Hypo Real Estate Rettungsversuch in letzter Sekunde

Nach dem überraschenden Platzen des Rettungspakets für die Hypo Real Estate haben Vertreter von Regierung, Bundesbank und Aufsichtsbehörde BaFin Krisenberatungen aufgenommen. Der Rückzug der privaten Banken hat die Regierung unvorbereitet getroffen.

Die Bundesregierung beschwor alle Beteiligten, insbesondere die privaten Banken, das ins Schlingern geratene Institut zu retten. „Jetzt ist die Zeit, da alle Verantwortung zeigen müssen“, sagte der Sprecher von Finanzminister Peer Steinbrück, Torsten Albig. Es geht darum, alle Möglichkeiten für eine Lösung zu nutzen.

Jeder müsse seiner Verantwortung gerecht werden, und zwar entsprechend seiner Verantwortungsnähe, sagte Albig. Er wies dabei darauf hin, dass sich die aktuellen Probleme aus dem Kreise der Bankenbranche aufgebaut hätten. Albig verband seinen Appell auch mit unverhohlener Kritik an dem in Not gekommenen Finanzinstitut HRE und den privaten Banken. Weder das Unternehmen selbst noch die privaten Banken hätten die Regierung im Vorhinein über die neuen Probleme informiert, die zum Scheitern des ersten Rettungsplanes geführt hätten. „Das ist schon sehr überraschend“, bemängelte Steinbrücks Sprecher.

Überraschender Rückzug der Banken

Unterdessen nahmen nach seinen Worten Fachleute von Regierung, Bundesbank und BaFin ihre Beratungen auf. Derzeit gehe es darum, die Fakten zu sammeln, zu prüfen und daraus Konsequenzen abzuleiten. Daran anschließen würden sich Beratungen mit den anderen Beteiligten, wie etwa den Banken. Ziel sei es, bis Öffnung der Börsen am Montagmorgen in Asien eine Lösung zu finden. Auch das Kanzleramt sei eingeschaltet. „Zu gegebener Zeit werden der Minister und die Kanzlerin entscheiden, ob und wie sie sich einbringen“, sagte Albig. Zunächst seien aber erst einmal die Fachleute gefragt.

Am Samstagabend hatte die HRE mitgeteilt, das am Wochenende zuvor mühsam ausgehandelte Rettungspaket sei hinfällig. Das dem Institut zugesagte Paket im Volumen von bis zu 35 Milliarden Euro bis 2009 sei nicht länger gültig. Die zugesagten Kreditlinien der Banken zur Deckung einer Liquiditätslücke seien aufgekündigt worden. Die Bundesregierung hatte zusammen mit den Banken die genannten Kreditlinie durch eine Bürgschaft abgesichert, von der sie mit rund 26,5 Milliarden Euro den Hauptanteil zusagte. Offenbar reichen diese Maßnahmen nun aber nicht mehr aus.

Reuters