Rechtsstreit um Bonusmeilen Lufthansa soll Vielflieger überrumpelt haben

  • von Jennifer Lachman
Die Staatsanwaltschaft Köln beschäftigt sich mit einer internen Lufthansa-E-Mail zum laufenden Rechtsstreit um die Verrechnung von Bonusmeilen. Sollte die Mail echt sein, droht der Airline neuer Ärger.

Der Umgang der Lufthansa mit Vielfliegern wird durch eine angebliche interne E-Mail in ein noch schlechteres Licht gerückt. Deren Wortlaut zufolge hat die Fluggesellschaft die umstrittene Änderung ihres Bonussystems vorsätzlich so organisiert, dass die Kunden kaum noch darauf reagieren konnten.

meilenschwund.de

Die Blogseite des Klägers Tobias Eggendorfer bietet unter meilenschwund.de allen Meilensammlern Hintergrundinfos zur Meilenentwertung der Lufthansa

Die Lufthansa würde durch einen derartigen Umgang mit den besten Kunden ein Imageproblem bekommen, zumal die E-Mail Grundlage einer bei der Staatsanwaltschaft Köln eingegangenen Strafanzeige ist. Eingereicht hat sie Vielflieger Tobias Eggendorfer, der erfolgreich gegen die kurzfristige Entwertung seines Miles & More-Kontos geklagt hatte.

Ist die E-Mail echt?

Die Fluggesellschaft verlangt seit Januar 2011 höhere Meilenbeträge für die Buchung von interkontinentalen First- und Business-Class-Flügen, was die Meilenkonten der Kunden indirekt teilentwertet. Die bekamen aber keine Chance, die Meilen vorher sinnvoll einzulösen. Die Deutsche Lufthansa veröffentlichte die Änderung kurzfristig und versteckt. Das Landgericht Köln hat das für unzulässig erklärt, das Urteil ist aber noch nicht rechtskräftig.

Übernommen aus

der Onlineausgabe der Financial Times Deutschland

Dem Wortlaut der E-Mail zufolge hat die Lufthansa ihre Spitzenkunden absichtlich überrumpelt. "Die Kommunikation an die Kunden erfolgt ab dem 20. Dezember, nicht zu früh, damit die Kunden nicht vorab noch viele Tickets mit den günstigeren Meilenwerten buchen", schrieben Lufthansa-Marketingverantwortliche Ende Oktober 2010 an Kollegen. Der 20. Dezember 2010 war der Montag vor Heiligabend, wenige Werktage vor Inkrafttreten der Änderung. Weil in diesen Tagen kaum Büros besetzt sind, sind Terminplanungen schwierig.

Ob die E-Mail echt ist, muss die Staatsanwaltschaft Köln prüfen, bei der Eggendorfer Strafanzeige gegen Lufthansa-Chef Christoph Franz und neun Mitarbeiter gestellt hat. Er glaubt an "gewerbsmäßigen Betrug" an den 21 Millionen Teilnehmern des Bonusprogramms. Namen, Funktionen, Schriftbild und Wortwahl der Mail lassen zunächst vermuten, dass sie echt ist. Die Mail liegt der "FTD" vor. Auch das Magazin "Der Spiegel" berichtet am Montag über den Fall.

FTD

PRODUKTE & TIPPS