Sao Paulo ist eine Stadt der Superlative - in jeglicher Hinsicht. Fast 18 Millionen Menschen leben in der brasilianischen Megametropole auf rund 8.000 Quadratkilometern. Mit Tokio und Mexiko-City zählt Sao Paulo zu den weltweit größten Städten. Verkehrschaos und kilometerlange Staus gehören in Brasiliens heimlicher Hauptstadt zum Alltag. Im Durchschnitt verbringt ein Einwohner 2,5 Stunden im Verkehr. Rund 10.000 Busse und vier Millionen Pkw, darunter etwa 33.000 angemeldete Taxis, quälen sich täglich durch die Straßen der Stadt.
Doch wer in Sao Paulo Geld hat, den braucht das Chaos auf den Straßen nicht weiter zu stören. So genannte Helikopter-Taxis gehören zum Stadtbild wie der Zuckerhut zu Rio de Janeiro. Über 400 Hubschrauber stehen in Sao Paulo bereit, um begüterte Kunden in Minutenschnelle in jeden Winkel der Stadt zu bringen. Doch dieser Luxus hat seinen Preis. Die Tarife für den bequemen Service sind unterschiedlich und schwanken je nach Anzahl der Kunden, Entfernung und Helikopter-Typ. Rund 500 Real (140 Euro) bis etwa 1.500 Real (420 Euro) müssen die Fahrgäste für eine Tour berappen.
Zeit ist Geld und im Stau verschwendet
Aber über mangelnde Nachfrage können sich die rund 600 Piloten der Stadt nicht beklagen. Der Markt sei seit Mitte der 90er Jahre ständig gewachsen und jetzt stabil, erklärten Moacir dos Santos, Präsident der Vereinigung der Helikopter-Piloten in Sao Paulo. "Zeit ist Geld und die wird im Stau unnötig verschwendet", sagt er. Für Geschäftsleute sei es ohne Hubschrauber unmöglich, an einem Tag einen Termin in der Firma außerhalb der City und dann im Stadtzentrum wahrzunehmen.
Vor allem die Sicherheit schätzen die Kunden an den Taxis in der Luft. In einer Stadt, in der Gewalt, Kidnapping und Überfälle auf Autos im Stau zum Alltag gehören, ist das ein unbezahlbarer Vorteil, weiß der Pilot. Zu seinen Kunden zählen in- und ausländische Geschäftsleute und deren Familien. Dos Santos bringt seine Gäste in Einkaufszentren, an die nahe gelegenen Strände, zum Restaurantbesuch oder zum Gottesdienst in die Kirche. "Alles ist möglich", versichert er. Viele Einkaufszentren, Unternehmen, Wohnanlagen und Supermärkte haben sich inzwischen auf die Helikopter-Klientel eingestellt und Landeplätze auf den Dächern eingerichtet.
Boom ab Mitte der Neunziger
Sao Paulo gehört nach New York und Tokio zu den weltweit florierendsten Märkten für Helikopter-Taxis. Dos Santos begründet die Nachfrage nach dem Service in der Luft auch mit dem gewachsenen Selbstbewusstsein einheimischer Geschäftsleute. Warum soll sich ein Manager in Sao Paulo nicht genauso wie sein Counterpart in New York fortbewegen, fragt der 42-Jährige, der zu den dienstältesten Piloten der Stadt gehört. Mit 18 Jahren machte er seine Lizenz und fliegt seitdem über Brasiliens Metropole.
Seit 1946 sind in Sao Paulo Hubschrauber im Einsatz. Und noch nie sei es zu einem schweren Unfall gekommen, versichert der Pilot. Einen Boom erlebte die Branche ab Mitte der 90er Jahre. Seitdem haben auch Radio- und TV-Sender aus Sao Paulo ihre Reporterstaffeln ausgebaut, die rund um die Uhr aus der Luft über Unfälle und Staus berichten.