Die "Lindenstraße" hat im Laufe ihre Bestehens viele personelle Veränderungen durchlaufen. Doch einige Schauspieler sind von der ersten Stunde am 8. Dezember 1985 an dabei. Anlässlich des 20. Jubiläums befragten wir diese sieben Schauspieler über ihre Rolle und ihr Leben - und kamen so zu interessanten Erkenntnissen: Warum Georg Uecker auch privat Praxisgebühr nimmt, wie Ludwig Haas eine Einladung nach Sylt erhielt, oder was Marie-Luise Marjan im Schwimmbad erlebte.
Andrea Spatzek (Gabi Zenker)
Inwieweit hat Ihre Teilnahme an der "Lindenstraße" Ihr Leben verändert?
Ich lebe seit fast 20 Jahren in Köln statt in Wien. Mein Freundeskreis hat sich verändert. Ich habe dadurch einen Sohn, der in Köln geborener Österreicher ist. Alles wäre ohne die "Lindenstraße" ganz anders gewesen.
Wenn Sie für einen Tag in eine andere Haut schlüpfen dürften: Wer in der Lindenstraße wären Sie dann?
Auch wenn ich dürfte: Ich möchte die sein, die ich bin.
Kommt es vor, dass Sie von Passanten angesprochen und mit ihrem Charakter in der Lindenstraße verwechselt werden? Was war die kurioseste Situation?
Natürlich werde ich mit "Gabi" verwechselt. Einmal hat mir ein Rentner ein altes Passfoto von sich geschickt und wollte mir ein gesichertes Leben mit Auto, Haus und Fernsehapparat bieten, weil ich als Gabi Witwe geworden war.
Sind Sie Ihrer Rolle im Laufe der Zeit ähnlicher geworden?
Nein, aber die Rolle mir!
Welche Person aus der Lindenstraße könnte im richtigen Leben Ihr Freund sein?
Gabi, Iffi, Anna, Urzula
1000 Folgen Lindenstraße - Was war Ihr schönstes Erlebnis?
Gabis Hochzeiten
Und was war Ihnen besonders peinlich?
Die Szenen mit Phil Seegers im Bett im Jahre 1986 (nicht die späteren Szenen)
Wann ist für Sie die Zeit gekommen, um aus der Lindenstraße auszusteigen?
Entweder werde ich ausgestiegen, weil mich niemand mehr sehen mag oder ich bleibe, solange die "Lindenstraße" produziert wird!
Tschüs, Mutter Beimer & Co.: Mit diesen Menschen sind wir groß geworden

Sie sind quasi die Urzelle der "Lindenstraße". Helga (Marie-Luise Marjan) und Hans Beimer (Joachim Hermann Luger) sind seit der ersten Folge dabei. Die Beimers waren zunächst die Vorzeigefamilie, die mit ihren drei Kindern in dem Mietshaus in der Lindenstraße 3 lebte. 1990 verließ "Hansemann" die Beimers und gründete mit Anna Ziegler eine neue Familie. Helga heiratet 1995 den Reisekaufmann Erich Schiller (Bill Mockridge), mit dem sie - trotz zwischenzeitlicher Trennungen - bis zu seinem Ende liiert ist. In der 1500. Folge stirbt Schiller.
Hans bekam mit Anna mehrere Kinder. Am 2. September 2018, in Folge 1685, ist er friedlich eingeschlafen.
Georg Uecker (Carsten Flöter)
Inwieweit hat Ihre Teilnahme an der "Lindenstraße" Ihr Leben verändert?
Da ich mit 23 Jahren dort angefangen habe, hat sie mein Leben einschneidend verändert. Sie hat mich bekannt gemacht, aber natürlich auch festgelegt. Viele Türen haben sich geöffnet, andere haben sich geschlossen. Sie hat mir die Möglichkeit gegeben, eine Rolle langfristig mitzugestalten - weit über das normale Maß hinaus. Sie hat mich erkennen lassen, dass (nicht nur in meinem Fall) das Private auch politisch ist. Der Preis dafür war manchmal höher als die Gage. Aber es hat sich gelohnt...
Wenn Sie für einen Tag in eine andere Haut schlüpfen dürften: Wer in der Lindenstraße wären Sie dann?
Der Produzent! Oder Georg, genannt Käthe, um herauszufinden, wie es ist, mit mir zu arbeiten und wie ich küsse.
