Krankenkassen Zahnarzt zu versteigern

Mit welchen Kniffen Patienten die neueste Beitragserhöhung der Krankenkassen wieder einsparen können.

Praxisgebühren und höhere Zuzahlungen zu Medikamenten - schon jetzt müssen vor allem die Kranken die Gesundheitsreform finanzieren. Seit dem 1. Juli wird nun erneut abkassiert, diesmal bei allen gesetzlich versicherten Arbeitnehmern. Durch einen Verschiebetrick zahlt jeder künftig 0,45 Prozentpunkte mehr Krankenversicherung vom Monatsbruttogehalt. Zwar senken die Krankenkassen ihre Beitragssätze um 0,9 Prozent, wovon die Hälfte bei den Arbeitnehmern hängen bleibt. Gleichzeitig aber wird den Versicherten eine Extraprämie für Zahnersatz und Krankengeld draufgepackt. Dadurch können bis zu 200 Euro im Jahr zusätzlich zusammenkommen.

Doch es gibt ein paar

Möglichkeiten, die Belastungen zu reduzieren: Wer bei der Barmer Ersatzkasse versichert ist, kann sich verpflichten, bei jeder Erkrankung zuerst zum Hausarzt zu gehen. Man vermeidet so die Kosten von drei bis vier Praxisgebühren, also 30 bis 40 Euro im Jahr. Dafür verpflichtet man sich, seinen Hausarzt und Apotheker ein Jahr lang nicht zu wechseln und Fachärzte nur mit Überweisungsschein zu konsultieren. Andere Ersatzkassen wie DAK, Techniker, Kaufmännische Krankenkasse und auch die AOK testen ähnliche Modelle, vorerst aber nur regional. Der Hausarztbonus soll das teure Doktor-Hopping der Patienten vermeiden.

Beim Zahnarzt lassen sich mit Kostenvergleichen die saftigen Zuzahlungen minimieren. Besonders vor aufwendigeren Gebisssanierungen sollte man eine Zweitmeinung bei einem Konkurrenten einholen oder sich von der Kasse beraten lassen. Zahnärzte sind Unternehmer, jeder kalkuliert etwas anders. Neuerdings gibt es sogar Internetauktionen um die billigste Behandlung: Unter www.2te-zahnarztmeinung.de stellt man den Kostenvoranschlag vom Arzt ins Netz und wartet auf ein günstigeres Angebot eines anderen Mediziners. Unter www.caredental.de präsentieren sich günstige Zahnlabors, die man seinem Zahnarzt empfehlen kann, wenn der mit teureren arbeitet.

Für einige Hilfsmittel

wie Schuheinlagen, Hörhilfen, Inkontinenz- und Stomaartikel gelten seit Jahresanfang bundeseinheitliche Festpreise. Für Einlagen beispielsweise zahlen die Kassen jetzt generell 46,64 Euro. Viele Sanitätsgeschäfte aber verlangen nun 61,64 Euro. Auch die meisten anderen Hilfsmittel sind bundesweit schlagartig teurer geworden, nachdem der Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik "Kalkulationshilfen" für seine Mitglieder propagiert hat. Das Bundeskartellamt ermittelt bereits wegen Verdachts auf interne Preisabsprachen. Hilfe kommt vom Bundesverband der Innungskassen, der auf seiner Homepage www.ikk.de spätestens bis Ende Juli eine Liste von über tausend Sanitätshäusern veröffentlicht, die die Preisempfehlungen ihres Verbandes unterlaufen.

Und per Internet lässt sich auch bei Arzneimitteln sparen. Rezeptfreie Medikamente gibt es bei Online-Anbietern oft günstiger als in der Apotheke um die Ecke. Bei rezeptpflichtigen Arzneien gewähren Internetapotheken pro eingeschicktem Rezept Gutschriften von 2,50 bis 10 Euro. Das gleicht die obligatorische Rezeptgebühr in der heimischen Apotheke aus.

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Brigitte Zander