Getränke Großbrauer mischen auf

Cola, Limo oder Saft: In der deutschen Brauwirtschaft wird kräftig gemixt. Dies lässt zwar den Umsatz wachsen - aber auch die Angst, mit Alcopop-Produzenten verwechselt zu werden. Streit mit der Schnapsindustrie ist programmiert.

Auf den Rampen der Bierhersteller stehen bereits 180 Marken, die für einen Misch aus Gerstensaft und einem Erfrischungsgetränk stehen. Davon hat eine Hand voll Marken den Sprung in den überregionalen Handel geschafft. Zwar ging im ersten Halbjahr 2004 der Absatz von Biermischgetränken laut Statistischem Bundesamt leicht auf 1,3 Millionen Hektoliter zurück. Dabei dürfte aber nach Expertenmeinung das schlechte Juni-Wetter eine Rolle gespielt haben.

Absatz könnte steigen

Kurz- und mittelfristig könnte der Absatz der Biermischgetränke aber steigen. Im Lebensmitteleinzelhandel und den Getränkemärkten ist der Anteil der Biermischgetränke in der Bierabteilung so hoch wie noch nie. Der Marktanteil stieg innerhalb eines Jahres bis April/Mai 2004 von 3,6 Prozent auf 4,1 Prozent an. Das ist bereits mehr als der Anteil der rheinischen Bierspezialitäten Kölsch und Alt zusammen, aber noch deutlich weniger als Weizenbier mit 7 Prozent.

Einschließlich des Gastronomieabsatzes liegt der Marktanteil der Biermischgetränke am deutschen Biermarkt bei 2,5 Prozent. Dabei sind allerdings die Mengen nicht enthalten, die die Gastronomen selbst mischen. Experten schätzen, dass 15 bis 20 Prozent des Fassbieres inzwischen in Deutschland als Biermischgetränke serviert werden. Im Kampf um Marktanteile auf dem deutschen Getränkemarkt sind Braubranche und Spirituosenhersteller hart aneinander geraten.

Von der Szenegastonomie gelernt

Die Geschäftsidee, Gerstensaft zu mischen und vor allem jüngere Käufern anzusprechen, führt zu neuen Getränkevariationen. "Wir haben der Szenegastronomie über die Schulter geschaut", schildert der Veltins-Sprecher Ulrich Biene. Die Privatbrauerei mischt Pils unter anderem mit einem Energydrink und verzeichnet damit zweistellige Zuwachsraten. Der Nachbar Warsteiner bietet unter anderem ein Misch aus Pils und Orange an. Auch im schrumpfenden Altbiermarkt wird neu gemischt: Frankenheim bringt als Erster ein Altbier-Lemon-Getränk auf den Markt und setzt dabei auf seine eigene Vertriebskraft.

Der Urvater der Biermischgetränke, das Radler, steht heute für 43 Prozent der Biermischgetränke. Große Biermarken wie Krombacher bringen dem Bier-Limonaden-Klassiker, der seit mehr als 80 Jahren in Deutschland getrunken wird, neuen Schub. Die jüngeren Biermischungen mit Cola haben mit dem Anteil von 44,3 Prozent die Nase leicht vorn.

Branche will nicht ins Politikvisir

Angesichts der heftigen Debatte um die Sondersteuer auf Alcopops und Ausweichmanöver der Spirituosenhersteller befürchtet nun die Brauwirtschaft, mit in den Politikfokus zu geraten und nach dem Dosenpfand erneut einen Dämpfer aus Berlin abzubekommen. Dabei geht es um viel Geld.

"Biermischgetränke sind keine Alcopops", unterstreicht der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, Peter Hahn. "Die Spirituosenhersteller versuchen immer wieder vorsätzlich und eigennützig, diese beiden völlig unterschiedlichen Getränkegruppen in einen Topf zu werfen." Biermischgetränke haben laut Brauerbund im Schnitt 2,6 Prozent Alkohol. Bei Spirituosenmischgetränken seien es im Schnitt 5,6 Prozent und im Einzelfall sogar bis zu 14 Prozent.

Biermischgetränke sind keine Alcopops

Vor allem die Großbrauereien aus Nordrhein-Westfalen schwingen kräftig den Mixer: Noch höhere Zuwächse als Veltins und Warsteiner fährt die dritte Familienbrauerei der Region Sauerland/Siegerland, Krombacher, ein. Die führende deutsche Privatbrauerei steigerte den Absatz ihres Cola-Biermischgetränks Cab im ersten Halbjahr 2004 um fast die Hälfte.

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Volker Danisch, dpa

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