Nachbarschaftsstreit um rot-weißes Haus "Eine Monstrosität des schlechten Geschmacks"

Die Anwohner im noblen Londoner Stadtteil Kensington sind schockiert: Eine Nachbarin hat mit ihrem Hausanstrich das harmonische Straßenbild zerstört. Es soll sich um einen fiesen Racheakt handeln.

So sieht britisches Understatement ganz bestimmt nicht aus: In einer Straße im schicken Londoner Stadtteil Kensington hat eine Hausbesitzerin grelle rote Streifen auf ihre Fassade malen lassen - und das offenbar aus Rache an den Nachbarn. Die sehr auf die Eleganz ihrer Straße bedachten Anwohner hatten der Frau zuvor umfangreiche Umbauarbeiten an ihrer Immobilie untersagen lassen, woraufhin diese sich mit der ungewöhnlichen Aktion revanchierte - mit dem wohl erwünschten Effekt.

"Es ist äußerst, äußerst knallig", sagte Saskia Moyle, die genau gegenüber des Hauses wohnt, der Zeitung "The Guardian". "Ich will ja nicht eingebildet klingen, aber das ist überhaupt nicht der Stil von Kensington", befand die 18-Jährige und fügte hinzu: "Das ist eine Monstrosität des schlechten Geschmacks!" Die rote Farbe fluoresziere geradezu in der Dunkelheit. Außerdem mache der eine unvollendete rote Streifen sie ganz verrückt. "Es ist absolut entsetzlich", sagte eine weitere Nachbarin der Zeitung "Daily Telegraph". Die gesamte Straße sei vereint im Hass auf das Haus, das rund 15 Millionen Pfund wert sein soll.

Rache für Umbauverbot

Die Anwohner sind überzeugt, dass es sich bei der Umgestaltung des Hauses um nichts anderes als einen Racheakt handelt. Die in der Schweiz lebende Besitzerin habe aus dem Gebäude ein sogenanntes "Eisberghaus" machen wollen, womit der nachträgliche Anbau mehrerer Untergeschosse gemeint ist. In der beengten britischen Hauptstadt entscheiden sich immer mehr wohlhabende Hausbesitzer zur Flucht in den Untergrund, um sich dort Schwimmbäder, Kinosäle, Sporträume oder Garagen für ihre Luxusautos bauen zu lassen.

In dem Fall in Kensington war es den Nachbarn gelungen, der Frau den Ausbau ihrer Immobilie verbieten zu lassen. Sie fürchteten monate- oder gar jahrelange Belästigungen durch die Baustelle, die Lärm, Staub und fehlende Parkplätze zur Folge gehabt hätte. Mittlerweile haben die Stadtteile Kensington und Chelsea Maßnahmen gegen die "Eisberghäuser" beschlossen. Seit Ende 2014 dürfen Hausbesitzer dort nur noch maximal eine Etage tief in den Untergrund bauen.

Der Streit um das rot-weiße Haus hat es in Großbritannien zu einem Top-Klatschthema gebracht. Boulevardblätter berichten mittlerweile auch über die zerrütteten Familienverhältnisse der Besitzerin, und Schaulustige machen sich auf, um das rot-weiße Skandalhaus in Augenschein zu nehmen.

AFP
bak/AFP