Kommt es vor, dass Sie von Passanten angesprochen und mit ihrem Charakter in der Lindenstraße verwechselt werden? Was war die kurioseste Situation?
Das kam früher häufiger vor. Mittlerweile können die Leute Carsten Flöter und Georg Uecker ganz gut auseinander halten. Ich mochte es allerdings ganz gern, wenn ältere Damen mir erklärten, wie man mit Männern umspringen muss und mir Beziehungstipps gaben. Die fanden das gar nicht ungewöhnlich, das einem schwulen Mann zu erzählen. Zur Zeit erfreue ich mich besonders an Menschen, die partout nicht wahrhaben wollen, dass ich kein Arzt bin, und mich mit ihren Zipperlein behelligen. Ich verlange dann grundsätzlich erst einmal 10 Euro Praxisgebühr. Neulich hat mir im Speisewagen eine Frau tatsächlich das Geld gegeben. Ich war begeistert und fassungslos und habe uns beiden davon einen Piccolo gekauft - weil der gut ist gegen alle Zipperlein der Welt!
Sind Sie Ihrer Rolle im Laufe der Zeit ähnlicher geworden?
Nein, eher umgekehrt: Die Rolle ist mir ähnlicher geworden. Im Laufe der Jahre gibt es zwangsläufig eine graduelle Annäherung der fiktiven und der realen Person. Aber es bleibt Thalia sei Dank noch genug Abstand zwischen beiden. Gerade diese Differenz ist das Reizvolle als Schauspieler eines solch langlebigen Projekts. Würden wir uns zu ähnlich werden, würde ich sofort aufhören. Ich weiß immer noch genau, wo Georg aufhört, wo Carsten anfängt - und wo die Schnittmengen sind.
Welche Person aus der Lindenstraße könnte im richtigen Leben Ihr Freund sein?
Wenn überhaupt : Alex, Nina und Käthe.
1000 Folgen Lindenstraße - Was war Ihr schönstes Erlebnis?
Beim Drehen gibt und gab es immer wieder schöne Momente, die sehr schwer zu beschreiben sind. Immer dann, wenn eine Szene oder eine Situation besser ist als die Summe ihrer Einzelteile, was mit Chemie, Empfindung und vielleicht sogar Magie zu tun hat. Außerhalb des Studios war es die Verleihung der Goldenen Kamera 1998, als ich beim Finale zwischen Alain Delon und Jean-Paul Belmondo stand und dachte : "Großartig, wir haben gerade den gleichen Preis bekommen!"
Und was war Ihnen besonders peinlich?
Wenn ich das Wort "peinlich" nicht aus meinem Wortschatz gestrichen hätte, würde ich einem anderen Beruf nachgehen.
Wann ist für Sie die Zeit gekommen, um aus der Lindenstraße auszusteigen?
Wenn ich morgens nicht mehr mit Vorfreude auf die Dreharbeiten aus dem Bett steigen würde. Wenn die Produktion sich nichts mehr trauen und nicht mehr versuchen würde, auch schwierige Sachverhalte mit dem Unterhaltungsanspruch zu verbinden.
Sybille Waury (Tanja Schildknecht)
Inwieweit hat Ihre Teilnahme an der "Lindenstraße" Ihr Leben verändert?
Die "Lindenstraße" ist ein großer Teil meines Lebens. Seit ich 15 bin, darf ich dort einer zweiten Identität Leben einhauchen. Ohne diese Arbeit wäre ich heute bestimmt komplett anders. Aber da ich mit meinem Leben sehr zufrieden bin, trauere ich diesem anderen "Ich" nicht nach.
Wenn Sie für einen Tag in eine andere Haut schlüpfen dürften: Wer in der Lindenstraße wären Sie dann?
Unser Computerfachmann, weil ich dann endlich diese Maschine verstehen würde.
Kommt es vor, dass Sie von Passanten angesprochen und mit ihrem Charakter in der Lindenstraße verwechselt werden? Was war die kurioseste Situation?
Menschen, die einem verwundert fragen: "Was machen Sie denn hier?", mit dem Hintergedanken, dass man in ihren Fernseher gehört, finde ich immer noch lustig.
Sind Sie Ihrer Rolle im Laufe der Zeit ähnlicher geworden?
Tanja ist im Laufe der Jahre viel netter und umgänglicher geworden. Also ja.
Welche Person aus der Lindenstraße könnte im richtigen Leben Ihr Freund sein?
