Studie Siemens war nur der Anfang

Deutsche Topmanager müssen jetzt wohl Angst um ihre Jobs haben. Laut einer Studie werden hierzulande in Zukunft immer mehr internationale Führungskräfte an der Spitze der Konzerne stehen und deutsche Chefs verdrängen.

Deutsche Topmanager werden laut einer Studie in den kommenden Jahren in zunehmendem Maße durch internationale Führungskräfte verdrängt werden. Grund hierfür seien unter anderem Versäumnisse bei der Umsetzung von Corporate Governance, berichtete die Unternehmensberatung Booz Allen Hamilton über das Ergebnis einer internationalen Studie über Topmanager und Führungsverhalten. International nehme der Ergebnisdruck auf Manager zu. Das Selbstverständnis von Investoren und Aufsichtsräten verändere sich deutlich. Nach Einschätzung des Experten für Corporate Governance bei Booz Allen Hamilton, Klaus-Peter Gushurst, wird die Schwäche vieler deutscher Firmenlenker bei der Umsetzung von Corporate Governance "dazu führen, dass künftig mehr internationale und in diesem Thema erfahrene Führungskräfte entsprechende Positionen in deutschen Konzernen besetzen". Der von Korruptionsskandalen erschütterte Siemens-Konzern hat erst vor wenigen Tagen den österreichischen Pharma-Manager Peter Löscher zum kommenden Vorstandschef berufen. Löscher arbeitet bisher noch für den US-Konzern Merck & Co.

Machtkämpfe

Der Wechsel an der Siemens-Vorstandsspitze deckt sich auch mit einer weiteren Erkenntnis der Studie. Danach steigt die Zahl der Fälle, in denen solche Wechsel die Folge von Konflikten der Manager mit dem Aufsichtsrat sind. Auch der bisherige Siemens-Chef Klaus Kleinfeld verlässt den Konzern nach einem Machtkampf mit dem Aufsichtsrat. Das Selbstverständnis und die Aufgabenteilung aller an der Unternehmensführung beteiligten Kräfte ordne sich neu, beschreibt Booz Allen Hamilton. Investoren verlangten Aufsichtsratsmandate und wollten in strategische Entscheidungen eingebunden werden. In den Kontrollgremien träfen zunehmend plurale Interessen aufeinander. Die dort bisher vorherrschende, "homogene, konsensorientierte Struktur" breche auf.

Schneller Wechsel in den Chef-Etagen

Insgesamt stellen Booz Allen Hamilton für Europa (im Gegensatz zu einer leicht sinkenden Tendenz in den USA und Asien) eine höhere Fluktuation in den Top-Etagen fest. Demnach ereichte die Wechselquote im Jahr 2006 ein Rekordniveau von 15,4 Prozent. In Deutschland stieg sie von 9,7 Prozent (2005) auf 10,7 Prozent im vergangenen Jahr. Dazu trägt laut Studie bei, dass bei Unternehmensübernahmen immer häufiger auch die Top-Manager gehen müssen. International sei diese Quote von elf Prozent im Jahr 2003 auf zuletzt 22 Prozent gestiegen. Im deutschsprachigen Raum erhöhte sie sich alleine von 2005 zu 2006 von 17 auf 22 Prozent.

DDP
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