Deutschland im Konsumstau. Immer mehr Unternehmen und Banken wollen uns nun mit billigen Krediten zum Kaufen animieren. Warenhäuser und Markenartikler bieten Ratenkauf, manche für weniger als ein Prozent Zins. Die Volks- und Raiffeisenbanken kauften sich für dieses Geschäft extra die spezialisierte Norisbank. Und in "Bild" wird jetzt für "Deutschlands einfachsten Kredit" geworben. Was taugen solche Angebote?
Hinter der Kampagne
von "Bild.de" und T-Online beispielsweise steckt die CreditPlus Bank in Stuttgart. Und die gehört dem französischen Geldhaus Crédit Agricole. "Leisten Sie sich was - mit dem "Kredit für Deutschland" ist vieles möglich!", heißt es in der Werbung. Zum Beispiel ein Auslandsstudium für die Kinder, eine Weltreise, ein neues Auto oder einen "tollen", 10.000 Euro teuren Heimkinoprojektor. Alles möglich - auf Pump.
Vorsicht! Bei einem Ratenkreditgeschäft lauern gleich mehrere Fallstricke: Die Höhe des Zinses ist heute immer mehr der individuelle Preis für die Kreditwürdigkeit eines Schuldners. Verbraucher, die über hohe Bonität und Sicherheiten verfügen, zahlen für Kredite weniger. Gleich sieben Filialbanken starten mit Zinsen unter 8,9 Prozent, dem Angebot aus der "Bild"-Werbung. Und wer Geld via Internet leiht, kommt noch günstiger weg. Auch bei der CreditPlus Bank - wenn die Bonität stimmt. Der "Kredit für Deutschland" würde sich also nur für Kunden mit geringerer Bonität rechnen, die bei anderen Banken mehr Zins bezahlen müssten. Bloß ist in diesem Fall ein Ratenkredit kaum zu empfehlen.
Giro-Minus per Kredit ausgleichen?
Dieser Vorschlag wird Verbrauchern häufig gemacht: Anstelle des hohen Dispo-Zinses für das überzogene Girokonto doch lieber den billigeren Ratenkredit nehmen. So wird zum Beispiel vorgerechnet: Wenn anstelle eines etwa 13 Prozent teuren Dispo-Kredits von 2500 Euro über drei Jahre ein Ratenkredit zu rund neun Prozent abgeschlossen würde, spare man gut 150 Euro. Erster Haken: Dispo-Zinsen sind bundesweit im Schnitt auf rund elf Prozent gefallen, bei manchen Banken gar unter Ratenkreditzinsen. Zweiter Haken: Ein Dispo lässt sich täglich kostenfrei - etwa dank unverhofftem Geldsegen - auslösen, ein Ratenkredit in der Regel nicht. Generell gilt: Verbraucher, die es nicht schaffen, binnen drei Jahren ihr Girokonto auszugleichen, sollten von Ratenkrediten lieber ganz die Finger lassen.
Geprüft wird die Kreditwürdigkeit bei allen Geldverleihern im Wesentlichen anhand fester Jobeinkünfte und des sonstigen Schuldenstands. "Wer unsere Bonitätsprüfung besteht, kann den "Kredit für Deutschland" erhalten", verspricht CreditPlus-Projektleiter Stefan Wiedemann. Eine Ratenversicherung im Falle längerer Arbeitslosigkeit sei bei dieser Offerte "kostenlos" inklusive.
Im Prinzip sind derartige Restschuldversicherungen nicht schlecht - aber teuer. Bis zu 20 Prozent der Kreditsumme können dafür zusätzlich fällig werden. Völlig kostenlos ist sie auch bei CreditPlus nicht. Das Institut erklärt auf Nachfrage die Zinsdifferenz zwischen dem "Kredit für Deutschland" und den eigenen Bestangeboten "unter anderem" mit eben dieser Absicherung. Nur: Wer begründet um seinen Job fürchten muss, sollte es sich zweimal überlegen, Kredite aufzunehmen. Zumal für Weltreisen, Autos oder 10.000-Euro-Projektoren. Sparen oder einfach nur das Geld ausgeben, das man hat, ist in solchen Fällen klüger. Und wirklich wichtigen Haushaltsbedarf, den man nicht direkt vom Konto bezahlen kann, gibt es im Handel oder beim Hersteller auf Raten oft günstiger als per Bankkredit.