Die Figur Iffi mag ich, und bei Urzula würde ich mir gerne die Haare schneiden lassen.
1000 Folgen Lindenstraße - Was war Ihr schönstes Erlebnis?
Dass ich sogar mein privates Glück über die "Lindenstraße" finden konnte. Mein Mann war Drehbuchautor bei der "Lindenstraße". Sonst hätten wir nicht so leicht zueinander finden können.
Und was war Ihnen besonders peinlich?
Das ist so peinlich, dass ich es hier an dieser Stelle nicht verraten möchte.
Wann ist für Sie die Zeit gekommen, um aus der Lindenstraße auszusteigen?
Wenn die Arbeit langweilig wird und ich das Gefühl bekomme, dass ich nichts mehr in der "Lindenstraße" lernen kann.
Joachim Hermann Luger (Hans Beimer)
Inwieweit hat Ihre Teilnahme an der "Lindenstraße" Ihr Leben verändert?
"Teilnahme" ist hübsch gesagt! Ja, die Rolle nimmt einen großen Teil meines Lebens ein. Und natürlich hat die damit verbundene Popularität einige Vorteile aber auch Nachteile mit sich gebracht. Man wird nun mal zu einer "öffentlichen Person", damit muss man umgehen lernen. Ich persönlich habe das recht gut geschafft. Vielleicht auch deswegen, weil ich schon viele Jahre vor der "Lindenstraße" Schauspieler war und dem plötzlichen "Ruhm" immer etwas misstraut habe.
Wenn Sie für einen Tag in eine andere Haut schlüpfen dürften: Wer in der Lindenstraße wären Sie dann?
Gerne mal so richtig schön fies wie "Olli" oder "Olaf" . Als Schauspieler macht es einfach Spaß, in völlig konträre Rollen zu schlüpfen.
Kommt es vor, dass Sie von Passanten angesprochen und mit ihrem Charakter in der Lindenstraße verwechselt werden? Was war die kurioseste Situation?
Verwechselt zu werden ist unser aller täglich Brot. Wir spielen halt sehr volksnahe Figuren. Kurioseste Situation: Bootsurlaub in Venezuela. Wir legen an einem Hotelsteg an. Der Besitzer eilt uns entgegen, schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und ruft in schönstem Schweizerdeutsch: "Nit möglich - des isch doch där Herr Beimer aus där Lindenstraße!"
Sind Sie Ihrer Rolle im Laufe der Zeit ähnlicher geworden?
Nein, aber die Rolle ist vielleicht mir persönlich etwas ähnlicher geworden.
Welche Person aus der Lindenstraße könnte im richtigen Leben Ihr Freund sein?
Ich finde sowohl "Anna" als auch "Hajo" sehr liebenswerte Charaktere, und ich mag sie auch als Kollegen sehr gern.
1000 Folgen Lindenstraße - Was war Ihr schönstes Erlebnis?
Der erste Kuss mit "Anna" bei Vollmond im Hauseingang. (Für Fans eine "Kultszene" - für mich übrigens auch!)
Und was war Ihnen besonders peinlich?
Da rutschte mal in einer Bettszene ein gewisses Körperteil aus meinen Boxershorts. Aber gottseidank ist das nicht gesendet worden.
Wann ist für Sie die Zeit gekommen, um aus der Lindenstraße auszusteigen?
Wenn mir die Rolle keinen Spaß mehr macht oder mich keiner mehr sehen will. Ansonsten läuft mein Vertrag - wie auch bei den meisten Kollegen noch bis Ende 2008.
Marie-Luise Marjan (Helga Beimer)
Inwieweit hat Ihre Teilnahme an der "Lindenstraße" Ihr Leben verändert?
Seit September 1985 lebe ich in zwei Städten: Hamburg und Köln, dem Drehort der "Lindenstraße". Mein Privatleben ist rarer geworden- mein Hamburger Freundeskreis kleiner.
Wenn Sie für einen Tag in eine andere Haut schlüpfen dürften: Wer in der Lindenstraße wären Sie dann?
Keine andere als Mutter Beimer.
Kommt es vor, dass Sie von Passanten angesprochen und mit ihrem Charakter in der Lindenstraße verwechselt werden? Was war die kurioseste Situation?
Öfter: "Hallo, Mutter Beimer - kommen Sie mit Hansemann wieder zusammen, da Anna ja fremd gegangen ist?" Kurioseste Situation: als ein Schwimmer ganz aufgeregt hinter mir schwamm und um ein Autogramm bat.
