Eberhard und Helga von Brauchitsch Gemeinsam in den Tod nach 58 Ehejahren

Er litt an einer Überblähung der Lunge, sie an stark fortgeschrittenem Parkinson. Nun hat sich Eberhard von Brauchitsch, ehemaliger Manager des Flick-Konzerns, gemeinsam mit seiner Frau Helga das Leben genommen.

Der ehemalige Industrieberater Eberhard von Brauchitsch und seine Frau Helga haben den Freitod gewählt. Das bestätigte deren Tochter Bettina von Brauchitsch dem Nachrichtenmagazin "Focus" laut Vorabbericht. "Mit fortschreitender Verschlechterung ihres gesundheitlichen Zustandes haben meine Eltern diesen Schritt in Erwägung gezogen und dann zum für sie geeigneten Zeitpunkt diesen Schritt getan. Aufgrund ihrer schweren Krankheit wären sie zu dem von ihnen gefassten Entschluss später nicht mehr in der Lage gewesen", sagte Brauchitsch nach Angaben des Magazins.

Ihre Mutter habe an stark fortgeschrittenem Parkinson gelitten, ihr Vater an einem Emphysem, einer Überblähung der Lunge. "Meine Eltern kannten sich 70 Jahre", sagte Brauchitsch und fügte hinzu: "Sie waren fast 60 Jahre verheiratet, haben ihren Lebensweg mit allen Höhen und Tiefen gemeinsam verlebt und somit für sich entschieden, auch den letzten Weg gemeinsam zu gehen." Das Ehepaar ist laut "Focus" am Dienstag vergangener Woche (7. September) im Alter von 83 Jahren in Zürich gestorben.

Eberhard von Brauchitsch, der frühere Vertraute des Großindustriellen Friedrich Karl Flick, war die Schlüsselfigur in der sogenannten Flick-Spendenaffäre und wurde infolge der Affäre wegen Steuerhinterziehung verurteilt. Er galt in den 70er und 80er Jahren als einer der einflussreichsten Manager Deutschlands. Brauchitsch beriet Unternehmen wie Krupp oder Henkel, war Generalbevollmächtigter des Axel-Springer-Verlages und geschäftsführender Gesellschafter des Düsseldorfer Flick-Konzerns. In den 80er Jahren wurden verdeckte Spenden des Flick-Konzerns an Politiker und Parteien bekannt. Der Konzern erhoffte sich im Gegenzug für die Geldzuwendungen von der Bundesregierung eine Steuerbefreiung in Millionenhöhe im Zusammenhang mit einem milliardenschweren Aktiengeschäft.

Brauchitsch war bei Flick für die Lobby-Arbeit zuständig, die Geldgeschenke an die Politik nannte er "Landschaftspflege". Die Buchhaltung des Konzerns führte damals die geleisteten Zuwendungen penibel auf und versah sie mit dem Kürzel "wg" und den Namen der Begünstigten. Infolge der Affäre wurden auch die vormaligen Bundeswirtschaftsminister Hans Friderichs und Otto Graf Lambsdorff (beide FDP) wegen Steuerhinterziehung verurteilt. Die Flick-Affäre erschütterte seinerzeit die Glaubwürdigkeit der deutschen Politik insgesamt, weil der Verdacht der Bestechung und Bestechlichkeit nicht ausgeräumt werden konnte, auch wenn die Beschuldigten deswegen vor Gericht nicht verurteilt wurden.

APN/AFP

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