EINKOMMEN Spielautomaten killen das Trinkgeld

In den Casinos vermiest die stetig wachsende Zahl von Spielautomaten den Angestellten die Trinkgelder. Ver.di plant Neuregelungen der Verteilung.

Nach Angaben des stellvertretenden ver.di-Landesbezirksleiter Heinz-Georg Harbauer, ist das Trinkgeld-Aufkommen seit Jahren rückläufig. Noch dazu bringen die Automaten mehr Umsatz und sind weniger personalaufwendig als Roulette oder Poker. Deshalb steigt ihr Anteil am Gesamtgeschäft. Leidtragende des Trends sind die Beschäftigten der Spielbanken, da Automaten-Nutzer kein oder nur wenig Trinkgeld geben.

Weniger Trinkgeld = weniger Einkommen

»Die Beschäftigten sind aber von den Trinkgeldern abhängig, da nur ein Teil der monatlichen Einnahmen aus einem Festgehalt besteht«, sagte Harbauer. Der Rest des Einkommens stammt eben aus einem Anteil am Trinkgeld, der nach Dienstalter und Funktion gestaffelt ist. Sinkt also das Trinkgeld-Aufkommen insgesamt, müssen auch die Angestellten den Gürtel enger schnallen.

Ver.di fordert Neuregelung

Um dies auszugleichen, will sich ver.di in einer für den 14. September angesetzten Verhandlungsrunde für eine Neuregelung der Trinkgelder-Verteilung einsetzen, sagte Harbauer. Daneben fordere die Gewerkschaft, die Festgehälter der rund 1.000 Beschäftigten der bayerischen Spielbanken um sechs Prozent anzuheben. Auf dem Programm sollen auch die Altersteilzeitregelung sowie eine bessere Bezahlung von Überstunden für Teilzeitkräfte stehen.

Beispielwirkung für alle Casinos?

Passionierte Glücksritter können augenblicklich in neun bayerischen Spielbanken ihrer Leidenschaft frönen. Im vergangenen Jahr spielten die Casinos in Bad Wiesee, Garmisch-Partenkirchen, Bad Kissingen, Bad Reichenhall, Lindau, Bad Füssing, Feuchtwangen, Kötzting und Bad Steben rund 262 Millionen DM ein. Mit Spielautomaten wurden rund 121 Millionen DM eingenommen. An den Tischen verloren die Spieler rund 88 Millionen DM und auf Trinkgelder entfielen etwa 53 Millionen DM.