Ehepaar von Brauchitsch Gemeinsam in den Tod

Sie waren 58 Jahre miteinander verheiratet, nun wählten sie gemeinsam den Tod. Der frühere Flick-Manager Eberhard von Brauchitsch und seine Frau Helga haben sich nach schwerer Krankheit das Leben genommen. Eine Tochter bestätigte dies.

Der frühere Flick-Manager Eberhard von Brauchitsch und seine Frau Helga sind nach Angaben der Familie freiwillig aus dem Leben geschieden. "Mit fortschreitender Verschlechterung ihres gesundheitlichen Zustandes haben meine Eltern diesen Schritt in Erwägung gezogen und dann zum für sie geeigneten Zeitpunkt diesen Schritt getan", sagte die Tochter Bettina von Brauchitsch dem Nachrichtenmagazin "Focus". "Aufgrund ihrer schweren Krankheit wären sie zu dem von ihnen gefassten Entschluss später nicht mehr in der Lage gewesen."

Das Ehepaar war den Angaben zufolge bereits am 7. September in Zürich gestorben, der Tod wurde aber erst Tage später bestätigt. Beide waren 83 Jahre alt und hatten zuletzt sehr zurückgezogen gelebt. In einer Todesanzeige der Familie hieß es, Eberhard und Helga von Brauchitsch "haben uns nach langen, mit großer Geduld und Disziplin ertragenen Krankheiten nach 58 Jahren Ehe für immer verlassen".

Von Brauchitsch galt als die zentrale Figur der Flick-Affäre, die Anfang der 80er Jahre die Bundesrepublik erschütterte. Der damalige Generalmanager des Flick-Konzerns hatte rund 26 Millionen D-Mark (rund 13 Millionen Euro) an Parteien, Stiftungen und zahlreiche Politiker verteilt.

Unterstützung von Schweizer Sterbehilfe-Organisation

Tochter Bettina von Brauchitsch berichtete, ihre Mutter habe an stark fortgeschrittenem Parkinson gelitten, ihr Vater an einem Emphysem, einer Überblähung der Lunge. "Meine Eltern kannten sich 70 Jahre", sagte sie dem "Focus". "Sie waren fast 60 Jahre verheiratet, haben ihren Lebensweg mit allen Höhen und Tiefen gemeinsam verlebt und somit für sich entschieden, auch den letzten Weg gemeinsam zu gehen."

Nach Informationen der "Bild"-Zeitung wurde das Ehepaar von der Schweizer Sterbehilfeorganisation "Exit" unterstützt. Der Vizepräsident von "Exit", Bernhard Sutter, wollte sich aus Datenschutzgründen am Samstag nicht zu dem Fall äußern. Grundsätzlich helfe seine Organisation aber nur Schweizer Bürgern "oder Menschen, die in der Schweiz einen Wohnsitz haben", sagte Sutter.

Die Flick-Affäre war einer der größten Politskandale in der Nachkriegsgeschichte Deutschlands. Zu den Empfängern des Geldes gehörten auch der frühere Wirtschaftsminister Hans Friderichs und sein Nachfolger Otto Graf Lambsdorff (beide FDP). Lambsdorff musste in der Folge zurücktreten. Die beiden Ex-Minister und von Brauchitsch wurden 1987 wegen Steuerhinterziehung beziehungsweise Beihilfe zu Bewährungs- und Geldstrafen verurteilt.

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lea/DPA

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