Sind Sie Ihrer Rolle im Laufe der Zeit ähnlicher geworden?
Die Rolle ist mir ähnlicher geworden in der Selbständigkeit und Präsenz.
Welche Person aus der Lindenstraße könnte im richtigen Leben Ihr Freund sein?
Andrea Spatzek, Knut Hinz, Marianne Rogée, Hans H. Luger, Sigi L'Orfeo, Ludwig Haas
1000 Folgen Lindenstraße - Was war Ihr schönstes Erlebnis?
Die Dreharbeiten in Paris und auf Rügen.
Und was war Ihnen besonders peinlich?
In der Kunst ist mir nichts peinlich.
Wann ist für Sie die Zeit gekommen, um aus der Lindenstraße auszusteigen?
Wenn den Autoren zu meiner Rolle nichts mehr einfällt.
Moritz A. Sachs (Klausi Beimer)
Inwieweit hat Ihre Teilnahme an der "Lindenstraße" Ihr Leben verändert?
Das kann ich kaum beurteilen, da ich ja erst 7 war, als ich anfing. Sicherlich hat mich meine Arbeit hier in allen Punkten in irgendeiner Form beeinflusst.
Wenn Sie für einen Tag in eine andere Haut schlüpfen dürften: Wer in der Lindenstraße wären Sie dann?
Das ist schwer zu sagen, den meisten ist ja Schlimmes widerfahren... Vielleicht Lea, um noch mal zu erfahren, wie es ist, ein Kind zu sein... (aber ohne Vater und Mutter?) Wie gesagt: schwer zu sagen.
Kommt es vor, dass Sie von Passanten angesprochen und mit ihrem Charakter in der Lindenstraße verwechselt werden? Was war die kurioseste Situation?
Das kommt natürlich dauernd vor, aber kurios ist es nicht.
Sind Sie Ihrer Rolle im Laufe der Zeit ähnlicher geworden?
Ich denke, es ist eher andersherum, da ich diese Rolle schon so lange verkörpere...
Welche Person aus der Lindenstraße könnte im richtigen Leben Ihr Freund sein?
Unsere WG sicherlich.
1000 Folgen Lindenstraße - Was war Ihr schönstes Erlebnis?
Das kann ich nach 20 Jahren beim besten Willen nicht sagen. Vielleicht, alle Kollegen nach meiner einjährigen Weltreise wieder zu sehen.
Und was war Ihnen besonders peinlich?
Das ist zu peinlich...
Wann ist für Sie die Zeit gekommen, um aus der Lindenstraße auszusteigen?
Bisher sehe ich keinen Grund, nicht bis zum Ende dabei zu bleiben.
Ludwig Haas (Dr. Ludwig Dressler)
Inwieweit hat Ihre Teilnahme an der "Lindenstraße" Ihr Leben verändert?
Mein privates Leben hat es nicht verändert. Mein Leben als Schauspieler insoweit, dass ich seit 20 Jahren immer die gleiche Rolle spiele.
Wenn Sie für einen Tag in eine andere Haut schlüpfen dürften: Wer in der Lindenstraße wären Sie dann?
Diese Frage ist für mich nicht zu beantworten.
Kommt es vor, dass Sie von Passanten angesprochen und mit ihrem Charakter in der Lindenstraße verwechselt werden? Was war die kurioseste Situation?
In den ersten Jahren oft, heute nicht mehr. Nach dem Tod von Elisabeth, der zweiten Frau von Dr. Dressler, bekam ich von einer Zuschauerin die Einladung nach Sylt, um da bei ihr Trost zu finden.
Sind Sie Ihrer Rolle im Laufe der Zeit ähnlicher geworden?
Nein.
Welche Person aus der Lindenstraße könnte im richtigen Leben Ihr Freund sein?
Alle Figuren sind irgendwo liebenswert, weil sie so menschlich sind.
1000 Folgen Lindenstraße - Was war Ihr schönstes Erlebnis?
Ich bin sehr stolz darauf, die 1000. Folge erleben zu dürfen.
Was war Ihnen besonders peinlich?
Ich habe keine peinliche Situation bei meiner Arbeit an dieser erfolgreichen Serie erlebt.
Wann ist für Sie die Zeit gekommen, um aus der Lindenstraße auszusteigen?
Wenn ich körperlich und geistig den Anforderungen und Verpflichtungen meines Vertrages nicht mehr nachkommen kann.