Die Zentrale seines Weltkonzerns geht hinter einem Lidl unter. Ein nüchterner, zweistöckiger Betonbau. Im Foyer smalltalked die Vertreterin eines Wirtschaftsverbandes mit der Empfangsdame. Max Aicher zeige, was deutsche Unternehmen leisten können, sagt die Verbandsfrau. "Er denkt groß. Er riskiert etwas." Sie plant gerade einen Wasserstoff-Tag: Vorträge, Podiumsdiskussionen, der bayerische Wirtschaftsminister will dabei sein. Alles wie immer. Sie will aber etwas Besonderes auf der Bühne. Sie will Max Aicher. Darum ist sie hier.
Max Aicher aus Freilassing. So ziemlich jedes Auto, das in Europa hergestellt wird, enthält Aicher-Stahl, das One World Trade Center in New York auch. Aichers Firmen bauen Brücken, Bahnhöfe, Mietshäuser, recyceln Schrott, sie verbrennen und verladen Hausmüll von Bayern bis nach Usbekistan. Über 4500 Menschen in 40 Unternehmen und 18 Ländern arbeiten für den Aicher-Konzern. Vor ein paar Jahren hat Max Aicher ihn in eine Stiftung überführen lassen, Bilanzsumme: über eine Milliarde Euro. Max Aicher ist Stiftungsvorstand, der einzige und auf Lebenszeit. Dieses Jahr ist er 89 Jahre alt geworden.
Im Aufzug nach oben zupft die Vertreterin nervös an ihrem Sommerkleid. Sie sagt: "Einen Herrn Aicher trifft man nicht jeden Tag."

In Freilassing gibt es ein Sprichwort: München hat das Oktoberfest, wir haben den Max Aicher. Ihm gehört mehr als ein Viertel des Baugrunds von Freilassing. Er mischt sich ein, entscheidet mit – so wie es in etlichen deutschen Städten läuft: Die Stadt und der Milliardär können nicht ohneeinander. Für eine Demokratie kann das doch nicht gut sein, oder?