Sabi Sabi Wildreservat Safari mit Löwengarantie

Im Sabi Sabi Wildreservat südlich vom Krügerpark pirschen sich Touristen mit erfahrenen Rangern an wilde Tiere heran. Ihr Ziel: Die "Big Five".

Keine Bäume und Büsche anfassen. Den Jeep nicht verlassen. Nicht unvermittelt aufstehen. Richard erklärt die Safari-Regeln. Fünf Touristen sitzen in seinem Jeep und fiebern den "Big Five" entgegen: Den Löwen wollen sie sehen, den Leoparden dazu, auch Büffel, Elefant und das Nashorn.

Sabi Sabi Wildreservat, um sechs Uhr morgens. Der Wagen schaukelt über eine staubige Straße, warmer Fahrtwind streicht durchs Gesicht, die Steppe gibt ein Konzert aus Vogelgezwitscher, Grillen und dem fernen Gebrüll eines Löwen. Erster Stopp. Tatzenabdrücke auf der ockerfarbenen Erde. "Leopardenspuren", sagt Richard, nimmt das Gewehr aus dem Wagen und steigt aus. Er läuft ein paar Meter durchs Gras, schaut auf abgedrückte Halme, und kommt zurück: "Der war erst vor Kurzem hier." Langsam fährt der Jeep weiter, Richard schaut links, schaut rechts, stoppt, fährt noch mal zurück, um die Spur wieder aufzunehmen.

Plötzlich Giraffen

Plötzlich zeigt Peter aus Pretoria mit der Hand auf den Horizont: "Da, Giraffen!" Eine Herde Tiere knabbert an Bäumen, auf ihren langen Hälsen turnen kleine Vögel herum und picken nach Parasiten. "Das sind Redbild Oxpickers", erklärt Richard. Er steuert seinen Wagen bis zehn Meter vor die Tiere und stellt den Motor ab. Die Giraffen drehen ihre Köpfe, zerknabbern noch ein paar Blätter und schreiten dann mit Eleganz am Jeep vorbei. In ihrem Schlepptau taucht ein Pärchen Zebras auf. "Schaut mal, die weiblichen Giraffen haben leicht nach innen gebogene Hörner", sagt Richard. "Die männlichen Giraffen haben gerade Hörner." Die Touristen zücken ihre Kameras. Tracey aus Melbourne notiert sich auf einer Liste: Sieben Giraffen. Zwei Zebras. "Ich kann mich dann später besser erinnern", sagt sie.

Hunderte von Tier-, Pflanzen- und Vogelarten leben im Sabi Sabi Wildreservat , einem 65.000 Hektar umfassenden privaten Park im Süden des Krüger Nationalparks . Die meisten Touristen kommen zwei bis drei Tage hierher, buchen sich in luxuriöse Lodges ein, von deren Gartenterrasse aus man schon Zebras, Löwen und andere Wildtiere sieht. In den Bäumen turnen Affen herum, manchmal verirrt sich auch eine Antilope zwischen die stilvollen Buschhäuschen. Richtig nah ranpirschen können sich die Gäste in Begleitung von erfahrenen Rangern und Spurenlesern. Früh am Morgen und am Abend starten in der Regel die Safaritouren, auf denen man neben den "Big Five" auch Affen, Zebras und Antilopen, exotische Vögel, Schlangen und riesige Spinnen beobachten kann. Auf der Tour am Morgen wird mitten in der Wildnis Kaffee gereicht, nach der Rückkehr stärken sich die Freunde der Safari dann mit einem üppigen Frühstück mit Bacon und Eggs, frischem Obst und Sekt. Abends wird in der Wildnis ein Sundowner serviert und später, nach Rückkehr in die Lodge, ein festliches Diner unterm Sternenhimmel bei Feuerschein und Kerzenlicht.

