Herr Grieder, was haben Sie getragen, als Sie jung waren?
Ich bin modisch eher der klassische Typ. Schon damals bin ich mit Jeans, Polohemd, blauem Pullover und Turnschuhen herumgelaufen. Das mache ich heute noch am Wochenende. Mich hat nicht interessiert, topmodisch zu sein. Mich hat interessiert: Wie kann man die Mode verkaufen?
Passend dazu haben Sie mit einer Einzelhandelslehre angefangen.
Ich war bei der Warenhauskette Globus in der Schweiz und bin dort durch alle Abteilungen gegangen: Einkauf, Verkauf, Buchhaltung, Dekoration, Marketing. Das war eine großartige Ausbildung.
Bis heute reizt Sie die Frage: Wie verkauft man den Leuten etwas?
Natürlich. Ich habe immer gedacht: Wenn man weiß, wie man Dinge verkauft, muss man sich nie Gedanken um sein Auskommen machen – egal, was auf dieser Welt passiert. Ich habe als Kind Edelsteine verkauft, die ich in den Bergen gesammelt habe, später Autos, dann Lederjacken. Man redet heute in Unternehmen viel von Strategie. Aber die ist nur dann etwas wert, wenn man sie auch an den Mann bringt.
Was ist Ihr Trick beim Verkaufen?
Sag niemals: "Wie kann ich Ihnen helfen?" Ein guter Verkäufer geht auf den Kunden ein, spricht ihn an, zum Beispiel, indem er sagt: "Sie haben aber ein schönes Jackett."
Sie haben mal mit Lederjacken gehandelt. Wie kam es dazu?
Der Freund meiner Schwester hat in der Textilbranche gearbeitet, da durfte ich oft mithelfen. Er hatte einen Lieferanten aus der Türkei, und der machte wahnsinnige Umsätze mit diesen Lederjacken. Dann habe ich – ich war noch Student – in der Türkei angerufen und gefragt, ob sie jemanden in der Schweiz brauchen können, der ihre Lederjacken vertreibt.
Aber Sie hatten doch gar keine Abnehmer?
Ich habe die Warenhäuser angeschrieben und angerufen. Die haben geantwortet, dass sie mal in meinem Showroom vorbeikommen. Aber ich hatte ja gar keinen Showroom (lacht). Also habe ich behauptet, der werde gerade umgebaut. Dann konnte ich zu ihnen gehen und sie überzeugen. So wurde ich als Student einer der größten Lieferanten für Lederjacken in der Schweiz.

Dann waren Sie als Student schon reich?
Was heißt schon reich? Ja, damals habe ich das gedacht. Ich habe mir erst mal eine Stereoanlage gekauft, ein englisches Sportcoupé TR6 und eine IWC-Uhr aus meiner Heimatstadt Schaffhausen.
Und als das mit den Lederjacken gut lief, war klar, beim Modehandel bleiben Sie?
Irgendwie bin ich dann dabeigeblieben. Zwischendurch habe ich mal gedacht, ich hätte eigentlich auch Architekt werden können. Aber es ist so gut losgegangen, und dann kam eins zum anderen. Ich habe meine eigene Agentur gegründet. Später kamen nach und nach Marken dazu.
Ist nie etwas schiefgegangen?