Auto-Krise Fiat droht mit Aus für Chrysler-Allianz

Im Ringen um die geplante Zusammenarbeit mit Chrysler setzt Fiat-Chef Sergio Marchionne den US-Gewerkschaften die Pistole auf die Brust. Die Arbeitnehmer müssten erheblichen Lohneinbußen zustimmen, andernfalls werde sich Fiat einen anderen Partner suchen. Und dann werde "niemand anderes einen Dollar in Chrysler hineinstecken."

Der italienische Automobilhersteller Fiat droht damit, die Verhandlungen über eine Allianz mit dem angeschlagenen US-Konkurrenten Chrysler platzen zu lassen. Die Chancen, dass die Kooperation zustande komme, stünden 50 zu 50, sagte Fiat-Chef Sergio Marchionne der kanadischen Tageszeitung "Globe and Mail". Als Grund nannte er die unnachgiebige Haltung der nordamerikanischen Gewerkschaften, die einem erheblichen Lohnverzicht zustimmen sollen. "Ich glaube, sie müssen begreifen, in welchem Zustand die Industrie ist", sagte Marchionne. "Niemand anderes würde einen Dollar hineinstecken."

"Wir können uns diesem Unternehmen nicht verpflichten, wenn wir nicht das Licht am Ende des Tunnels sehen", so Marchionne weiter. Falls sich die Gewerkschaften weiterhin querstellten, sei Fiat entschlossen, sich andere internationale Partner zu suchen.

Eine Allianz mit Fiat ist nach Ansicht der US-Regierung die einzig gangbare Lösung für den auf Staatshilfen angewiesenen US-Autobauer. Die beiden Hersteller haben bis zum Monatsende Zeit, die Verhandlungen abzuschließen. Voraussetzung für die Partnerschaft sind weitgehende Zugeständnisse sowohl von Seiten der Arbeitnehmer als auch der Gläubiger von Chrysler.

Bei einem erfolgreichen Abschluss der Gespräche seien die Regierungen in den USA und Kanada dem Zeitungsbericht zufolge bereit, weitere Kredite in Höhe von sieben Milliarden Dollar zu gewähren. Die Hoffnungen liegen dabei vor allem auf den Kleinwagen der Italiener, die dann auch in Nordamerika produziert und verkauft werden sollen. Ein Scheitern der Gespräche würde dagegen die Insolvenz für Chrysler bedeuten.

Der Fiat-Chef appellierte in dem Interview an die Verantwortung der Arbeitnehmer, einen Beitrag zu der Sanierung von Chrysler zu leisten. Fiat will die Lohnkosten auf das Niveau der Werke japanischer und deutscher Hersteller in Nordamerika senken. Historisch gewachsene Rechte der Gewerkschaftsmitglieder wies Marchionne vor dem Hintergrund einer drohenden Insolvenz zurück. "Es gibt keine Reichtümer zu verteilen." Zudem schloss er eine direkte Geldspritze der Italiener kategorisch aus.

Der Übernahme des Chrysler-Chefpostens stand er aber offen gegenüber. "Es kann sein, dass ich meine Zeit zwischen der Leitung von Fiat und der von Chrysler aufteilen muss", sagte Marchionne. In so einem Fall sei aber "der Titel nicht wichtig".

DPA · Reuters
DPA/Reuters