Jeder, der mit geringen Beiträgen zu einem Vermögen kommen möchte, hat zwei mächtige Verbündete: die Zeit und den Zins. Wer früh mit dem Sparen beginnt, erzielt beachtliche Summen. Der erste in einen Sparvertrag eingezahlte Euro ist der wichtigste, weil er länger arbeitet als alle folgenden. Grund ist der Zinseszins: Zum ersten Zins erhalten Sie wie in einem Schneeballeffekt Jahr für Jahr weitere Zinsen.
Auf diese Weise werden aus monatlich angelegten 100 Euro zu einem Zins von drei Prozent nach zehn Jahren 13.980 Euro - und nach 30 Jahren 58.014 Euro. Effektiv eingezahlt haben Sie in den 30 Jahren lediglich 36.000 Euro, die restlichen 22.014 Euro sind Zinsen. Die Vermögensbildung funktioniert also auch mit relativ bescheidenen Mitteln.
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Schritt für Schritt sparen
Die Redewendung "Spare in der Zeit, so hast du in der Not" fasst es treffend zusammen: Während es Ihnen gut geht, müssen Sie rechtzeitig daran denken, für die Zukunft - und vielleicht für schlechtere Zeiten - vorzusorgen. Ziel jeder Vermögensbildung ist es, heutiges Einkommen in der Zukunft verwenden zu können. Deshalb ist jede Vermögensbildung auch gleichzeitig Altersvorsorge.
Völlig gleichgültig, ob groß oder klein: Ihr gesamtes Vermögen muss für drei Einsatzarten herhalten:
- Es ist Ihr Notgroschen für unvorhergesehene Ereignisse wie Krankheit, Arbeitslosigkeit oder unerwartete Reparaturen;
- es soll größere Ausgaben aller Art abdecken wie ein neues Auto, eine teure Reise oder einen Hauskauf;
- und es muss einen Teil Ihrer Versorgung im Alter übernehmen.
Den Zinseszinseffekt nutzen
Der Grund, warum alle Experten dazu raten, möglichst früh mit dem Vermögensaufbau zu beginnen, ist besagter Zinseszinseffekt. Die Zinsen addieren sich zu der ursprünglichen Summe und werden als Ganzes weiterverzinst. Während ein Einstieg in jungen Jahren mit geringen Beträgen möglich ist, wird der Aufwand bei späterem Einstieg immer größer, wenn Sie das gleiche Ergebnis erzielen wollen.
Der Zinseszinseffekt ist auch ein wichtiger Faktor zur Bewertung von Finanzprodukten. Dabei kommt es besonders darauf an, wie Kosten abgerechnet werden: Produkte, bei denen von jeder einzelnen Einzahlung ein Kostenanteil abgezweigt wird (beispielsweise bei Investmentfonds) sind günstiger für Sie als Anlageformen, bei denen erst mal sämtliche Kosten "abgestottert" werden und danach der eigentliche Sparvorgang beginnt (wie bei traditionellen Kapitallebensversicherungen).
Nicht zu früh auf eine Anlageform konzentrieren
Es gibt viele verschiedene Anlagearten, jede hat ihre Vor- und Nachteile. Generell kann man sie in zwei Gruppen unterteilen:
- Jene, die Sie leicht wieder auflösen können, wo Sie also schnell wieder "flüssig" sind. Sie bringen aber in der Regel weniger Ertrag (Rendite).
- Jene, bei denen Sie sich länger binden müssen, aber dafür eine höhere Rendite erhalten.
Leider legen sich die meisten Menschen zu früh auf langfristige Produkte fest. Verändern sich die Lebensbedingungen, müssen sie diese unflexiblen Verträge mit hohen Verlusten wieder auflösen. Dazu gehören zum Beispiel die Kapitallebens- und Rentenversicherungen. Diese werden mit besten Vorsätzen abgeschlossen. Weil aber die Kunden - sei es aufgrund von Arbeitslosigkeit oder Krankheit - plötzlich die Prämien nicht mehr bezahlen können oder das Guthaben benötigen, kündigen sie die Verträge vor Ende der festgelegten Laufzeit. Das ist mit erheblichen Einbußen verbunden.
Noch bedenklicher ist es, wenn langfristige Verträge zwar fortgeführt werden, dafür aber das Girokonto ständig überzogen ist: Da die Kreditzinsen regelmäßig über den Anlagezinsen liegen, wird so nicht Vermögen gebildet, sondern vernichtet.
Tipp:
Es ist wichtig, dass die Vermögensentwicklung auch zu Ihrem Lebensverlauf passt. Am ehesten gelingt dies, wenn Sie sich von den kurzfristigen zu den langfristigen Sparformen vorarbeiten. Orientieren Sie sich dabei am "Terrassenmodell" (siehe Grafik): Wie bei den Ackerterrassen eines Bergbauern sollte Ihr Geld von einem ausgeglichenen Giro- oder Tagesgeldkonto über Anleihen und Rentenfonds hin zu Aktien oder Immobilien fließen.