dass Gesten nicht immer universell sind, mussten schon viele Indienreisende erfahren: Denn ein einfaches Kopfschütteln bedeutet in Indien "Ja!", also genau das Gegenteil dessen, was der gemeine Westler vermutet Vermeiden Sie es, über politisch brisante Themen zu diskutieren oder die indische Regierung zu kritisieren. Bessere Themen für einen unverfänglichen Smalltalk sind Familie und Kinder, Fachsimpeleien über Automarken oder Lob und Anerkennung der vielfältigen indischen Natur- und Kulturschätze.

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