Antilopen, die Busch-Hamburger

Richard kennt die Wüste wie seine Westentasche. "Setzt mich irgendwo aus und ich finde zurück", sagt der Spurensucher, der hier aufgewachsen ist und als junger Mann Tagesmärsche durch die Wildnis lief, um seine spätere Frau zu besuchen. Er schlief unter freiem Himmel, horchte auf Tierstimmen, analysierte die Spuren. "Ihr dürft keine Bäume anfassen, weil darin Giftschlangen und bösartige Fliegen lauern können", sagt der erfahrene Wildnisführer. Im Jeep soll man nicht plötzlich aufstehen, weil Wildtiere dann Gefahr wittern. "Die halten den Jeep für ein anderes Tier. Sie kennen ihn, wissen, wie er riecht. Wenn sich plötzlich die Form ändert, dann fühlen sie sich bedroht", erklärt Richard.

Eine Horde Antilopen, so genannte Impalas, stakst durch hüfthohes Steppengras. "Ey, McDonalds", ruft Richard lachend. Er zeigt auf die schwarze Fellzeichnung am Po der Tiere: "Ein rund geschwungenes M". Antilopen werden gerne von anderen Tieren gefressen - "das sind die Busch-Hamburger", erklärt der Afrikaner. Plötzlich, mitten in der Wildnis ein breiter Streifen Asphalt. Die Landebahn. Keine dreißig Meter weiter grast eine Herde Gnus. "Das sind die Clowns des Buschs", sagt Richard. Wird ein Tier getötet, dann rennen die anderen nicht weit weg. "Die drehen nach fünfzig Meter wieder um, um nach ihrem Freund zu sehen." Da erwische es dann den nächsten. Jetzt, da er die Gnus gesehen hat, macht Richard ein ernstes Gesicht. "Ich glaube, die Löwen sind nicht weit", sagt Richard. Morgens soll ein Gnu gerissen worden sein, das hatten andere Ranger erzählt. Sind sie nicht vielleicht ganz in der Nähe? Kimberley aus den Vereinigten Staaten platzt fast vor Aufregung. "Oh yes, oh yes!"

"I’ve seen the lion!"

Keiner sagt mehr etwas. Richard fährt über schmale Wege, kehrt um, lenkt noch einmal zurück. Plötzlich eine Bewegung im Gebüsch. Ein süßlicher Duft. Geier am Himmel. "Da!", flüstert Richard. Im Gras liegen zwei Löwinnen und hecheln wie wild, vor ihnen ein aufgerissenes Gnu mit verdrehtem Hals. Die Raubtiere blinzeln angestrengt in die Sonne. Keine fünf Meter ist der Wagen mit den Menschen entfernt, es scheint die Tiere nicht zu stören. "Die hecheln so stark, um zu verdauen", flüstert Richard.

SABI SABI WILDRESERVAT

Inmitten der Wildnis liegen die luxuriösen Fünfsterne-Lodges von Sabi Sabi, dem privaten Wildpark im Sabi Sand Reservat. Das Areal grenzt an den Krüger Park an. Vier verschiedene Camps bieten in jeweils unterschiedlichem Stil das Gestern, Heute und Morgen. Morgens und Abends gehen die Gäste auf Pirschfahrt in die Wildnis. www.sabisabi.com

Als der Wagen wieder auf die Straße biegt, sind die Gäste auf dem Jeep völlig aufgekratzt. Tracey notiert auf ihrer Liste: "zwei Löwen". Kimberly singt "I’ve seen the lion!" Und Peter trommelt mit seiner Hand auf seine Fotokamera. Den Leoparden findet die Truppe an diesem Morgen nicht mehr. Erst am Abend. Ein Funkspruch vom Kollegen und Richard gibt voll Gas. "Die haben den Leoparden gefunden und laden uns ein, dazu kommen." Nach zehn Minuten tauchen die Rücklichter zwei anderer Fahrzeuge auf. Gleißend helles Scheinwerferlicht leuchtet in den Busch. Im schmalen Lichtkegel trabt eine Leopardin die Straße entlang, unbeirrt vom Lichtkegel, den die Menschen auf sie richten. Die Jeeps folgen ihr, bis sie den breiten Sandweg verlässt und in die dunkle Wildnis verschwindet. Die Fahrzeuge bleiben zurück. Zu hören ist nur ein markerschütterndes Gebrüll.

Von Kirsten Wörnle

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