Wenn Luigi seinen Cappuccino bezahlt, lässt er das Wechselgeld wie selbstverständlich liegen. Probleme mit Kleingeld in Italien? Mitnichten! So scheint Deutschland als Land mit der Cent-Knappheit eine Ausnahme in der Euro-Zone, ergab jüngst eine Umfrage. Während die Deutschen zur Wechselgeldknappheit im eigenen Land beitragen, indem sie das Kleingeld zu Hause horten, geben sich die Verbraucher oder auch die Verkäufer vor allem in den südlichen Euro-Staaten großzügig-lässig. Die Bundesbank hatte am Dienstag die Konsumenten dazu aufgerufen, ihre Bestände an Kleinmünzen auszugeben.
In vielen Ländern wird gerundet
In den Geschäften auf dem Stiefel bekommt man zwar fast nie das exakte Wechselgeld raus, sondern immer mal zwei Cent zu viel oder zwei Cent zu wenig, weil die passenden Münzen gerade nicht in der Kasse sind. Von Knappheit jedoch keine Spur. Zudem haben die Italiener nach wie vor ein seltsames Verhältnis zu Münzgeld und können sich noch immer nicht so recht daran gewöhnen - trauern sie doch immer noch ihren geliebten 1.000-Lire-Scheinen nach.
"Viele Leute haben keine Lust, die kleinen Münzen zu zählen und lassen sie deshalb zu Hause liegen", sagt ein Zeitungsverkäufer an der Pariser Oper, der jedoch angibt, "keine Probleme" mit dem Nachschub zu haben. Aus französischer Sicht könnte das deutsche Problem hausgemacht sein, weil aus psychologischen Gründen Preise in Deutschland mehr krumme Beträge wie 1,99 enthalten als in Frankreich.
In Griechenland: Keiner nimmt sie
Beim Olympia-Gastgeber Griechenland spielt das Thema Cent-Münzen überhaupt keine Rolle - denn keiner nimmt sie. Griechen lassen Münzen mit minimalem Wert mit einem "stimmt so" einfach liegen. Der Direktor einer Bank-Filiale in Athen sagte: "Es gibt keine Knappheit, es ist aber nun einmal so, dass in Griechenland praktisch die drei Kleinen (eins, zwei und 5 Cent) aus dem Verkehr gezogen sind - keiner nimmt sie."
In Irland gab es auch schon Zeiten der Münzenknappheit. Elaine Mannix, Sprecherin der Irischen Zentralbank, sagte: "Das ist ein Problem, das wir auch schon hatten, als es noch die irische Währung gab. Die Leute tragen einfach nicht gern Kleingeld mit sich herum."
Bundesbank überrascht
Die Bundesbank wurde vom Engpass kalt erwischt. Es sei nicht auszuschließen, dass sie die Auszahlungswünsche von Banken oder Einzelhändlern nach kleinen Münzen künftig nicht mehr komplett erfüllen könne. Dabei geht es vor allem um Münzen zu einem, zwei und fünf Cent. Derzeit hätten die Geschäfte aber noch Wechselgeld, sagte eine Sprecherin. Das Bundesfinanzministerium hat auf Bitten der Bundesbank bereits zusätzliche Prägeaufträge erteilt. Dies geht aber nicht so reibungslos, weil derzeit Lieferanten von Münzrohlingen wegen der angespannten Lage auf dem Stahlmarkt Lieferschwierigkeiten haben.