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Investment Rendite mit Senioren - warum ein US-Investor Hamburger Pflegeheime kaufen will

Pflegeheim-Kette bekommt wohl neuen Investor
Pflegeheime lohnen sich für Investoren - sie sind konjunkturunabhängig und krisenstabil (Symbolbild).
© CasarsaGuru/gettyimages
Der Hamburger Pflegeheimbetreiber "Pflege & Wohnen" soll von einem US-Investor gekauft werden, der für seine risikoreichen Investments bekannt ist. Was bedeutet das für die Senioren in den Einrichtungen?

Auch wenn man sich wünscht, dass man bis ins hohe Alter fit und vital ist, sieht die Realität doch meist anders aus: Menschen bekommen Schwierigkeiten im Alltag, Krankheiten beeinträchtigen das Leben, die Selbstständigkeit geht zurück. Statt eigenständig zu wohnen, ist ein Platz in einem Pflegeheim meist die letzte Station im Leben. Für rund 2700 Senioren in Hamburg, die bislang in Alteneinrichtungen des Betreibers "Pflegen & Wohnen" leben, kommen nun unsichere Zeiten zu. Denn ihre Häuser - und damit ihre Heimat - stehen kurz vor dem Verkauf.

Vor zehn Jahren privatisierte der damalige CDU-Senat den Pflegebetreiber "Pflegen & Wohnen". 13 Standorte gingen für 65 Millionen Euro an das privatwirtschaftliche Unternehmen "Vitanas Hamburg GmbH" - allerdings mit der Auflage, dass diese erst nach zehn Jahren weiterverkauft werden dürfen. Diese Frist ist nun vorbei. Laut dem "NDR" stehen die Einrichtungen nun vor einem Verkauf, laut dem "Hamburger Abendblatt" soll ein US-Investor mit risikofreudiger Anlagestrategie kurz vor dem Abschluss des Deals stehen.

Pflegeimmobilien als Anlage

Pflegeimmobilien sind als Geldanlage für Investoren attraktiv. Zum einen spielt ihnen der demografische Wandel in die Hände: Menschen werden älter - und die Zahl der Rentner steigt kontinuierlich. Das macht dieses Investment besondern krisen- und konjunkturunabhängig. Zum anderen sind den Fonds und Großanlegern in den vergangenen Jahren durch die Niedrigzinspolitik der EZB ertragreiche oder besonders sichere Anlageoptionen weggebrochen. Mit einem Transaktionsvolumen von 3 Milliarden Euro wurde 2016 am deutschen Investmentmarkt für Pflegeimmobilien ein Rekordergebnis erzielt. Vor allem ausländische Investoren fühlen sich angelockt - 61 Prozent der gesamten Summe stammt aus dem Ausland. 

So überrascht es wenig, dass sich US-Finanzinvestor Oaktree mit Hauptsitz im kalifornischen Los Angeles für "Pflege & Wohnen" interessiert. Aufgrund seiner "risikobetonten Anlagestrategie" gelte Oaktree als Hedgefonds, so das "Abendblatt". So investiert der Dachfonds in Hochrisiko-Anleihen oder notleidende Wertpapiere, um satte Renditen einzustreichen.

Tatsächlich wäre der Kauf in Hamburg nicht das erste Engagement des Investors auf dem deutschen Markt: 2010 kauften die Amerikaner die Bremer Beluga-Werft, schmissen den Geschäftsführer Niels Stolberg raus und ließen das Unternehmen in die Insolvenz rutschen. Die Firma wurde zerschlagen, Oaktree gründete mit einigen Schiffen und Mitarbeitern ein neues Unternehmen mit Sitz in Hamburg. 

Pflegeheime sind komplex

Oaktree gilt nicht als ausgewiesener Pflegespezialist. Und auch wenn Pflegeimmobilien als sichere Bank gelten - der Betrieb eines Pflegeheims ist mitnichten immer ertragreich. Pflege ist teuer, der Preis dafür wird aber nicht immer gezahlt. Deutschlandweit rutschen regelmäßig Betreiber in die Krise, denn Pflege ist personalaufwändig. Das verursacht hohe Fixkosten. Auch die Auslastung der Häuser ist sehr unterschiedlich. 

Mit dem Verkauf fürchten Bewohner, deren Angehörige - aber auch die Hamburger Politik, dass der Hedgefonds nur schnelles Geld machen will. "Alten- und Pflegeeinrichtungen sollten keine Spekulationsobjekte sein", sagt Hamburgs Gesundheitssenatorin Prüfer-Storcks. Tatsächlich könnte der neue Eigner die Bereiche Immobilien und Pflege voneinander trennen. Prüfer-Storcks will das verhindern und sicherstellen, "dass auch in Zukunft auf den Grundstücken ausschließlich Alten- und Pflegeeinrichtungen betrieben werden."

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