Bilanz 2012 Eurokrise drückt den Gewinn der Bundesbank

Die Eurokrise ist schuld: Zum zweiten Mal in Folge überweist die Deutsche Bundesbank weniger Gewinn an Finanzminister Schäuble als geplant. Dennoch legte der Überschuss leicht zu.

Die Euro-Schuldenkrise hat auch 2012 tiefe Spuren in der Bilanz der Deutschen Bundesbank hinterlassen. Zwar erhöhte sich der Gewinn leicht auf 664 (Vorjahr: 643) Millionen Euro, wie die Notenbank am Dienstag in Frankfurt mitteilte. Doch die kräftig aufgestockte Risikovorsorge verhinderte eine höhere Überweisung an den Bundesfinanzminister. Wolfgang Schäuble bekommt damit das zweite Jahr in Folge weniger als geplant für den Staatssäckel. Er hatte ursprünglich mit einer Überweisung aus Frankfurt in Höhe von rund 1,5 Milliarden Euro kalkuliert. 2010 gab es noch ein Plus von 2,2 Milliarden Euro in der Zentralbankbilanz.

Die Bundesbank erhöhte ihre Rückstellung für allgemeine Wagnisse um 6,7 Milliarden auf den Rekordwert von 14,4 Milliarden Euro. "Hiermit wird den Risiken in der Bundesbankbilanz angemessen Rechnung getragen", erklärte Bundesbank-Präsident Jens Weidmann. Deutschlands Währungshüter sehen vor allem Risiken durch die europäische Geldpolitik: Die Europäische Zentralbank (EZB) flutet die Märkte seit Monaten mit extrem billigem Geld und hatte in der Vergangenheit zudem über die nationalen Notenbanken Anleihen von Krisenstaaten gekauft.

Letzteres brachte allerdings auch hohe Zinserträge, von denen die Bundesbank als größter Kapitalgeber der EZB profitierte: Die Zinseinnahmen als wichtigste Quelle des Bundesbankgewinns erhöhten sich im vergangenen Jahr auf 11 (8,6) Milliarden Euro. Netto ergab sich ein Zinsertrag von 8,3 (4,8) Milliarden Euro.

Die Staatsschuldenkrise stellt nach Weidmanns Worten nach wie vor das größte Risiko für die deutsche Konjunktur dar. "Der krisenbedingte Vertrauensverlust wurde bislang nur teilweise wettgemacht" sagte Weidmann. Im weiteren Jahresverlauf rechnet er aber damit, dass die deutsche Konjunktur anzieht - wenn neue Vertrauensschocks ausbleiben. Die deutsche Wirtschaft befinde sich trotz der Probleme in anderen Euro-Ländern "in einem guten Zustand". Zudem bestehe kein Grund für übermäßige Angst vor stark anziehenden Preisen. "Kurzfristig haben wir im Euro-Raum eher abnehmende Inflationsrisiken." Auf mittlere Sicht sei es deshalb umso wichtiger, dass keinerlei Zweifel an der Stabilitätsorientierung der europäischen Notenbanken aufkämen.

DPA · Reuters
mlr/DPA/Reuters