Gericht eröffnet Verfahren Umsatzeinbruch in Coronakrise: Deutschlands größte Friseurkette Klier ist insolvent

Neue Corona-Regeln im Dezember: Schlange stehen vor Läden?
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Der Handel in Deutschland warnt vor dramatischen Folgen der von Bund und Ländern beschlossenen Verschärfung und Verlängerung des Teil-Lockdowns. Bund und Länder hatten beschlossen, dass der Teil-Lockdown mit der Schließung unter anderem von Restaurants, Theatern, Fitnessstudios und Freizeiteinrichtungen bis zum 20. Dezember verlängert wird. Gleichzeitig wurde eine Verschärfung der Vorschriften für den Einzelhandel beschlossen. Dies führt dazu, dass in Geschäfte mit mehr als 800 Quadratmetern - also auch in praktisch allen Supermärkten - weniger Kunden gleichzeitig einkaufen dürfen als bisher. Der Handelsverband erwartet nun, dass ausgerechnet im wichtigen Weihnachtsgeschäft weitere Umsätze ins Internet abwandern - zu Lasten der Mode- und Schuhhäuser, Parfümerien, Uhren-, Schmuck- und Spielwarengeschäfte in den Innenstädten. Und während die Innenstadthändler mit der Kundenflaute kämpfen, befürchten die großen Lebensmittelhändler genau das Gegenteil. Lange Schlangen vor Läden und Probleme, die riesige Nachfrage vor den Festtagen angesichts der staatlich verordneten Zugangsbeschränkungen zu bewältigen.
Auch wenn sie oft nicht schließen mussten wie Restaurants oder Kultureinrichtungen, wurden viele Friseurbetriebe von der sinkenden Nachfrage der Kunden in der Pandemie hart getroffen. Für einen großen Vertreter der Branche wird es nun finanziell sehr eng.

Der Umsatzeinbruch in der Coronakrise hat Deutschlands größte Friseurkette Klier in die Insolvenz gedrückt. Das Amtsgericht am Firmenhauptsitz Wolfsburg eröffnete am Dienstag ein entsprechendes Verfahren, um die Forderungen der Gläubiger zu prüfen.

Klier war infolge des starken Nachfragerückgangs seit dem Beginn der Pandemie finanziell immer mehr in Bedrängnis geraten. Nachdem Anfang September zunächst ein Schutzschirmverfahren beantragt worden war, um das Unternehmen zu sanieren, machte das zuständige Gericht nun knapp drei Monate später den Weg für das Insolvenz-Hauptverfahren frei.

"Die Gläubiger werden aufgefordert, Insolvenzforderungen bei dem Sachwalter anzumelden", teilte die Kammer mit. Eine Gläubigerversammlung wurde für den 25. Februar 2021 angesetzt. Wie viele der rund 9200 Jobs bei Klier gefährdet sind, ist bisher unklar.

Klier-Gruppe betreibt nach eigenen Angaben die bundesweit größte Zahl an Friseurfilialen

Zuvor hatten auch Überbrückungshilfen die hohen Einnahmeeinbußen bei Klier besonders während des Shutdowns im Frühjahr nicht ausgleichen können – etliche Friseurbetriebe hatten damals zeitweise komplett schließen müssen. Ein Sprecher hatte am Montag erklärt, die Prüfung der Finanzlage sei nun "eine wichtige weitere Etappe" auf dem weiteren Weg. Die geschäftsführenden Gesellschafter Michael und Robert Klier hatten sich zuversichtlich für einen Neustart gezeigt.

Während des vorgeschalteten Schutzschirmverfahrens war das Restvermögen von Klier zunächst vor äußeren Zugriffen geschützt. Ziel eines solchen Ablaufs ist es, noch nach weiteren Lösungen zu suchen, ohne dass förmlich Insolvenz angemeldet wird. Die Geschäftsleitung bleibt im Amt, ihr wird allerdings ein Sachwalter zur Seite gestellt. Klier ließ im September mitteilen, man wolle sich "in eigener Verantwortung nachhaltig sanieren und zukunftsfähig aufstellen".

Die Klier-Gruppe betreibt nach eigenen Angaben die bundesweit größte Zahl an Friseurfilialen. Neben rund 1400 Niederlassungen im Inland gibt es zahlreiche weitere Standorte in anderen Ländern Europas. Auch Marken wie Essanelle oder Super Cut gehören dazu. Der Sachwalter im Schutzschirmverfahren, Silvio Höfer, wollte sich zu den konkreten Aussichten zuletzt nicht äußern.

Die Vizechefin der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Christine Behle, hatte betont, bei den Verhandlungen müssten die Interessen der Mitarbeiter berücksichtigt werden. Sie warnte Klier vor einem massiven Abbau von Arbeitsplätzen.

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fs