Getränke Eckes steht vor Verkauf der Alkoholsparte

Beim Getränkekonzern Eckes (Chantré, granini) will man sich von der Alkoholsparte trennen und ganz auf Fruchtsäfte konzentrieren. Die Entscheidung soll Mittwoch fallen.

Beim Getränkekonzern Eckes (Chantré, granini) steht die Entscheidung über den Verkauf der Alkoholsparte bevor. Das Unternehmen in Nieder-Olm bei Mainz hat für diesen Mittwoch zu einer Aufsichtsratssitzung geladen, anschließend folgt eine außerordentliche Hauptversammlung. Betriebsratschef Uwe Michalski erwartet, dass dort die Entscheidung fällt.

Vorstandschef Herbert

Verse hatte im Oktober überraschend angekündigt, dass die Alkoholsparte des Traditionsunternehmens verkauft werden soll. Eckes will sich auf Fruchtsäfte konzentrieren. In den vergangenen Tagen war Verse unterwegs, um die letzten Details des Verkaufs festzuzurren. Am Firmensitz will man aber noch nicht frohlocken. Es könne ja immer noch schief gehen, heißt es. Eckes-Sprecher Dieter Wingenfeld sagt lediglich: «Wir liegen im Zeitplan.»

Die 1857 gegründete

Firma trennt sich von einem Geschäftsbereich, der etwa die Hälfte von Gewinn und Umsatz bringt. Mit seinen Marken Chantré, Eckes Edelkirsch und Mariacron ist Eckes Marktführer bei Spirituosen in Deutschland. Der Betriebsrat ist nach wie vor gegen den Verkauf. Für den 5. Februar sind schon Aktionen in Vorbereitung.

Zwar liegen die

genauen Geschäftszahlen für 2002 noch nicht vor, aber nach Einschätzung der Firmenleitung hat sich der Konzern gut entwickelt. «Wir gehen davon aus, dass wir unsere Ziele erreicht haben», heißt es dort. Das bedeutet, dass nach dem Kauf des französischen Fruchtsaft-Marktführers Joker der Umsatz deutlich zugelegt hat und der Gewinn mindestens gleich geblieben ist. Eckes hatte 2001 einen Umsatz von 1,25 Milliarden Euro und einen Gewinn von 42,9 Millionen Euro erzielt. Mit Alkoholika wurden 678 Millionen Euro (inklusive Branntweinsteuer) eingenommen. Dort sind 765 der rund 2200 Mitarbeiter beschäftigt, der Gewinn lag bei 23,8 Millionen Euro.

Bei diesen guten Zahlen ist es für die Belegschaft schwer zu verstehen, warum der harte Einschnitt sein muss. Unternehmenssprecher Wingenfeld betont, es sei eine strategische Entscheidung gewesen, nur die Fruchtsäfte (hohes C, Frucht-Tiger, Dr. Koch) zu behalten. «Wir verkaufen die Spirituosen nicht, weil wir mit dem Rücken an der Wand stehen. Aber wir können uns nur eine Sparte leisten.»

Am Stammsitz

in Nieder-Olm sind die 480 Beschäftigten angespannt. «Es stehen 200 Arbeitsplätze auf dem Spiel», sagt Betriebsrat Michalski. Rund 150 seien im Bereich der Spirituosen betroffen, 50 in der Buchhaltung und im Zahlungsverkehr. Manche Mitarbeiter sind schon resigniert, andere hoffen, dass sie auch beim künftigen Eigentümer noch gebraucht werden. Unklar ist auch das Schicksal der etwa 130 Beschäftigten im modernen Spirituosenwerk in thüringischen Nordhausen (Echter Nordhäuser Doppelkorn). «Ich kenne keinen Spirituosenstandort, der ausgelastet ist», sagt Michalski. Deshalb sei zu befürchten, dass ein Käufer nicht auf das Werk angewiesen ist.

Das Interesse

an der Alkoholsparte ist dem Vernehmen nach groß. Wer das Rennen macht, ist noch nicht bekannt. Als Kandidaten kommen die großen Drei der Branche in Frage, die britischen Konzerne Diageo, Allied Domecq und das französische Unternehmen Pernod Ricard. Eckes-Chef Verse hatte versprochen, dass neben dem Kaufpreis auch die Interessen der Arbeitnehmer als wesentlicher Faktor in den Verhandlungen berücksichtigt werden sollen.