Feilschen Nichts ist unmöglich?

Beim Kauf eines Smart gibt es grundsätzlich keinen Rabatt. stern-Reporter Jürgen Steinhoff bekam trotzdem Prozente.

Die Autofirma Smart, eine Tochter des Daimler-Chrysler-Konzerns, sonnt sich in dem Ruf, in Sachen Preisnachlass beinhart zu sein. Beim Kauf eines neuen Smart gibt es keinen einzigen Cent Rabatt. Stolz verweist Smart-Pressesprecherin Christine Bornkeßel darauf, dass der Smart dank dieser Geschäftspolitik hinter dem Porsche 911 den prozentual höchsten Wiederverkaufswert erreicht: 76,22 Prozent nach zwei Jahren.

Voller Respekt vor dieser konsequenten Haltung, aber auch voll nagender Zweifel, dass in diesem Bereich des Autohandels kein Feilschen möglich sein soll, betreten wir die "Smart City" an der Straße Nedderfeld in Hamburg. Wir sind wild entschlossen, dem Smart-Verkäufer Jan Christoph Plaumann, auf den wir hier stoßen, mindestens zehn Prozent Rabatt aus dem Kreuz zu leiern.

Kein Erbarmen für Feilscher

Unser Interesse richtet sich auf einen schwarzen "Pulse" Diesel für netto 9293,10 Euro. "Kein Problem", sagt Herr Plaumann, dieser Wagen sei sofort lieferbar. Aber bitte mit Winterreifen, weil der Smart bei Schnee und Eis berüchtigt für seine extreme Instabilität sei, nörgeln wir. "Kein Problem", sagt Herr Plaumann. Mit unserem Hintergedanken, die Winterreifen dank der Instabilität des Smart umsonst zu bekommen, lässt Herr Plaumann uns jedoch eiskalt in den Graben rutschen.

Wir ändern unsere Taktik und beschließen, diesen Mann zappeln zu lassen. Mit einer Preisliste für Sonderausstattungen und mürrischem Gesicht verabschieden wir uns mit der für Herrn Plaumann mehr als vagen Aussicht, eventuell wiederzukommen. "Kein Problem", sagt Herr Plaumann.

Stunden später melden wir uns telefonisch und geben anhand der Preisliste unsere Sonderwünsche durch: Glasschiebedach, Außentemperaturanzeige und dieses und jenes. Für Herrn Plaumann, wir hatten es uns schon gedacht, ist das alles "kein Problem". Allerdings treiben die Sonderwünsche den Gesamtpreis einschließlich Mehrwertsteuer auf stattliche 12.790,16 Euro. Darüber müssen wir aber wirklich noch mal reden. "Kein Problem", sagt Herr Plaumann, "ich schenke Ihnen die Allwetterfußmatten." Die kosten 17,07 Euro.

Darob ziemlich stinkig, rücken wir erneut persönlich in der "Smart City" an. Diesmal untermauern wir unsere Forderung nach einem kräftigen Rabatt mit Verzicht auf eine Probefahrt. Vor allem aber locken wir mit Barzahlung. Herr Plaumann bleibt kühl bis ans Herz.

Wieder daheim, finden wir im Internet - ratzfatz - die Adresse "www.smart-vermittlung.de" in Pforzheim. Dort stoßen wir auf einen Deutsch-Italiener namens Luciano-Lorenzo Lichius, 32, der zwei Wege kennt, diesen teuren Kleinwagen billiger zu bekommen: Zum einen bucht er bei regulären Smart-Centern in Frankreich, Belgien oder Holland fabrikneue Smarts mit deutschen Kfz-Scheinen samt Smart-Garantie zu derart riesigen Rabatten, dass er seine Kunden mit Preisnachlässen zwischen 13 und 15 Prozent beglücken kann. Selbst die Überführungskosten sind mit maximal 250 Euro viel niedriger als bei Smart (396 Euro).

Auch in Deutschland geht's

Seine zweite Quelle für günstige Smarts sprudelt seit kurzem in Deutschland. Weil das Auto sich hier schleppend verkauft, gibt es inzwischen eine Finanzierung zu 1,9 Prozent Zinsen. Die gilt aber nur für in Deutschland gekaufte Smarts. Folglich bucht der Italiener seitdem bei einem süddeutschen Smart-Center, und zwar mit so viel Rabatt, dass er auch auf diese Smarts noch neun Prozent Nachlass geben kann - mitsamt der günstigen Finanzierung.

Herr Plaumann von der Hamburger "Smart City", dessen Auto 12.790,16 Euro gekostet hätte, kann sich auf dem Dach seines "Pulse" ein Ei backen. Beim Italiener aus Pforzheim hätten wir den gleichen Wagen für 10.943,85 Euro gekriegt - 1.846,31 Euro billiger. Diesen Rabatt zu bekommen war, um es mit den Worten von Herrn Plaumann zu beschreiben, "kein Problem".