Lange Zeit war es so einfach: Wer ein bisschen Geld über hatte, legte das auf ein Tagesgeldkonto. Da war es sicher, immer verfügbar und warf trotzdem Zinsen ab. Das ist vorbei, die Zinsen bei den Banken sind derzeit nahe Null. Das bedeutet: Wer sein Erspartes einfach auf der Bank liegen lässt, verliert inflationsbedingt Geld.
Der Aktienmarkt dagegen boomt. Für Unternehmen sind niedrige Zinsen günstig, das hilft beim Investieren. Der Deutsche Aktienindex Dax ist auf Rekordniveau. Nach dem Desaster mit der T-Aktie Anfang des Jahrtausends und dem Finanzcrash 2008 fragen sich viele Normalsparer jetzt erneut: Soll ich mich an die Börse wagen? Soll ich versuchen, an den Unternehmensgewinnen mitzuverdienen oder falle ich als Laie damit auf die Nase?
Warum Aktien attraktiv sind
Grundsätzlich sind Aktien eine attraktive Anlageform. Denn auch wenn es immer wieder zu größeren und kleineren Abstürzen kommt. Auf lange Sicht geht es an den Börsen nach oben. "Der Blick auf die vergangenen 150 Jahre zeigt: Langfristig schlägt der Aktienmarkt alle anderen Anlageklassen", sagt Frerk Frommholz, Honorar-Finanzanlageberater aus Hamburg. Das gilt natürlich nicht für das einzelne börsennotierte Unternehmen, das immer Pleite gehen kann, sondern für den Gesamtmarkt aller Aktien.
Sind Aktien für Sie das Richtige?
Aktien haben also langfristig eine super Rendite, aber die wenigsten wollen ihr Geld für 100 Jahre anlegen. Sie müssen sich daher fragen, wann Sie Ihr Geld wieder brauchen. "Aktien sollte man nur kaufen, wenn man mindestens sechs, sieben, acht Jahre Zeit hat", sagt Experte Frommholz. Die eiserne Reserve, an die man vielleicht schon morgen muss, weil das Auto kaputt geht, sollte man daher nie in Aktien investieren.
Wieviel Zeit habe ich und wie risikobereit bin ich? Das sind auch in den Augen von Niels Nauhauser die zentralen Fragen. "Chancen ohne Risiko - das gibt es nicht", sagt der Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Je eher man auf sein in Aktien investiertes Geld zurückgreifen muss, desto höher das Risiko, dass die Aktien dann gerade im Minus stehen. "Selbst bei sehr breiter Streuung müssen Sie damit rechnen, kurzfristig die Hälfte des Aktienwertes zu verlieren", nennt Nauhauser als Faustregel.
Ein kleines Beispiel: Ich habe 40.000 Euro und plane, mit dem Geld in fünf Jahren ein Auto zu kaufen. Muss es ein bestimmtes Auto für 40.000 Euro sein? Dann kann ich nicht in Aktien investieren, sie könnten ja niedriger stehen. Bin ich bereit, mir zur Not ein günstigeres Auto zu kaufen oder die Anschaffung aufzuschieben? Dann kann ich ein bisschen Risiko eingehen.
So macht man es am geschicktesten
Für den soliden Vermögensaufbau mit Aktien sind laut Verbraucherschützer Nauhauser vor allem zwei Dinge wichtig: Niedrige Gebühren und breite Diversifizierung, also Risikostreuung. Das erreicht man dem Experten zufolge am einfachsten mit Aktienindexfonds, kurz ETF genannt. Diese Fonds bilden exakt die Zusammensetzung bestimmter Indizes nach. Ein ETF auf den Dax beispielsweise steigt im Wert, wenn der Dax steigt und fällt, wenn der Dax fällt. Auch über die deutschen Grenzen hinaus kann man mit ETF diversifizieren. "Am bequemsten geht das mit bekannten, breiten Indizes wie dem MSCI World", sagt Nauhauser.
Auch Vermögensberater Frommholz setzt auf möglichst breite Diversifizierung mit ETFs oder Anlageklassenfonds, die den gesamten Aktienmarkt abbilden. Von besonders klugen Aktienstrategien, die behaupten, Sie könnten den Markt schlagen, hält er nichts. "Hören Sie nicht auf Aktienexperten", sagt Frommholz. In seinen Augen gibt es auch keinen objektiv richtigen oder falschen Zeitpunkt, um einzusteigen, da niemand die Zukunft voraussagen kann.
Weil sich Indexfonds automatisch an die Veränderungen im Index anpassen, muss man keinen Fondsmanager bezahlen, der aktiv Aktien kauft und verkauft. Die jährlichen Verwaltungskosten liegen bei ETFs meist deutlich unter einem Prozent der Anlagesumme, bei aktiv gemanagten Fonds deutlich darüber. Zudem entfallen bei ETFs die sonst üblichen Einmalgebühren beim Kauf (Ausgabeaufschlag).
Wer sich selbst zutraut, einen ETF auszuwählen, kann das über Direktbanken, wie Comdirect, Cortal Consors oder Ing-Diba tun. Beliebt sind auch die iShares des Finanzinvestors Blackrock. Wer sich beraten lassen will, sollte das von jemand Unabhängigem tun lassen. "Zu einem provisionsgesteuerten Bankberater sollten Sie nicht gehen", sagt Nauhauser. Die Verbraucherzentralen bieten ebenso unabhängige Beratung wie Honorarberater.