Deutscher Gründerpreis für Schüler Auf welches Produkt wartet die Welt?

  • von Axel Hildebrand
Mit welchem Geschäftsmodell lässt sich Geld verdienen? Auf welches Produkt wartet die Welt? Diese Fragen beschäftigen nicht nur Manager, sondern auch Schüler. Allein 1200 Teams haben sich 2008 für den Deutschen Gründerpreis beworben. In Hamburg sind jetzt die Sieger ausgezeichnet worden - und ihre Ideen.

Es geht um Businesspläne mit geplanten Verkaufszahlen, Fixkosten und Marktanalysen. Das klingt zunächst trocken, aber es ist der Teil, in dem Realisten gefragt sind, Pragmatiker mit dem Taschenrechner in der Hosentasche. Und dann geht es auch darum, träumen zu dürfen, einmal herumzuspinnen und zu sehen, was alles möglich ist. Oder sein kann. Oder wird?

Der Deutsche Gründerpreis für Schüler ist für Jugendliche ab 16 Jahre geschaffen, die beides wollen: träumen und pragmatisch sein. Es ist das bundesweit größte Existenzgründer-Planspiel für Jugendliche. Sie gründen fiktive Unternehmen - und entwickeln ein Geschäftskonzept. 35.000 Schüler haben bisher teilgenommen, 1.200 Teams allein in diesem Jahr. Der Wettbewerb soll Spaß am Unternehmertum, selbstständiges Denken und Handeln fördern. So übernimmt jedes Teammitglied einen Bereich, in dem nur er oder sie die Verantwortung trägt. Die Partner stern, Sparkassen, das ZDF und Porsche schreiben den Preis jährlich aus, das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie unterstützt die Initiative. In Hamburg wurden jetzt die Sieger geehrt.

Dem Siegerteam war aufgefallen, dass zunehmend auch junge Menschen von der Zuckerkrankheit Diabetes betroffen sind. Aus dieser Beobachtung heraus entwickelte es seine Geschäftsidee: Die sechs Jugendlichen aus Petershagen in Nordrhein-Westfalen wollen Geld verdienen, indem sie Diabetikern ihren komplizierten Alltag erleichtern. Ihr Team "Education Electronics" entwickelte - rein fiktiv - einen Chip, der unter die Haut von Patienten integriert wird und dort regelmäßig den Blutzucker misst. Diese Daten werden auf ein Handy oder eine Armbanduhr übertragen - der Patient hat seine Werte so ständig im Blick. Weicht der Blutzuckerspiegel vom Normalwert ab, sendet der Chip ein Signal - im Notfall kann dies sogar direkt den Notarzt alarmieren.

Das Siegerteam gewann 1.500 Euro. Ingesamt wurden an die ersten zehn Mannschaften 6.000 Euro vergeben. Die ersten fünf dürfen zudem am so genannten Future Camp teilnehmen, ein speziell auf Schüler zugeschnittenes Management- und Persönlichkeitstraining über mehrere Tage.

Die Suche nach dem Lippenstift erleichtern

Manchmal lagen die guten Themen so nah. Und die guten Ideen waren oft die einfachsten. Ausgerechnet drei Jungs aus Singen in Baden-Württemberg ist der quälend lange Prozess aufgefallen, in denen Frauen in ihren Handtaschen suchen, wühlen und verzweifeln - alles auf der Suche nach einem Lippenstift oder schlicht dem Türschlüssel. Die drei Schüler nährten sich der femininen Causa von der technischen Seite, und heraus kam ein "auf LED-Technologie basierendes Licht". Das wird einfach in die Tasche eingebaut und erhellt dann die Gemüter.

"Eine überzeugend einfache Geschäftsidee", fand stern-Chefredakteur Thomas Osterkorn, "die morgen in die Tat umgesetzt werden könnte." Ebenso praktisch die Idee von fünf Gymnasiasten aus dem baden-württembergischen Offenburg: Sie entwickelten ein ausklappbares Mousepad für Laptops.

Die Schüler waren in der Themenwahl völlig frei, und sie suchten sich auch Themen aus, die Politiker gern als "Herausforderungen" bezeichnen: Die Alterung der Gesellschaft, der Klimawandel und knapper werdende Energieressourcen etwa. Ein Team aus Dresden dachte sich eine Speichertechnik aus, um die entscheidende Lücke zwischen Gewinnung und Verbrauch von alternativen Energien zu schließen.

Nordrhein-westfälische Schüler gründeten eine Beratungsagentur für umweltbewusste Verbraucher, Nachwuchsunternehmer aus Hamburg entwickelten einen Rollator für ältere Menschen, der sogar Treppen hochkommen soll, bayerische Jugendliche erfanden ein Unternehmen, welches Dachziegeln von Häuser durch Solar-Module ersetzen soll.

Vorbild in der eigenen Familie

Viele der Jugendlichen wollen später selbst Unternehmer werden. Tim Pohlenz hat mit der Idee einer neuen Speichertechnik für Strom den dritten Platz belegt, und jetzt, ein paar Minuten nach der Preisverleihung, erzählt er, wie viel Spaß es ihm und seinen vier Mitschüler gemacht habe, eine Arbeit "mit vollem Einsatz" zu machen.

Er hat ein Vorbild dafür, in der eigenen Familie: Der Vater hatte sich nach der Wende in Sachsen mit einem Druck- und Copyshop selbstständig gemacht. Für ihn sei es keine richtige Arbeit mehr, erzählt der 18-jährige Gymnasiast aus Dresden, sondern das Leben. "Ich hatte nie das Gefühl, dass meinem Vater das Unternehmertum lästig war." Und auch Till Friedrich, Geschäftsbereichsleiter bei der Porsche Consulting GmbH, riet: "Tun Sie das, wofür Sie brennen!"