Erika Krauß ist eine bescheidene Frau. Sie kam in der Ukraine zur Welt, verließ das Land aber 1992 mit ihren Eltern, da war sie 14 Jahre alt. Krauß' Vorfahren hatten im 18. Jahrhundert, zur Zeit der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, Deutschland den Rücken gekehrt und sich "im Habsburgergebiet von Maria Theresia, Königin von Ungarn und Böhmen, Erzherzogin von Österreich, angesiedelt", sagt Krauß geschichtsgetreu.
Ganz im Westen der Ukraine, bei Mukatschewo in Transkapartien, liegt Pausching, das Dorf, in dem Erika Krauß aufwuchs. "Dort gab es ganze Orte mit Deutschen, die zusammengehalten und auch untereinander geheiratet haben", erzählt sie. "Ich bin in unserem Dorf mit Deutsch aufgewachsen, wir haben das damals Schwäbisch genannt. Das war ein alter Dialekt, den wir zu Hause beibehalten haben. Sobald wir draußen auf der Straße mit ukrainischen Kindern gespielt haben, haben wir ins Ukrainische gewechselt." In den letzten Wochen schweifen Erika Krauß' Gedanken oft dorthin zurück.
Mit dieser Vergangenheit war es für sie und ihren Mann Helmut ganz selbstverständlich, dass sie den Menschen in der Ukraine helfen wollten. Zunächst, ganz naheliegend, jenen Freunden der Familie, die noch in der Ukraine leben. "Meine Eltern haben schon welche aufgenommen und ich habe es meiner Freundin und ihrer Familie ebenfalls angeboten", sagt Krauß. "Doch sie haben gesagt, im Westen des Landes sei es noch nicht so schlimm, sie wollten erstmal bleiben. Die Kinder wollen den Papa nicht verlassen und meine Freundin bleibt natürlich auch bei ihrem Mann und den Kindern." Eine andere Idee musste her.

Wein verbindet
Helmut Krauß ist Winzer, Kellermeister und Betreiber eines Weinguts in der Pfalz. Durch Wein sind auch Erika und Helmut sich näher gekommen: "Ich habe bei einer Weinkellerei meine Ausbildung im Groß- und Außenhandel gemacht. Dort war mein Mann Kellermeister, so haben wir uns kennengelernt", erzählt Erika Krauß.

Seit 1982 werden auf dem Weingut Krauß Bioweine angebaut, unter dem Namen "Zellertaler Keller" arbeitet das Ehepaar mit Winzern aus der Region zusammen, die gemeinsam die Grundlage für eine nachhaltige Entwicklung des Weinbaus vertreten. Im Vertrieb machten die beiden die Bekanntschaft mit der Oenologin Milena Ernstberger, die damals in einer großen Firma als Einkäuferin für Bioweine angestellt war. Als sie sich irgendwann selbstständig machte, blieb der Kontakt zu Helmut Krauß bestehen. "Die beiden arbeiten zusammen neue Produkte aus – so entstand auch die Idee für einen Wein, der helfen kann", erklärt Erika Krauß die Verbindung der beiden Profis – und die aktuelle Aktion.
Aktion "Drink in Peace"
Milena Ernstberger brennt für ihre Ideen. Die studierte Weinbauerin und zweifache Mutter lebt mit ihrer Familie in Bayreuth und ließ sich auch von den Pandemie-Begleitern Lockdown und Homeschooling nicht abhalten, Themen, die ihr wichtig sind, zu verfolgen und wenn möglich in Hilfsprojekte umzuwandeln. Nach dem kriegerischen Angriff auf die Ukraine beschloss sie, mit Helmut Krauß einen Wein zu kreieren, der Spendenerlöse für das bedrohte Land bringt. Auf dem Etikett sollte nicht nur die ukrainische Flagge zu sehen sein, sondern auch die russische, denn der Appell geht vor allem in Richtung des Angreifers: "Drink in Peace".
Mit der Agentur Alma hat Ernstberger das Etikett entwickelt und anschließend auf der brandneuen Website nyeweyn.de den Reiter "Drink in Peace" aufgesetzt, unter dem die eigens zum Spendenzweck geschaffene Sorte zum Verkauf angeboten wird. "Der Biowein aus Rheinhessen wird aus den Rebsorten Weißburgunder und Chardonnay hergestellt, kostet 6,50 Euro pro Flasche und passt perfekt zu Spargel", sagt Ernstberger. 1,55 Euro pro Flasche gehen an die Stiftung stern und von dort direkt an ausgewählte Organisationen, um den Menschen aus der Ukraine zu helfen. "Wenn der Verkauf gut läuft, bleibt mehr für die Ukraine übrig, weil die Preise für Kapseln, Kartons und Etiketten sinken", erklärt sie.
In diesem Fall wünscht die Stiftung stern neben "Frohe Ostern" auch "Prosit", es möge nützen!
Hier können Sie den Wein bestellen, der hilft.
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